Empfehlungen vom Bücherstammtisch #5 [Buchtipps]
Unser letzter Bücherstammtisch ist schon eine Weile her und der nächste steht auch schon wieder vor der Tür. Leider habe ich es bisher nicht geschafft, Euch die Buchtipps zu präsentieren, aber besser spät als nie. Wir haben uns zum ersten Mal im “Herman’s” im Univiertel getroffen und damit einen guten Platz für unseren Stammtisch gefunden.
Unseren Bücherstammtisch gibt es schon seit April 2013. Meist sind wir zu viert oder zu fünft, und es sind immer neue Leute herzlich willkommen. In geselliger Runde stellen wir uns gegenseitig Bücher vor und tauschen uns über Gelesenes aus. Seit einiger Zeit präsentiere ich unsere Buchtipps auch kurz und knackig auf meinem Blog. Die Cover der Bücher werden mit der entsprechenden Verlagsseite verlinkt, so dass Ihr schnell an mehr Infos kommt. Es sind auch immer ältere Bücher dabei, so dass sich die Ausgaben ggf. von aktuellen Auflagen unterscheiden.
Empfehlungen im August
Der Autor, von dem man nichts weiß, außer dass er eine Kaffeemaschine hat und kein Videorekorder ist, hat es Imke angetan. “Gretchen” von einzlkind erzählt humorvoll und voller Sprachwitz von Gretchen, einer Theaterintendantin, die auf eine Vulkaninsel bei Island verbannt wird und dort mit einer Theateraufführung mit den Einheimischen für Wirbel sorgt. Imke haben es vor allem einzlkinds Sprache und die liebevoll gezeichneten Figuren angetan. Von einzlkind vor wenigen Tagen der neue Roman “Billy” bei Suhrkamp erschienen.
Uli hat mal wieder in der Onleihe unserer Stadtbibliothek gestöbert und stieß dort zufällig auf Friedrich Ani. Der Autor war ihr bis dahin unbekannt und so ließ sie sich völlig unbefangen auf seinen München-Krimi “Abknallen” ein. Das Buch hat ihr gut gefallen, vor allem die Figuren waren authentisch, so dass man sich gut in sie hineinversetzen konnte – unabhängig davon, ob gut oder böse.
Dermaßen begeistert, las Uli gleich das andere Buch, das es von Friedrich Ani in der Onleihe gibt. Das Jugendbuch “Die unterirdische Sonne“. Psychologisch geschickt aufgebaut, erzählt Ani hier von fünf Jugendlichen, die im Keller eines Hauses gefangen sind. Täglich wird einer von ihnen nach oben geholt. Niemand spricht über das, was oben geschieht. Denn wer spricht, wird sterben. Bis eines Tages ein Junge in den Keller kommt, der sich wehren will. – Das Buch löste bei uns eine Diskussion darüber aus, ob das Buch nicht zu grausam sei oder Jugendliche anders lesen.
Elke hat wieder einmal in ihren alten Schätzen gestöbert und erstaunt festgestellt, dass sie alle Bücher von Evelyn Sanders im Regal stehen hat. Grund genug, sich mal wieder eins davon vorzunehmen. Auf die Autorin stieß sie bei einer Lesung von “Hotel Mama vorübergehend geschlossen”, nach der sie sich sofort das Buch kaufte. Etwas, das für sie eher ungewöhnlich ist. Elke empfiehlt die Familienromane von Evelyn Sanders als leichte Lektüre für Zwischendurch oder für den Urlaub. Immer wieder kann man hier Parallelen zum eigenen Leben entdecken.
(Das Buch gibt es derzeit als Taschenbuch bei Droemer Knaur)
Einen “richtigen Reißer” hatte Cerstin dabei. Wenn man sich mal “so richtig durch ein Buch ziehen lassen will”, dann muss es “Die Gierigen” von Karine Tuil sein. Die Geschichte um die Freundschaft von Samuel, Nina und Samir wirft moralische Fragen auf. Es geht um Lügen, Verrat, Liebe und die Fäden des Schicksals. Der Einstieg ist so rasant und temporeich, dass Cerstin doch ganz froh, war dass das Tempo dann etwas nachlässt, wobei das Buch noch immer “ganz sportlich geschrieben” ist.
Außerdem brachte Cerstin noch das Buch mit dem Neugier weckenden Titel “Who the Fuck Is Kafka?” von Lizzie Doron mit. Ein faszinierendes Buch, bei dem es um die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einer israelischen Schriftstellerin und einem palästinensischen Journalisten handelt. Das Buch behandelt den Nahost-Konflikt aus einer sehr persönlichen Perspektive. Immer wider geraten die beiden trotz aller Vernunft in die Fallstricke ihrer Herkunft. Es wird deutlich, was es heißt, über Jahrzehnte in einem Krieg ohne Aussicht zu stecken.
