Ursula Poznanski: Oracle [Rezension]
Als Kind hat Julian merkwürdige Visionen. Das sind nur Fehlschaltungen im Hirn, sagt seine Therapeutin, bedeutungslose Trugbilder. Und mit den richtigen Medikamenten sind die auch verschwunden. Jahre später wird Julian mit einer schockierenden Erkenntnis konfrontiert. Einige seiner Visionen scheinen wahr geworden zu sein. Sieht er Schatten, die die Zukunft vorauswirft? Könnte er also schlimme Ereignisse verhindern? Oder tritt er damit noch größere Katastrophen los? (Inhaltsangabe © Loewe Verlag)
Julian hat es nicht leicht. Bereits seit seiner Kindheit nimmt er an manchen Menschen Schatten, Nebel oder gar kriechende Würmer wahr. Diese Visionen verwirren und ängstigen ihn, niemand mag ihm Glauben schenken und er wird seine ganze Schulzeit hindurch gemobbt und ausgegrenzt. Erst die Behandlung mit Medikamenten lässt die Erscheinungen verschwinden. Pünktlich zum Start an der Uni wagt es Julian, sich wieder unter Menschen zu begeben, unterstützt von seiner Therapeutin. Die Visionen sind schon länger verschwunden. Doch dann trifft Julian bei einem Klassentreffen auf frühere Bekannte und er beginnt sich zu fragen, ob die Visionen von damals nicht Ereignisse in der Zukunft zeigen. Julian setzt alles auf eine Karte, um herauszufinden, was die Zeichen bedeuten. Ab jetzt wird sich alles ändern.
Wer mich und diesen Blog kennt, weiß, dass ich seit “Erebos” ein großer Fan von Ursula Poznanski bin und nach ihrer kreativen Schaffenspause konnte ich mich endlich wieder auf einen Jugendthriller der Wiener Autorin stürzen. Bisher bewegten sich Poznanskis Thriller trotz aller visionären Technologie immer im Bereich des technisch Möglichen. Nun also erstmals ein Thriller mit einem großen Mystery-Anteil.
Julian ist ein auf aufgrund seines psychiatrischen Hintergrunds etwas sperriger Charakter. Er hat lange Zeit kaum Kontakt zu anderen, vor allem Gleichaltrigen, gehabt. Die Kontakte, die er in der Schule hatte, waren eher traumatisierend. Er handelt daher oft nicht unbedingt typisch für einen jungen Menschen seines Alters, aber das ist meiner Meinung nach verständlich. Mir hat sehr gefallen, wie wertschätzend Ursula Poznanski ihre Charaktere mit dem Thema psychische Erkrankungen oder überhaupt mit Menschen, die “anders” sind, umgehen lässt. Die Studentinnen und Studenten im Wohnheim habe ich daher recht schnell ins Herz geschlossen, vor allem Julians Mitbewohner Robin. Natürlich sind nicht alle Personen im Buch so, man muss ja realistisch bleiben. Daher gibt es dann auch ein ganz besonders krasses Arschloch, dem ich irgendwann nichts Gutes mehr wünschen mochte.
Ursula Poznanski schreibt wie gewohnt packend und mitreißend. Auch dieses Buch habe ich wieder innerhalb eines Tages verschlungen. Es entwickelt sich schnell eine Dynamik, die mich zusehends zu der Frage führte, wie sie diese Geschichte wohl beenden wolle. Tatsächlich hat mich das Ende – und ja, es gibt einen packenden Showdown – zufriedenstellen können.
© Tintenhain
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Die allerbeste Prinzessin
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Loewe Verlag GmbH (16. August 2023)
ISBN-10: 3743216582
ISBN-13: 978-3743216587
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: € 22,00 [D]
Rezensionsexemplar
Schönen guten Morgen und ein Frohes Neues Jahr!
Nachdem mir Shelter nicht so zugesagt hat wollte ich erstmal eine kleine Pause von Ursula Poznanski machen. Auch weil mir die neue Krimireihe nicht gefallen hat, bzw. schon nach dem reinlesen in den ersten Band war mir klar, dass das nichts für mich ist…
Die Rezensionen zu Oracle haben mich jetzt aber doch neugierig gemacht. Bei den anderen hab ich öfter gelesen, dass das Umgehen mit den Medikamenten bzw. das Weglassen hier sehr locker gehandhabt wurde. Hattest du den Eindruck auch? Ist ja immer sehr schwierig bei psychischen Krankheiten und sehr individuell … mich würde nur interessieren ob du das hier auch als etwas schwierig gesehen hast.
Ich wünsche dir ein ganz tolles Jahr!
Liebste Grüße, Aleshanee