Tintenhain – Der Buchblog

Ursula Poznanski: Layers [Rezension]

Cover Layers Ursula Poznanski
Cover © Loewe Verlag

Dorian lebt auf der Straße. Unterschlupf sucht er in U-Bahnstationen, sein Essen hinter den Supermärkten. Als er eines Morgens mit einem Messer in der Hand neben einem toten Obdachlosen erwacht, zweifelt er an seinem Verstand. Soll er etwa den Mann getötet haben? Dorian kann sich an nichts erinnern, doch ein Mann scheint Zeuge geworden zu sein und bringt Dorian in Sicherheit vor der Polizei.
In der Villa, in die Dorian gebracht wird, leben noch mehr Jugendliche. Sie erhalten Kleidung, Essen, Bildung – doch nichts ist umsonst. Die jungen Leute führen leichte Arbeiten für den Villenbesitzer Raoul Bornheim aus, wie Flugzettel verteilen oder versiegelte Werbegeschenke überbringen. Doch als eine solche Übergabe schief geht, ändert sich Dorians Leben auf einen Schlag. Plötzlich wird er gnadenlos gejagt. (Klappentext © Loewe Verlag)

Was ich an Ursula Poznanskis Thrillern so mag, ist dass sie immer aktuelle oder besondere Themen aufgreift und auf ihre Weise umsetzt. Nach der Gefahr von Computerspielen (“Erebos”), dem Reiz von Liverollenspiel (“Saeculum”) oder Geocaching (“Fünf”) nun also die Möglichkeiten und damit auch dem Missbrauch zukunftsweisender Hightech. Poznanski führt langsam zum eigentlichen Thema hin. Lange ist nicht klar, was es mit den titelgebenden “Layers” auf sich hat. Doch der Titel ist gut gewählt. Schicht für Schicht offenbart sich nämlich, in was für ein perfides System Dorian hineingeraten ist.

Von Anfang an gelingt es der Autorin Spannung aufzubauen und weitestgehend durch das Buch zu halten. Genauso ahnungslos wie Dorian muss der Leser erst herausfinden, was hinter Bornheims Villa und den mysteriösen Aufträgen steckt. Natürlich ist von Anfang an klar, dass es sich um ein abgekartetes Spiel handelt. Der Leser ist Dorian zwar oft an Wissen voraus, wird aber schnell von Dorians Erkenntnissen eingeholt, so dass es nicht öde wird. Am Ende überschlagen sich (wie üblich) die Ereignisse und auch wenn mir an dieser Stelle zeitweise die Logik abhanden kam, so rücken die Puzzleteile dann doch wieder an ihren Platz.

Poznanskis Charaktere sind wie immer gut ausgearbeitet und authentisch. Man hat immer ein ganz genaues Bild vor Augen, was die Charaktere unverwechselbar macht. Dorian ist ein kluger, reflektierter Junge, der eigentlich genau weiß, was er will und was für ein Potential in ihm steckt. Seine persönliche Familiengeschichte wirft ihn zwar aus der Bahn, aber eben nicht ganz. Hier zeigt sich, dass er vor allem viel Charakterstärke hat, auch wenn er sich manchmal für meinen Geschmack doch ein wenig als zu naiv erwies.

Gehadert habe ich generell mit der Naivität der Jugendlichen in Bornheims Villa. Sind sie wirklich so dankbar, dass sie das Denken abschalten? Sie werden in Bornheims Villa nicht nur gut aufgenommen, sondern auch gleich farblich sortiert in Gruppen unterteilt. Unterricht wird von den Jugendlichen selbst durchgeführt, nur Ethik und Sport unterrichten Erwachsene. Aller Dankbarkeit für ein warmes Zuhause  zum Trotz hätte ich hier doch ein wenig mehr Skepsis erwartet. Doch nichts dergleichen, auch der intelligente Dorian fügt sich ins System und hinterfragt nur ansatzweise.

Poznanski schreibt gewohnt spannend und in einem leichten, anschaulichen Stil. Das Kopfkino schaltet sich sofort ein und zeiht den Leser in seinen Bann. Ein wenig wundert es mich, dass “Layers” nicht in Ich-Perspektive geschrieben wurde. Der Leser ist die ganze Zeit bei Dorian, vielleicht wäre so manches auch nachvollziehbarer geworden. Möglicherweise hätte das Buch dann aber noch konstruierter gewirkt? denn ein wenig konstruiert ist die Story eben schon, um vor allem am Anfang eine möglichst geheimnisvolle Atmosphäre auszubauen. Am Ende werden jedoch nicht alle Fragen zu meiner Zufriedenheit geklärt.

“Layers” ist auf jeden Fall ein lesenswerter und gut erzählter Jugendthriller mit interessanten Ideen und einem spannenden Plot. Ein extra Augenmerk verdient übrigens das wundervolle, vielschichtige Cover, das mich auf den ersten Blick für sich eingenommen hat.

