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Volker Klüpfel / Michael Kobr: Draußen [Rezension]

Cover DRAUSSEN Volker Klüpfel, Michael Kobr
Cover © Ullstein Verlag

Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen droht. Er lebt mit ihnen außerhalb der Gesellschaft, drillt sie mit aller Härte und duldet keinen Kontakt zu anderen. Cayenne sehnt sich nach einem normalen Alltag als Teenager. Doch sie ahnt nicht, dass sie alles, was Stephan ihr beigebracht hat, bald brauchen wird. Denn der Kampf ums Überleben hat schon begonnen. Und plötzlich steht er vor ihr: der Mann, der sie töten will. (Klappentext © Ullstein Verlag)

Ich war sehr neugierig auf den ersten Thriller von Volker Klüpfel und Michael Kobr, deren bekannte Krimi-Reihe um den Allgäuer Kommissar Kluftinger ich sehr liebe. Ich habe mich vorher nicht mit dem Buch beschäftigt und auch nicht mehr als den Klappentext gelesen. Lange Zeit wusste ich auch während des Lesens nicht, in welche Richtung sich das Buch bewegt. Das machte für mich eindeutig einen Teil der Spannung aus, so dass ich auch in dieser Rezension nicht zu viel über den Inhalt verraten will.

Als die 17jährige Cayenne im Wald von einem unbekannten Mann angegriffen wird, zahlt sich zum ersten Mal das jahrelange Survival-Training aus, das Stephan ihr und ihrem jüngeren Bruder Joshua mit aller Härte angedeihen lässt. Der Ernstfall, für den sie trainiert haben, ist eingetreten. Man hat sie gefunden. Nur weiß Cayenne nicht, warum sie sich versteckt halten und wer hinter ihnen her ist. Sie will endlich Antworten von Stephan, der sie zwar beschützt, aber sonst aus allem ein großes Geheimnis macht.

“Draußen” gliedert sich in drei Handlungsstränge, wobei zwei davon parallel in der Gegenwart verlaufen. Man begleitet Cayenne und ihr kleines Grüppchen durch den Urwald von Brandenburg, wo sie trainieren und sich verbergen. Zeitgleich zieht Jürgen Wagner im Bundestag seine Strippen, spielt Lobbyisten in die Hände, erpresst Abgeordnete und lässt andere die Drecksarbeit erledigen. Außerdem erhält man als Leser Einblicke in das Tagebuch eines Fremdenlegionärs – eine fremde Welt durchdrungen von Gewalt, Gehorsam und dem Pathos von Ehre und Kameradschaft. Zwischen Prepperszene, Survival-Abenteuercamps, Politik und Fremdenlegion mäandernd trifft man auf Fremdenhass und Reichsbürger, so dass ich schnell ungeduldig wurde, zu erfahren, worauf es denn nun hinauslaufen würde. So viel schien möglich.

Ich fand “Draußen” wahnsinnig spannend und habe den Thriller an einem Tag durchgelesen, da ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Cayenne, Joshua und Stephan bilden ein interessantes Gespann, einerseits einander so nah und gleichzeitig so geheimnisumwittert, dass ich manchmal Zweifel hatte, ob ich mit der “richtigen Seite” sympathisieren würde. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich genug Material hatte, um überhaupt spekulieren zu können, was sich hinter dem “Versteckspiel” verbergen könnte.

In “Dry”, dem Jugendbuch von Jarred und Neal Shusterman, in dem es um das Abschalten der Wasserversorgung geht, habe ich zum ersten Mal von Preppern gehört, also Menschen, die sich für den Ernstfall wappnen. Das kann eine Naturkatastrophe, Krieg oder auch ein Black Out (großflächiger Stromausfall) sein. Dazu gehören dann auch Verteidigungsmaßnahmen, denn wer hat, dem wird in solchen Situationen genommen. Aber auch die Einblicke in die Fremdenlegion (Légion étrangère) fand ich ungeheuer spannend – ganz klar, dass ich hier anschließend noch ein wenig von der Anwerbung über die Ausbildung bis zu den heutigen Einsätzen recherchieren musste.

Meiner Meinung nach ist Michael Kobr und Volker Klüpfel mit “Draußen” ein ungeheuer spannender, gut recherchierter und gut durchdachter Thriller gelungen, der zeitweise härter war als erwartet. So unglaublich das Szenario klingt, so ist es doch erschreckend realistisch. Einzig das Motiv, sich auf diese Weise über Jahre zu verstecken, wirkte mir doch sehr angestrengt. Da hätte es definitiv einfachere Möglichkeiten gegeben, wenn vielleicht auch nicht so spannend wie in diesem Thriller. Da ich nicht spoilern möchte, werde ich es bei dieser Aussage belassen, freue mich aber, wenn Ihr darüber diskutieren möchtet.

© Tintenhain


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Verlag: Ullstein Hardcover (19. November 2019)
ISBN-10: 3550081812
ISBN-13: 978-3550081811
Preis: € 19,99 [D]
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Cover DRAUSSEN Volker Klüpfel, Michael Kobr
Cover © Ullstein Verlag

10 Kommentare

  1. Liebe Mona!
    Dieses Buch ist mir auch bei der Vorbereitung für die Novemberbücher aufgefallen. Ich bin so froh, dass dich der Thriller so mitreißen konnte, das Setting klang auch wirklich arg spannend! So kann ich ihn ganz bewusst auf meine Wunschliste setzen.

    Liebe Grüße!
    Gabriela

  2. Hallo Mona,

    irgendwie ahnte ich schon, dass ich deine Rezension besser nicht lesen sollte. Jetzt hat die Wunschliste wieder Zuwachs gekriegt. Das klingt richtig schön spannend und wird wohl etwas für mich sein.

    Liebe Grüße,
    Nicole

  3. Hallo Mona,
    ich habe mir die Leseprobe durchgelesen und war nicht so ganz davon überzeugt. Deine Rezension macht mich jetzt doch allerdings etwas neugierig. Vielleicht gebe ich dem Buch einfach noch eine Chance. 🙂
    Liebe Grüße
    Diana

    1. Mmh, schwierig, die Leseprobe sagt natürlich einiges aus. Ich fand sie ganz gut, wobei der Prolog auch nicht so mein Ding ist. Vielleicht wartest du noch andere Rezensionen ab.

  4. selten einen schlimmeren mist gelesen ( nach 3245 büchern, darunter alle 10 kluftinger romane ) gebe das buch gerne für einen euro (portofrei) ab. dieter

  5. Auch ich bin ein Fan der Kluftinger-Bücher, auch wenn der letzte nach meinem Geschmack nicht so gelungen war. Mit dieser positiven Erwartung bin ich an „DRAUSSEN“ gegangen. Leider hat mich das Buch bislang enttäuscht. Die endlosen Gewaltszenen sind nicht mein Fall und ich empfinde sie nicht einmal als spannend. Ich habe das Buch jetzt zu 2/3 durch und es reizt mich nicht besonders, es weiterzulesen. Vielleicht lasse ich es auch oder lese den letzten Teil nur noch quer. Alles in Allem ein Buch, von dem ich auch den eingefleischesten Klüpfel/Kobr-Fans nur abraten kann. (Vielleicht liegt es auch am Alter; der vorherige Rezensent hat den gleichen Vornamen wie ich und dürfte dementsprechend zur gleichen Altersgruppe der 60 – 75-Jährigen gehören.)

    1. Es ist natürlich schade, dass Ihnen das Buch nicht gefällt. Mir gefallen die Kluftinger-Krimis auch besser – wobei es auch da stärkere und schwächere Bücher gibt.

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