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Yrsa Sigurðardóttir: Das gefrorene Licht (2) [Rezension]

Cover (c) Random House

Auf der isländischen Halbinsel Snæfellsnes wird die Architektin eines Wellness-Hotels tot am Strand aufgefunden – vergewaltigt und brutal erschlagen, in ihren Fußsohlen stecken Nadeln. Da die Rechtsanwältin des Hotelbesitzers, Dóra Guðmundsdóttir, gerade vor Ort weilt, beschäftigt sie sich mit dem Fall und schnell findet sie heraus, dass die Architektin sich vielleicht ein bisschen zu sehr für die Geschichte der einsamen und ein wenig verrufenen Gegend interessiert hat. Einst standen auf dem Hotelgrundstück die Höfe zweier Brüder. Offenbar ist die Architektin bei ihren Recherchen auf ein Familiengeheimnis gestoßen. Dóra ist schnell von dem Fall gefesselt und geht der Wahrheit auf die Spur.

Dorá Guðmundsdóttirs zweiter Kriminalfall jagt einem Schauer über den Rücken. Nicht nur, dass gleich zu Anfang ein kleines Mädchen einem grausigen Schicksal überlassen wird, immer wieder machen auch übernatürliche Erscheinungen und gar Geister von sich reden. Nächtliches Weinen eines kleinen Kindes, ein Geist im Spiegel, ohnehin ist die Gegend für ihre Wiedergänger bekannt.

Das ist auch der Grund, warum Dorá auf den Plan gerufen wird. Die Anwältin des frisch gebackenen Hotelbesitzers Jonás Júlíusson soll nachweisen, dass die Verkäufer der beiden alten Hofgrundstücke, auf denen heute das Hotel steht, ihn arglistig getäuscht haben. Mit Geistern und Wiedergängern kann man kaum ein Wellnesshotel führen, wie Jonás es geplant hat. Doch dann stolpert Dorá geradezu in einen echten Kriminalfall als die Architektin Birna tot am Strand gefunden wird. Schnell wird ihr klar, dass hier alles miteinander zusammenhängen muss, denn die Architektin scheint auf ein altes Familiengeheimnis gestoßen zu sein. Als sie im Keller eines der beiden alten Höfe auf Nazi-Devotionalien stößt, ist klar, dass dieser Fall weit in die Vergangenheit führt.

Dorás zweiter Fall ist spannend, verzwickt, schaurig und gleichzeitig getragen von einem feinen Humor, der zwischendurch immer wieder einmal aufatmen lässt. Habe ich beim ersten Fall noch einiges zu meckern gehabt, so bleibt hier kein Wunsch offen. Viele kleine Dinge scheinen in unterschiedliche Richtungen zu weisen und doch ist klar, dass sie irgendwie zusammenhängen müssen. Doch der Fall ist viel kniffliger als man auf den ersten Blick meinen möchte und es dauert bis sich endlich alle Puzzleteile zusammen fügen. Besonders viel Spaß hat mir Dorá gemacht,die dieses Mal viel mehr den Anschein einer Anwältin bei mir erwecken konnte, wobei es als Anwältin keinesfalls einfach ist zu ermitteln. Man fragt sich manchmal durchaus, was eigentlich die Polizei die ganze Zeit macht und ob sie vielleicht Tomaten auf den Augen hat. Mit von der Partie ist auch wieder Dorás deutscher Freund Matthias, den sie in ihrem ersten Fall kennen gelernt hat. Ihm wurde endlich der Stock aus dem Hintern gezogen und die beiden liefern sich herrliche Wortgefechte.

Dóras zweiter Fall ist ein Fest für Fans des isländischen Krimis – gut durchdacht, tolle Charaktere und eine schaurig-düstere Atmosphäre um ein Familiengeheimnis.

© Tintenhain

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Yrsa Sigurðardóttir: Das gefrorene Licht (2)

sechsbändige Reihe
neu aufgelegt bei btb Random House (vorher Fischer 2007)
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: btb Verlag (12. September 2016)
Originaltitel: Sér grefur gröf
Übersetzung aus dem Isländischen: Tina Flecken
ISBN-10: 3442714419
ISBN-13: 978-3442714414
Preis: € 9,99 [D]
Rezensionsexemplar

Cover (c) Rowohlt Wunderlich

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