© Tintenhain


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Einzelband
Broschiert: 448 Seiten
Verlag: Loewe (17. August 2015)
ISBN-10: 3785582307
ISBN-13: 978-3785582305
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: € 14,95 [D]
Rezensionsexemplar
Cover Layers Ursula Poznanski
Cover © Loewe Verlag

16 Kommentare

  1. Hallo Mona,
    danke für den Link zu meiner Rezension! 🙂 Ich finde es immer super, wenn wir uns gegenseitig vernetzen und aufeinander aufmerksam machen. 🙂
    Ich sehe, du liest gerade “Die Bienenhüterin”. Dieser Roman gehört auch zu meinen “Wunsch-Büchern”, da ich die Verfilmung bereits zu Hause habe und ganz hingerissen von der Geschichte war. Wie gefällt´s dir bisher?
    Liebe Grüße
    von Tina

    1. Wie peinlich, ich habe “Die Bienenhüterin” schon fertig gelesen und sogar rezensiert. Ich mochte das Buch sehr gern. Den Film kenne ich nicht.
      Gerade lese ich “Wer die Lilie träumt”, das muss ich mal aktualisieren. 🙂

  2. Die Jugendbücher dieser Autorin sind sehr Erwachsenentauglich. Gerne erinnere ich mich an Erebos zurück. Layers würde ich gerne als Hörbuch “lesen”
    Den Film zur Bienenhüterin kenne ich auch noch nicht. Drangehe ich direkt mal auf die Suche!

    1. “Erebos” war quasi die Einstiegsdroge. ich bin damals ganz zufällig in der Bücherei über das Buch gestolpert, obwohl Thriller eigentlich nicht so meins sind. Ich fand es wahnsinnig packend und gut geschrieben. Seitdem lese ich einfach alles von Ursula Poznanski und grusele mich sogar durch ihre Erwachsenenbücher. 😀

  3. Hallo!
    Layers hab ich ähnlich empfunden wie du! 😉
    Spannung fand ich von Anfang an vorhanden, nur am Ende hat es sich etwas gezogen, dafür war der Schluss dann etwas kurz. Aber insgesamt trotzdem eine tolle Geschichte, da hab ich die kleinen “konstruierten” Dinge gerne ausgeblendet 🙂
    Liebe Grüße, Aleshanee

    1. Ich fand vor allem das Thema spannend. Einfach mal ein bisschen weiter gedacht. Und Dorian ist auch ein sympathischer Kerl. Hat Spaß gemacht, ihn bei der Flucht zu begleiten und mit ihm herauszufinden, was da eigentlich los ist. 🙂

  4. Ich habe noch nichts von Poznanski gelesen, weil ich mich nicht zur Zuelgruppe zähle. Nachdem ich Deine Rezension gelesen habe, denke ich, dass das wohl auch stimmt. Vor allem Dein Kritikpunkt, die Geschichte wirke etwas konstruiert, schreckt. Ich dann doch ab. In diesem Punkt bin ich nämlich etwas empfindlich.

    1. Wenn du dich doch mal entschließen könntest, es mit einem Jugendbuch von Ursula Poznanski zu probieren, dann nimm “Erebos”. Das Buch hatte mich damals total in seinen Bann geschlagen, so etwas habe ich danach nicht mehr erlebt. Vielleicht muss man aber auch eine Affinität zu Computerspielen haben. Ich bin eigentlich sonst keine Thrillerleserin.
      Liebe Grüße und es freut mich, dass du vorbei geschaut hast. 😉

  5. Eine tolle Rezi, ich fand es ja als Hörbuch auch richtig gut!
    Erebos und Saeculum haben mir bisher aber am besten gefallen 🙂
    LG Ela

  6. Soeben selbst ausgelesen und ja, ich schließe mich deiner Rezension an (auch den vier Sternen in der Bewertung). Sprachlich souverän, spannend, das ja. Aber auch mir ging vor allem am Ende die Logik flöten, oft hatte ich den Gedanken “Das ging mir jetzt viel zu einfach” auf den letzten paar Seiten.
    Was ich mochte, war der sehr allmählichen Spannungsaufbau und ich frage mich fast, ob es nicht Absicht war, dass alle der Villenidee so… hörig sind oder es zu sein scheinen (ja ich denke an einen ganz bestimmten Villenbewohner, wenn ich scheinen schreibe).
    Aber wie gesagt, perfekt fand ich das Buch nicht und so wie Erebos hat es mich nicht geflasht. Auch wenn ich die Idee und den Aktualitätsbezug unfassbar genial und sehr beklemmend fand.

  7. Das Buch hatte ich bereits im Auge, Deine Rezension ist aber die erste, die ich dazu lese. Mit Sicherheit etwas für die Wunschliste 🙂
    Wie waren am Mittwoch Abend noch bei der Open Books Lesung von Strobel/Poznanski – “Fremd” muss ich auch haben 🙂

      1. Ich kann das Buch von der Wunschliste nehmen, habe ich diese Woche erhalten, war ein Gewinn von einer Buchmesse-Aktion von Was liest Du 🙂

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