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David Safier: Miss Merkel – Mord auf dem Friedhof (2)[Rezension]

 

 

Cover David Safier: Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
Cover © Rowohlt Verlag

Der Gärtner ist nicht immer der Mörder, manchmal ist er auch die Leiche. Das wird Rentnerin Angela spätestens klar, als ihr Mops die Leiche des Gärtners auf dem Klein-Freudenstädter Friedhof in der beschaulichen Uckermark entdeckt. Kopfüber steckt der Tote in der Erde, nur die Beine ragen heraus. Die Mordverdächtigen sind allesamt in zwei verfeindeten Bestatter-Familien zu finden. Da gibt es einen dubiosen Geschäftsführer, eine spröde Buchhalterin, eine sensible Trauerrednerin, einen Satanisten sowie einen kultivierten Steinmetz. Mit Letzterem teilt Angela nicht nur ihre Liebe zu Shakespeare, der ältere Herr sieht auch noch aus wie ein ehemaliger französischer Filmstar. Wird Angela dem rauen Charme dieses Mannes verfallen? Und was sagt ihr Gatte Achim dazu? Der zweite Fall der Meisterdetektivin Miss Merkel stellt die Ex-Bundeskanzlerin auch privat vor kniffelige Probleme. (Klappentext © Rowohlt Verlag)

Der erste Detektivroman “Mord in der Uckermark” mit der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Hauptrolle hatte mir trotz aller gebotenen Skepsis richtig gut gefallen. Nun legt David Safier mit “Mord auf dem Friedhof” einen zweiten Fall vor und Miss Merkel ermittelt wieder.

Auf dem beschaulichen Friedhof von Klein-Freudenstadt trifft Angela Merkel nicht nur auf den attraktiven Bestatter und Shakespeare-Kenner Paul Kunkel, sondern stolpert kurz darauf auch über eine Leiche, die kopfüber in der Erde steckt. Dass es sich hier um Mord handelt, ist Angela sofort klar und wenn sie ehrlich ist, freut sie sich, endlich wieder ihren detektivischen Spürsinn auf die Probe stellen zu können. Der Tote ist der eher unsympathische Friedhofsgärtner und Angela beginnt sofort, bei den beiden konkurrierenden Bestatterfamilien zu ermitteln. Verdächtig ist dabei jeder. Aber warum sollte jemand den Gärtner ermorden?

Die Bandbreite an Verdächtigen im zweiten Fall von Miss Merkel ist ungewöhnlich groß und mit jeder neu eingeführten Figur kommt ein neuer Mordverdächtiger hinzu. Neben dem Kriminalfall kämpft Angela zudem gegen die aufkeimenden romantischen Gefühle für den Bestatter Paul Kunkel, den sie heimlich Aramis nennt, da er sie an einen früheren französischen Filmstar erinnert. Begleitet wird ihre heimliche Schwärmerei von andauernden Gewissensbissen gegenüber ihrem Mann Achim. Leider ist dieser Teil der Handlung unheimlich ermüdend. Wenn Angela zum xten Mal darüber erschrocken ist, dass sie gern die Hand von Aramis/Paul berühren möchte, um dann reuevoll über die Vorzüge ihrer Ehe nachzudenken, dann ist das bedauerlicherweise nicht lustig, sondern nervig. Da wünscht man sich, dass Aramis der Mörder ist und schnell gefasst wird oder am besten als Nächstes kopfüber in der Erde steckt.

Da Miss Merkel als Privatperson keine ermittlungstechnischen Methoden zur Verfügung stehen und die ortsansässige Polizei jeden ungewöhnlichen Fall schnell als Unfall ablegen möchte, ist Angela auf Befragungen und heimliche Schnüffeleien angewiesen, was sehr, sehr lange dauert. Dabei wird sie argwöhnisch von ihrem treuen Personenschützer Mike begleitet. Dieser entwickelt nun seinerseits Gefühle für Angelas einzige Freundin Marie. Natürlich ist er total gehemmt und unsicher – und so sind es schon zwei, über deren heimliche, zaghafte Romantikfantasien wir ununterbrochen auf dem Laufenden gehalten werden.

Die Ermittlungen füllen Seite um Seite. Dabei gelingt es David Safier jede Menge Spuren zu legen und tatsächlich habe ich mich von den aneinandergereihten lustigen, zuweilen eher albernen Gegebenheiten derart ablenken lasen, dass ich bis zum Schluss nicht wusste, wer den Gärtner (und eine weitere Person) ermordet hat. Ganz in der Manier von Hercule Poirot und Sherlock Holmes löst Angela Merkel den Fall zum Schluss genüsslich auf, nicht ohne, dass Personenschützer Mike in einem dramatischen Showdown seien Berufsehre retten darf.

Insgesamt hat mir der zweite Teil nicht mehr so gut gefallen. Es gibt kaum neue Personen und wenn, dann nur um den Pulk der Verdächtigen zu vergrößern. Auch zwischen den im ersten Teil bereits agierenden Personen passiert abgesehen von Mikes liebeskranken Seitenblicken eigentlich nichts Neues. Zwar mutet die Beziehung von Angela und Achim immer noch irgendwie sweet an, aber so langsam nervt das weichgespülte Geturtel zwischen Puffel und Puffeline. Am liebsten mochte ich die vielen Anspielungen auf Konfliktlösungsstrategien aus ihrer Zeit als Kanzlerin, bei denen so mancher Politiker sein Fett weg bekommt. Hier hat man auch immer wieder das Gefühl, die Kanzlerin wiederzuerkennen.

© Tintenhain


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Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Kindler Verlag (01. März 2022)
ISBN-10: 3463000296
ISBN-13: 978-3-463-00029-9
Preis: € 16,00 [D]
Rezensionsexemplar
Cover David Safier: Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
Cover © Rowohlt Verlag

6 Kommentare

  1. Hallo liebe Mona,

    Cover ist immer noch sehr knufflig, wenn man bedenkt um welche Person es sich eigentlich handelt oder..grins…?

    Alleine das Cover versetzt mich schon in lustige Stimmung, wobei ja Mord keine lustige Sache ist.

    Schönen Sonntag…LG..Karin..

  2. Hallo Mona,
    Ich schließe mich an: die mädchenhafte Schwärmerei war mir zu viel. Ich hab das auch gar nicht mit der Angela Merkel zusammen gebracht, die wir so aus dem Fernsehen kennen. Ich fand, dieser Charakterzug passte nicht zu ihr.
    Ansonsten habe ich mich mit der Hörversion gut amüsiert.
    Liebe Grüße
    Gabi

  3. Hallöchen Mona,

    Band 1 gefiel mir auch besser, irgendwie spannender und es war eben etwas Neues. Ich hab im 2. band jetzt auch kaum noch drauf geachtet, wer denn nun der Täter sein könnte oder nicht. Es waren doch recht viele kleine Problmechen und Handlungen, die ablenkten. Und ja, stimmt, die politischen Anekdoten kamen hier doch zu kurz, schade.

    Liebe Grüße
    Tina

  4. Hallo Mona,

    ich habe beide Teile als Hörbuch gehört und fand, dass Nana Spier einen guten Job gemacht hat, wenn nicht sogar einen Job, den so keine andere Sprecherin hätte machen können. Obwohl ich auch einen Unterschied zwischen beiden Romanen festgestellt habe, könnte ich nicht sagen, dass mir eines besser oder schlechter gefallen hätte.

    Liebe Grüße
    Marie

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