Tintenhain – Der Buchblog

Ursula Poznanski: Stimmen (3) [Rezension]

Cover Ursula Poznanski Stimmen Kaspary
Cover © Wunderlich Rowohlt

Menschen, die wirr vor sich hinmurmeln. Die sich entblößen, Stimmen hören: Die Psychiatriestation des Klinikums Salzburg-Nord ist auf besonders schwere Fälle spezialisiert. Als einer der Ärzte ermordet in einem Untersuchungsraum gefunden wird, muss die Ermittlerin Beatrice Kaspary versuchen, Informationen aus den Patienten herauszulocken. Aus traumatisierten Seelen, die in ihrer eigenen Welt leben. Und nach eigenen Regeln spielen… (Inhaltsangabe © Wunderlich Rowohlt)

Also eins kann man über Ursula Poznanski wirklich sagen: Mit ihr wird es nie langweilig und sie beschäftigt sich in ihren Romanen abwechslungsreich mit interessanten Themen. “Stimmen” ist der dritte Thriller aus der Reihe um die beiden Ermittler Beatrice Kaspary und Florin Wenninger und dieses Mal geht es um einen Fall in der Psychiatrie.

Die Psychiatrische Abteilung des Klinikums Salzburg-Nord ist auf traumatisierte Patienten spezialisiert und als dort ein Mord an einem der Ärzte verübt wird, ist nicht sicher, ob der Täter unter den Angestellten oder unter den Patienten gesucht werden muss. Der junge Arzt war mit seiner ruhigen, kompetenten Art unter den Kollegen wie den Patienten gleicherma0en beliebt und anerkannt. Die Art des Mordes scheint zu kompliziert, um planvoll von einem der Patienten durchgeführt worden zu sein, die doch kaum in der Lage sind, ein eigenständiges Leben zu führen und doch sind eindeutige Spuren zu finden. Ist es richtig, wie Polizeipsychologe Kossar sagt, dass Psychiatriepatienten nicht mehr zu Gewalt neigen als jede andere Person? Was aber, wenn die Stimmen, die Walter Trimmel hört und die ihm sagen, was er zu tun hat, doch zu einer Gewalttat getrieben haben? Beatrice Kaspary hält alles für möglich und  nimmt Personal und Patienten genau unter die Lupe. Von einer Patientin mit einer schweren traumatischen Störung ist sie besonders fasziniert. Jasmin, schwierigster Fall und wissenschaftliche Trophäe der Ärzte zugleich, ist nicht in der Lage mit anderen Menschen zu kommunizieren und doch ist sich Beatrice sicher, dass Jasmin etwas weiß. Sie widmet sich intensiv der jungen Frau und ahnt nicht, dass sie sich damit selbst in Gefahr bringt.

“Stimmen” ist von Anfang an spannend, auch wenn man sich vielleicht darüber streiten mag, ob es sich um einen Thriller oder einen Krimi handelt. Die Menschen, die auf der Psychiatrischen Station behandelt werden, sind schwer traumatisiert und haben furchtbare Schicksale erlitten. Poznanski konkretisiert hier drei Fälle, die etwas ausführlicher beleuchtet werden. Vor allem Jasmin, die vor einigen Jahren verwahrlost in einem Kellerloch gefunden wurde, nimmt sehr großen Raum ein und zeitweise lässt Beatrices intensive Beschäftigung mit den Patienten und deren Akten den Leser fast vergessen, dass es eigentlich einen Mord aufzuklären gilt. Den zu Anfang ermordeten Arzt habe ich zwischenzeitlich beim Lesen meist gar nicht mehr im Hinterkopf gehabt, genauso wie die später auftretenden Todesfälle. Die meiste Zeit habe ich einer Lösung zu Jasmins Verhalten entgegen gefiebert.

Auch Beatrices Privatleben nimmt eine größere Rolle ein. Der Konflikt mit ihrem Exmann, der die gemeinsamen Kinder als Spielball nutzt, um Beatrice moralisch zu erpressen, spitzt sich immer mehr zu. Hier war ich zum teil fassungslos, wie Bea, die sich beruflich keineswegs die Butter vom Brot nehmen lässt, hilflos dem Exmann ausgeliefert ist. Den unangenehmen Kollegen, wie dem geltungsbedürftigen Bechner oder dem jovialen Polizeipsychologen Kossar, nimmt sie regelmäßig den Wind aus den Segeln und verweist sie in ihre Schranken. Beim Exmann hingegen mutiert sie zum hilflosen Mäuschen, das sich schutzsuchend an Florin Wenninger lehnt. Die Beziehung zwischen Bea und Florin wird weiter ausgebaut, nach wie vor undramatisch und konsequent.
Poznanskis Schreibstil ist gewohnt packend und flüssig zu lesen.

“Stimmen” ist ein aufwühlender Krimi, der mich durchgehend zu fesseln vermochte und mit einer unvermuteten Auflösung überrascht.

© Tintenhain


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Die Beatrice-Kaspary-Reihe
1. Fünf
2. Blinde Vögel
3. Stimmen
4. Schatten

weitere Bücher von Ursula Poznanski (Rezensionen sind ggf. verlinkt)

Thriller für Erwachsene
Vanitas – Schwarz wie Erde (Band 1)
Vanitas – Grau wie Asche (Band 2)
Fremd (mit Arno Strobel)
Anonym (1) (mit Arno Strobel)
Invisible (2) (mit Arno Strobel)
Fünf (Kaspary/Wenninger Band 1)
Vögel (Kaspary/Wenninger Band 2)
Stimmen (Kaspary/Wenninger Band 3)
Schatten (Kaspary/Wenninger Band 4)

Jugendbücher
Aquila
Elanus
Erebos
Erebos 2
Layers
Saeculum
Thalamus
Die Verratenen (Eleria 1)
Die Verschworenen (Eleria 2)
Die Vernichteten (Eleria 3)

Kinderbücher
Buchstabendschungel
Die allerbeste Prinzessin


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Reihe, Band 3
Broschiert:
448 Seiten
Verlag: Wunderlich (6. März 2015)
ISBN-10: 3805250622
ISBN-13: 978-3805250627
Preis: € 14,95 [D]
auch als Taschenbuch für € 9,99 erhältlich
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Cover Ursula Poznanski Stimmen Kaspary
Cover © Wunderlich Rowohlt

5 Kommentare

  1. Liebe Mona,
    ohje, ohje, ich glaube, der Thriller (oder Krimi 😉 ) hat ja noch einiges mehr an Grusel und Grauen zu bieten, als sich bei der Lesung vermutet ließ… Wie gut, dass ich das Buch im letzten Jahr unbedingt mitnehmen musste!
    Liebe Lesegrüße, Heike

  2. Hallo Mona,

    schön, dass es dir auch gefallen hat. Mir war Beas Privatleben etwas zu viel, aber hier sind die Geschmäcker ja verschieden. Mittlerweile bin ich schon auf “Schatten” gespannt.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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