Nachdem mich Vea Kaiser bei ihrer Lesung in Braunschweig so sehr von ihrem neuen Roman “Makarionissi” begeistern konnte, musste dieses fabelhafte Buch auch mit zum Bücherstammtisch. Die Geschichte von Lefti und Eleni, die sich über mehrere Generationen zieht, ist warmherzig und humorvoll erzählt. Ein richtiges Wohlfühlstück.
Vielleicht kennt Ihr eins der Bücher und seid genauso begeistert?! Der nächste Bücherstammtisch findet am 16.09.2015 wieder um 19:30 Uhr im Herman’s statt. Ihr seid herzlich eingeladen. Einfach ein Buch mitbringen, das ihr empfehlen könnt und Ausschau nach einem Bücherstapel auf dem Tisch halten.
Liebe Grüße
Eure Tintenelfe
—> mehr Empfehlungen vom Bücherstammtisch <—
Ich habe vor einer Weile “Die unterirdische Sonne” im Rahmen einer Leserunde gelesen.
Es ist ein Klischee, dass ein Jugendbuch automatisch weniger brutal sein darf/muss, weil es ein Jugendbuch ist. Und zwar ein Klischee, das ich immer öfter aufgebrochen sehe und zwar mit wirklich beeindruckenden Büchern, die zutiefst an die Substanz gehen.
Dieses hier ist für Leser ab 16 Jahren empfohlen, also ein Buch, das für 12Jährige auf alle Fälle zu hart wäre. Das streitet niemand ab. Gerade in DEM Alter aber wechseln ohnehin viele Jugendliche zur Erwachsenenliteratur, zum Young Adult etc. Da ist die Brutalitätsschraube auch noch mal etwas anders.
(meine Rezi von “Unterirdische Sonne” noch aus meiner Vorbuchblogzeit: http://39410.dynamicboard.de/t7090f70-Friedrich-Ani-die-unterirdische-Sonne.html )
Danke für den Rezilink. Ich finde, das Buch klingt unheimlich spannend, vermutlich zu spanennd für mich. Ich denke, unsere Diskussion wurde auch daruch ausgelöst, dass Uli, die sonst keine Jugendbücher liest, anfangs von “Kinderbuch” und Kindern im Keller sprach. Das löst bei verschiedenen Personen unterschiedliche Assoziationen aus. Damit hat Uli aber keineswegs gemeint, dass es ein Buch für jüngere Kinder ist, das war lediglich eine ungenaue Bezeichnung. Letztendlich aber das, was den Widerspruch ausgelöst hat.
Ich habe meine “heiße” Stephen-King-Phase zwischen 15 und 18 gehabt. Damals fand ich die Bücher vor allem spannend, nicht gruselig. Das sähe heute teilweise anders aus.
Das Thema “Kopfkino” hatten wir in diesem Zusammenhnag auch. Genau hier stellte sich die Frage, inwiefern man als Leser vielleicht auch altersabhängig die Tatsachen für sich sprechen lässt oder mittels Kopfkino ausschmückt. Liegt es nicht auch am eigenen Erfahrungshorizont (auch durch Berichte in den Medien), wie stark das Kopfkino hier Filme ablaufen lässt?
Stimmt, Kinder ist ja bei den Einen dann wirklich ein fünfjähriges Kind, bei andren tendentiell eher so Zehnjährige, an Teenager denkt eher niemand.
Ja, Grusel ist wohl eine Sache, die nicht nur altersabhängig, sondern allgemein sehr individuell ist. Mich kriegt kaum etwas zum Gruseln, während andere Menschen schon von Graf Zahl aus der Sesamstraße erschreckt werden :).
Kopfkino… Meins ist beispielsweise immer ziemlich plastisch und ja, gerade dadurch kann es passieren, dass auch mir etwas zu viel wird, weil ich es mir zu gut vorstellen kann.
Aber ich lese gerade deswegen solche Bücher. Ich möchte beim Lesen an Grenzen meiner Gefühle stoßen, die ich außerhalb des sicheren Umfelds Buch nie erleben möchte. Auch wenn es wehtut und unangenehm ist.
Liebe Mona, ich mag Makarionissi so sehr!!! Die anderen Titel kenne ich nicht, aber einiegs klingt soch wirklich sehr interessant….mich springt “Die unterirdische Sonne” geradezu an!! Liebe Grüße Heike
Bei dem Titel wird mir ganz anders. Dafür hat Cerstin mich sehr neugierig auf “Die Gierigen” gemacht. Ihr letzter Tipp war auch schon so toll.
Ach du kennst mich Psychthrillertante doch 😉