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Ursula Poznanski: Die Burg [Rezension]

Cover Ursula Poznanski Die Burg
Cover © Droemer Knaur

Es hat ihn buchstäblich Unsummen gekostet – doch Milliardär Nevio hat die halbverfallene Burg Greiffenau nicht nur einfach instandsetzen lassen: Die unterirdischen Geheimgänge, Gruften und Verliese wurden mithilfe modernster Technik zu einer einzigartigen Escape-Welt ausgebaut. Eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass das Spiel auf jede Besuchergruppe individuell zugeschnitten ist. Ob mittelalterliche Festung, Vampirschloss oder Fantasywelt – Burg Greiffenau kann alles sein, was sich die Spieler wünschen. Um sein grandioses Werk zu testen, lädt Nevio eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Experten ein. Niemand ahnt, dass die KI längst beschlossen hat, ihr eigenes Spiel zu spielen. Und darin ist ein Happy End nicht vorgesehen.(Klappentext © Droemer Knaur)

Eine Burg, ein Escape-Room, ein Abenteuer – gesteuert von einer Künstlichen Intelligenz, die jeden szenischen Wunsch der Spielerinnen und Spieler erfüllen kann: eine Mittelalterwelt, eine Fantasywelt, Marktatmosphäre, eine Bibliothek oder eine Waldlichtung. Alles ist möglich, man muss nur genau sagen, was man möchte.

Der Milliardär Nevio hat gleich eine ganze Burg samt unterirdischer Gänge zu einer riesigen Escape-Welt umbauen lassen. Eine Gruppe Auserwählter soll vor der Eröffnung das Ganze mal unter realen Bedingungen ausprobieren. Maxim, der eine riesige Angst vor der Konkurrenz zu seinem eigenen Escape-Unternehmen hat, ist Rätselprofi, genau wie Petra, die das Event bei einem Preisausschreiben gewonnen hat. Influencerin Yvonne soll Fotos machen und der Historiker Professor Melerski hat die Aufgabe, zu überprüfen, wie authentisch die KI das Mittelalter reproduziert. Außerdem dabei ist Emil Strauss, ein ehemaliger Olympiaschwimmer und C-Promi. Das Spiel kann beginnen!

Die Gruppe entscheidet sich für ein kniffliges Szenario, legt Effekte und Ereignisse fest und einigt sich auf ein Spielziel. Dann geht es los! Alles ist so echt, die Atmosphäre vollkommen bis, ja bis die KI beginnt nach ihren eigenen Regeln zu spielen und ein Wettlauf auf Leben und Tod beginnt.

Ursula Poznanski lässt sich zunächst erst einmal Zeit, um die Charaktere auf der Burg ankommen zu lassen, wodurch die Spannung nur langsam aufgebaut wird. Der Fokus des Thrillers liegt meinem Empfinden nach dann aber weniger auf den Figuren als auf der Beschreibung der Szenerien und Rätsel. Die KI, die sehr passend auch KIsmet genannt wird, setzt in den Szenarien voll auf Horrorelemente, Schock und Ekel. Für meinen Geschmack war das unnötig viel und ich bin schnell abgestumpft, vor allem von da an, wo einer der Protagonisten von einem gruseligen Raum in den nächsten kommt, natürlich immer in der Diskussion mit der KI und einem Rätsel, dass es zu knacken gilt, um weiterzukommen. Zum Glück gibt es vorn und hinten im Buch eine Karte der Burg, sodass ich zumindest immer verfolgen konnte, wo er sich befindet, sonst hätte ich irgendwann den Faden verloren.

Mit den Figuren bin ich bis zum Ende leider nicht besonders warm geworden. Sie waren eigentlich mehr Schachfiguren auf dem Spielbrett der KI und weniger Charaktere, mit denen man mitfühlt und die man vielleicht sogar gern hätte besser kennenlernen wollen. Am interessantesten ist wahrscheinlich noch Yvonne, die für so manche Überraschung gut ist.

Zum Glück wartet die Burg aber mit einigen geschickt eingestreuten kleinen Plottwists auf und natürlich stellt sich die Frage, was die KI im Schilde führt. Oder ist sie vielleicht doch menschengesteuert? Was steckt dahinter und was macht das Spiel plötzlich so erbarmungslos? In der Frage nach dem Warum liegt die Stärke von “Die Burg”. Hier kann man miträtseln und wilde Theorien aufstellen. Und ja, dafür wird auch etwas an die Hand gegeben. Die Auflösung fand ich komplett nachvollziehbar und vielleicht auch ein kleines bisschen erschreckend. Aber wissen wir nicht eigentlich längst um die Gefahren, die in der Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz stecken?

Insgesamt hat mich “Die Burg” gut unterhalten und am Ende wird es dann auch mit einem Showdown so richtig spannend. Für Fans von Ursula Poznanski ist der Thriller ein Muss. Wer die Autorin noch nicht kennt, sollte aber vielleicht erst einmal zu einem anderen Buch greifen. Ich habe euch unten die meisten ihrer Thriller aufgeführt.

