Zeitenwende – Carmen Korn mit ihrer Jahrhundert-Trilogie [Lesung]
Gerade ist der Abschluss der Jahrhundert-Trilogie von Carmen Korn bei Rowohlt erschienen. Sehnlichst erwartet bei den Leserinnen und Lesern, die bereits in “Töchter einer neuen Zeit” und “Zeiten des Aufbruchs” turbulente Zeiten mit den vier Freundinnen Henny, Käthe, Ida und Lina im Hamburg des 20. Jahrhunderts erlebten.
Mit dem dritten Roman “Zeitenwende” ist Carmen Korn nun auf Lesereise, und sie machte auch in der gut besuchten Buchhandlung Graff in Braunschweig Halt. Diese Lesereise ist auch eine Reise der Abschiede. Im ausklingenden 20. Jahrhundert muss sich der Leser von einigen liebgewonnen Charakteren trennen, daraus macht die Autorin keinen Hehl. Auch muss sich Carmen Korn nach drei Jahren intensiven, schriftstellerischen Zusammenlebens mit den Figuren an den Gedanken gewöhnen, diese nun ziehen zu lassen. Allerdings nicht, ohne sie noch möglichst vielen Leserinnen und Lesern ans Herz zu legen. Ohne viel Federlesens begann die Autorin dann auch aus dem Roman zu lesen.
Mit ihrer ruhigen, fast heiseren Stimme konnte Carmen Korn das Publikum schnell fesseln und die Figuren erwachten zum Leben. Natürlich versäumte die Autorin es nicht, kleine Anspielungen zu machen, die zum Weiterlesen animieren sollten. Aber das hätte es wohl kaum gebraucht. Wie im Fluge verging dann auch die Stunde, die ausschließlich dem Roman vorbehalten war.
Anschließend gab es für das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Einige Leserinnen äußerten sich sehr persönlich über das Lese-Erlebnis, das Carmen Korn ihnen mit ihrer Jahrhundert-Trilogie beschert hat. So merkte eine Leserin an, dass ihr besonders die Kleinigkeiten, die den Alltag illustrierten, gefallen hätten. Korn freute sich darüber, ist es doch genau das, was am schwierigsten zu recherchieren ist. Wo historisch Fakten schnell zusammen gesucht sind, kann es viel Zeit kosten, herauszufinden, wie man in den 20ern die Wäsche gewaschen hat, wie Frauen verhüten konnten oder wie man “Ich hab mit ihm geschlafen.” ausdrückte. Dafür hat die Autorin viele Autobiographien gelesen, da gerade für den ersten Band kaum Zeitzeugen zu finden sind. Später wurde es dann einfacher, aber natürlich musste auch hier genau geguckt werden.
Für die Figuren und deren Geschichten hat Carmen Korn ihren Fundus an Erinnerungen und Erzählungen ihrer Großmütter, aber auch Nachbarn und Nachbarinnen in der Uhlenhorst geschöpft. Mit diesem Hamburger Viertel fühlt sich die Autorin sehr verbunden. Wenn sie heute durch ihren Stadtteil geht, sieht sie ihre Figuren am Fenster stehen und freut sich über die Kletterrose von Henny. Beim Schreiben kamen immer wieder neue Figuren hinzu. So war der jüdische Frauenarzt Kurt Landmann gar nicht geplant, hat aber später eine große Rolle bekommen.
Eine Leserin wollte wissen, welche Rolle die Autorin Petra Oelker, die im Nachwort des ersten Bandes besondere Erwähnung findet, bei der Veröffentlichung der Trilogie hatte. Tatsächlich war sie es, die Carmen Korn 2015 darin bestärkte, die Idee nicht in der Schublade versauern zu lassen und einem Verlag anzubieten.
Für alle Fans, die nur ungern Abschied nehmen wollen, hat Carmen Korn zum Schluss noch eine gute Nachricht. Tatsächlich interessiert sich der NDR für den Stoff, die Umsetzung wird wohl aber noch dauern, da historische Stoffe sehr aufwändig zu produzieren sind.
© Tintenhain
Die Jahrhundert-Trilogie im Tintenhain
1. Töchter einer neuen Zeit
2. Zeiten des Aufbruchs
3. Zeitenwende – wird gerade gelesen
Ich habe den dritten Band schon gelesen und wurde – wie auch bei 1 und 2 – sehr berührt. Schade, dass es zu Ende ist. Ja – wie liebgewonnene Freundinnen muss man sie ziehen lassen…..
Keine Ahnung, wie das an mir vorbei gehen konnte. Die Cover kenne ich, aber ich habe wohl nie den Klappentext gelesen. Habe es mir jedenfalls auf die WuLi gesetzt. So was mag ich sehr.
Liebe Grüße
Petrissa