Ruth Ware: Wie tief ist deine Schuld [Rezension]
»Ich brauche deine Hilfe.« Mehr steht nicht in der Nachricht, die Isa von einer alten Schulfreundin bekommt. Aber die wenigen Worte genügen: Isa lässt alles stehen und liegen und fährt nach Salten – den Ort, wo sie einst mit ihren drei Freundinnen Kate, Thea und Fatima das glücklichste und zugleich grauenvollste Jahr ihres Lebens verbracht hat. Was am Ende jenes Jahres geschah, wird keine von ihnen je vergessen. Nun ist an der Küste eine Leiche gefunden worden. Sie alle wissen, wer es ist. Und sie wissen auch, wie die Leiche dort hingekommen ist, damals, vor 17 Jahren. (Inhaltsangabe © dtv)
“Ich brauche euch!” – Diese Nachricht schickt Kate an ihre drei Freundinnen, mit denen sie vor 17 Jahren in Salten am Meer einen wunderbaren Sommer verbracht hat. Die Freundinnen kommen sofort angereist, allen voran Isa, die inzwischen ein Baby hat und eigentlich nicht mehr an das denken mag, was damals geschah, als sie im Internat in Salten war. Doch an der Küste, wo Kate immer noch lebt, wurde eine Leiche gefunden und nun müssen sich die Freundinnen noch einmal den Ereignissen von früher stellen. Denn sie wissen, wessen Leiche dort gefunden wurde und wie sie dorthin gekommen ist.
Nach “Im dunklen, dunklen Wald” und “Woman in Cabin 10” war ich sehr gespannt auf den neuen Spannungsroman von Ruth Ware. Tatsächlich entfaltet sich eine ruhige Spannung mit einem Rätsel, das erst allmählich gelöst wird. Erzählt wird die Geschichte von Isa, die ihre kleine Tochter Freya die ganze Zeit mit sich herumträgt. Das Buch ist in fünf größere Abschnitte unterteilt, denen die Regeln der Mädchenclique von damals voranstehen.
Regeln 1. Verbreite eine Lüge |
In Rückblenden erinnert sich Isa an den Sommer in Salten, wo sie zum ersten Mal Freundschaft, Zusammenhalt, Freiheit und Liebe erfährt. Aus dem Lügenspiel, das die Mädchen Isa, Fatima, Kate und Thea zum Zeitvertreib und geradezu in Wettbewerbsmanier betreiben, wird plötzlich ernst, weil die Grenzen zwischen Spiel und Ernst verwischen und weil ihnen niemand mehr Gauben schenken mag.
Es ist sehr interessant, die vier Mädchen von damals und heute kennenzulernen, wobei überraschenderweise keines der Mädchen wirklich sympathisch ist. Isas Tochter Freya sollte der Figur wohl mehr Tiefe verliehen und zeigen, was auf dem Spiel steht. Leider war ich zunehmend genervt, weil das Kind überall dabei war und ziemlich viel Raum eingenommen hat, obwohl Ruth Ware das Leben mit dem Baby sehr realistisch beschreibt.
Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart lockert die zeitweise etwas langatmige Erzählweise auf. Isa ergeht sich lange Zeit in Andeutungen, bevor man konkreter erfährt, was damals eigentlich geschah. Dennoch ist die Geschichte spannend erzählt und zum Schluss wendet sich überraschend noch einmal das Blatt, so dass man doch noch auf seine Kosten kommt.
Ich habe “Wie tief ist deine Schuld” gern gelesen, wenn auch nicht mit der gleichen Begeisterung wie für “Im dunklen, dunklen Wald” und “Woman in Cabin 10”. Insgesamt ist Ruth Ware ein solider Spannungsroman gelungen, der einmal mehr zeigt, wie Lügen das Leben vergiften können.
© Tintenhain
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Leseprobe
Ruth Ware: Wie tief ist deine Schuld
Broschiert: 448 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (30. November 2018)
Originaltitel: The Lying Game
Übersetzung aus dem Englischen: Stefanie Ochel
ISBN-10: 3423262087
ISBN-13: 978-3423262088
Preis: € 15,90 [D]
Bücherei
Hallo Mona,
das erste Buch von Ruth Ware hatte mir auch sehr gut gefallen. “Women in Cabine 10” ist nie bei mir eingezogen. Aber das hier werde ich wohl doch lesen. Du hast mich jetzt neugierig gemacht mit deiner Rezension und ich möchte schon wissen was damals geschehen ist. Diese Lügen-Regeln der Vier sind ja krass, ob sie damit am Tod einer Person schuld sind? Oh, ich merke das es mich enorm reizt 🙂
Danke dir, hab einen schönen Sonntag
Liebe Grüße
Kerstin
Spannend! Ich hatte die Autorin bis jetzt gar nicht am Schirm, aber Herbstzeit ist Krimizeit! 😀
Sonnige Grüße und einen schönen Lesesonntag,
Nana
Huhu (=
Ich kenne auch alle drei Bücher und finde das ihr Debüt, trotz Kritik meinerseits und besserer Endwertung beim zweiten Titel, die stärkste Geschichte ist. Das Cover ist wundervoll, aber ansonsten konnte mich “Wie tief ist deine Schuld” nicht wirklich einnehmen … ich glaube zu weiteren Titeln der Autorin werde ich nicht mehr greifen, egal ob Print oder Hörbuch.
Ich war eher genervt von der Genreeinteilung, oder ich ecke grundlegend mit Thrillern an – habe mich überlesen.
Mukkelige Grüße!
Ich hab inzwischen aber auch den Eindruck, dass man einfach überall Thriller draufklatscht, wie zum Beispiel bei Eschbachs “NSA”. Und dann schimpfen die Leser*innen und man wundert sich. Ein richtiger Thriller war das hier auch nicht unbedingt. Gar nicht so einfach mit den Genres.
Kann ich nur unterschreiben! Verkauft sich “Thriller” besser? Ich weiß auch immer nicht, ob ich mich an diesem Genre überlesen habe oder es einfach zu schnell auf dem Cover zu finden ist … “Something in the water” bspw. ist auch bei den Thrillern einsortiert und im Grunde ist es ein Roman mit Spannungselementen ….