Kathrin Lange: Wenn die Nebel flüstern, erwacht mein Herz [Rezension]
Jessa würde alles tun, um ihre Schwester Alice zu finden, die seit fünf Jahren als vermisst gilt. High Moor Grange ist der erste Hinweis, den sie nach all der Zeit erhalten hat – aber außer einer Ruine im Nebel findet sie dort nur die Besitzer des heruntergekommenen Herrenhauses. Jessa ahnt, dass die beiden mehr über Alice‘ Verschwinden wissen, als sie zugeben. Christopher will sie unbedingt loswerden und treibt sie mit seiner Arroganz ständig auf die Palme – und selbst sein warmherziger Bruder Adrian scheint Geheimnisse zu haben. Jessa weiß, sie sollte sich von den Zwillingsbrüdern fernhalten, denn anstatt auf High Moor Grange Antworten zu finden, droht sie plötzlich, ihr Herz im Kampf gegen einen jahrhundertealten Fluch zu verlieren… (Inhaltsangabe © Arena Verlag)
Jessa und ihre Schwester Alice sind Waisen. Seit bereits fünf Jahren gilt Alice als vermisst, von einer Reise nach Haworth, wo sie sich auf die Spuren der Familie Brontë setzte, ist sie nie zurückgekehrt. Als Jessa von einer Bibliothekarin aus Haworth eine Ausgabe von “Sturmhöhe” geschickt bekommt, die Alice gehört hat, setzt Jessa alles daran, um Alice zu finden. Die verfallene Ruine des einstigen Herrenhauses High Moor Grange ist der erste Hinweis, dem Jessa folgt. Hier trifft sie immer wieder auf Christopher, der wenig erbaut von ihrer Anwesenheit ist und sie dringend loswerden will. Ein Grund mehr für Jessa zu bleiben und endlich herauszufinden, was mit Alice geschehen ist.
Der neue Jugendroman von Kathrin Lange “Wenn die Nebel flüstern, erwacht mein Herz” hat zwar einen etwas sperrigen und nebulösen Titel, liest sich aber flüssig und entspannt. Das Setting ist ein altes Herrenhaus am Rande eines Moores, was schon mal eine gewisse Grundstimmung auslöst. Hier wabern die Nebel, die Geräusche klingen seltsam verzerrt und vor allem die Bewohner geben jede Menge Rätsel auf. Moment! Hatte ich nicht erst noch von einer Ruine geschrieben? Irgendwann ist sich Jessa nicht mehr sicher, ob sie ihrer Wahrnehmung trauen kann.
Der Roman entpuppte sich für mich als ein richtiges Wohlfühlbuch mit Mystery, Romantik und einer gehörigen Portion Englandflair. Besonders gut haben mir die literarischen Anleihen gefallen. So fühlte ich mich an “Das Bildnis des Dorian Gray” erinnert, die Familie Brontë spielt eine kleine Rolle, aber auch verschiedene märchenhafte Motive kommen zum Tragen. Die Protagonisten sind allesamt ziemlich tragische Figuren, die gerettet werden müssen, eine jede auf ihre eigene Weise. Irgendwie sind dabei aber auch immer alle gleichzeitig Retter – der Gordische Knoten muss nur irgendwie gelöst werden.
Jessa als Protagonistin war jetzt nicht ganz so mein Fall, wenn auch nicht unsympathisch. Irgendwie hat es mich immer verwirrt, wenn von ihren blau-pink gefärbten Haaren oder ihrer dunklen Kleidung die Rede war – ich musste tatsächlich immer an das “Rebellische” erinnert werden. Dafür habe ich es sehr gemocht, dass sie sich nicht die ganze Zeit in romantischem Herzschmerz und Schwärmereien verlor.
Kathrin Lange schreibt stimmungsvoll und romantisch. Auch wenn ich stets befürchtet habe, dass es in Kitsch abzugleiten droht, so gelingt der Autorin dann doch meistens die Gratwanderung. Nur die schlussendliche “Lösung” war mir dann zu dicke, aber das ist Geschmackssache. Das Buch hat mich auf jeden Fall sehr berührt und es ist auch das eine oder andere Tränchen geflossen. Da hat Kathrin Lange mich wohl genau in der richtigen Stimmung erwischt und mir ein wunderbares Leseerlebnis beschafft.
© Tintenhain
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Kathrin Lange: Wenn die Nebel flüstern, erwacht mein Herz
Gebundene Ausgabe: 472 Seiten
Verlag: Arena (13. Oktober 2020)
ISBN-10: 3401605240
ISBN-13: 978-3401605241
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: € 18,00 [D]
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