© Tintenhain


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Verlag: Droemer Knaur (01. Februar 2024)
ISBN-10: 3426448378
ISBN-13: 978-3426448373
Preis: € 24,00 [D]
Rezensionsexemplar
Cover Ursula Poznanski Die Burg
Cover © Droemer Knaur

4 Kommentare

  1. Guten Morgen!
    Ich bin die Tage darüber gestolpert, dass Ursula Poznanski (schon) wieder ein neues Buch heraus gebracht hat. Ich weiß gar nicht so genau warum, aber ich dachte erst einmal: „Ah, sie macht es jetzt wie Fitzek und haut ständig was Neues raus.“
    Ich selbst habe vor Jahren aufgehört, ihre Thriller zu lesen, weil ich Vanitas so schlecht fand. An ihrem neuen Jugendbuch „Oracle“ kam ich allerdings nicht vorbei. Habe es aber noch nicht gelesen. „Erebos 2“ habe ich wieder verkauft, nachdem ich es abgebrochen hatte, obwohl ich den ersten Teil gigantisch gut fand.
    Du siehst, ich bin kein großer Fan, aber es gibt Bücher, die ich immer mal von ihr mag. Die Jugendbücher eher, als die Erwachsenenthriller. „Saeculum“ war übrigens das erste Buch, das ich von ihr las und meiner Meinung nach auch immer noch die beste Geschichte.
    „Die Burg“ klingt reizvoll, aber ich fürchte, ich fliege wieder raus und werde es erstmal nicht lesen.
    Ganz liebe Grüße,
    Babsy

    1. Liebe Babsy,

      eigentlich hat Ursula Poznanski schon immer jährlich ein neues Buch herausgebracht, im Frühjahr ein Buch für Erwachsene oder ein Jugendbuch im Sommer. Sie hatte von Anfang an einen hohen “Output” und hat eigentlich erst in den letzten Jahren etwas auf die Bremse getreten. Ich finde ihr Ideen immer sehr spannend und zeitgemäß, vor allem mag ich die Gedankenexperimente, die den technischen Fortschritt betreffen. “Erebos 2” hätte sie sich verkneifen sollen, das konnte einfach nicht an den ersten Teil anknüpfen. Der war damals für mich der absolute Hammer. Ich hatte das Gefühl, noch nie etwas Großartiges gelesen zu haben – was natürlich nicht stimmt.
      Bei “Die Burg”, das ja für Erwachsene geschrieben ist, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, ein Jugendbuch zu lesen, wären nicht die Horrorelemente gewesen, die ich abstoßend sind. Nun war ich erst geneigt, zu sagen, dass das an den flachen Charakteren liegen könnte, aber das wäre dem Jugendbuch an sich gegenüber sehr ungerecht. Vielleicht ähneln sich aber ihre Bücher auch einfach inzwischen sehr, wenn es nicht eine auf mehrere Bände angelegte Reihe ist. Ich meine damit, nicht inhaltlich, da erfindet sie immer wieder etwas Neues, aber so vom Tonfall her. Ich weiß gerade nicht, wie ich das gut beschreiben könnte.

      Liebe Grüße
      Mona

  2. Hallo liebe Mona,

    nun irgendwann wie jeder Leser/inn habe ich mit “Erebos” und fand diese Geschichte total spannend und z.T. auch sehr real geschildert…also Daumen hoch dafür.

    Im Januar 2024 habe ich mir dann ..Stille blutete…eine geschickt aufgemachter Thriller/Krimi mit einen ungewöhnlichen Ende vorgenommen…auch hier ..Daumen hoch….fehlt in Deiner Aufstellung, glaube ich.

    Hm, Escape-Room…also ein Raum/Räume wo man sich freiwillig einschließen lässt und dann darauf wartet wie man wieder herauskommt…das mag ich einfach nicht/zu brutal für meinen Geschmack…und wenn eine Ki auch noch mitspielen darf…..ist das wahrscheinlich keine Geschichte für mich.
    Trotzdem Danke für das Vorstellen

    LG…Karin..

  3. Hallöchen Mona,

    ich muss zugeben, als ich den Titel das 1. Mal gesehen habe und nicht auf Verlag und das Wort “Thriller” geachtet habe, bin ich von Jugendbuch ausgegangen.
    Bei der Autorin muss ich manchmal 2x hingucken, was das angeht.
    Dass “Die Burg” dein Herz nicht wirklich gewinnen konnte, ist natürlich schade.
    Nach deinen Beschreibungen bezüglich Horror-Elementen musste ich an die Filme von “Saw” denken…

    Ich freu mich, dass wir uns in Leipzig sehen.

    Liebe Grüße
    Tina

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