Federico Axat: Mysterium [Rezension]
Als der erfolgreiche und todkranke Geschäftsmanns Ted McKay beschließt, sich selbst das Leben zu nehmen, bekommt er Besuch von einem Fremden, der ihn überredet, einen Mord zu begehen. Er willigt ein – und findet heraus, dass ihm sein Auftraggeber etwas Wichtiges verschweigt. Ted beschließt, die ihm verbleibende Zeit zu nutzen, um das Geheimnis des Fremden zu ergründen. Doch wie kann man die Wahrheit finden, wenn die eigene Welt eine einzige Lüge ist? (Klappentext)
Ted McKay sitzt in seinem Arbeitszimmer, alles ist perfekt vorbereitet. Seine Frau und die beiden Mädchen sind unterwegs und an der Tür klebt ein Zettel “Sorg dafür, dass die Mädchen draußen bleiben.” Der Tumor im Kopf lässt ihm keinen anderen Ausweg, doch seine Frau Holly soll mit den Kindern ein neues Leben beginnen können. Gerade in dem Moment, in dem er sich eine Kugel in den Kopf jagen will, klingelt es stürmisch an der Haustür. Ein fremder Mann namens Justin Lynch hat den perfekten Deal für Ted. Er soll einen dem Gesetz entkommenen Mörder töten, dafür übernimmt ein anderer die Aufgabe, Teds Leben zu beenden. Doch nicht alles läuft wie geplant. Ted scheint überwacht zu werden und auch die Informationen, die Lynch ihm gegeben hat, sind falsch. Plötzlich steht Teds Welt kopf und nichts scheint mehr zu sein wie es scheint.
Der Thriller beginnt unglaublich spannend, denn es ist schon ein sehr ungewöhnlicher Deal, der dem erfolgreichen, aber leider todkranken Unternehmer Ted McKay da angetragen wird. Doch während man sich noch fragt, wohin das Ganze führen könnte, beginnt die Welt zu verschwimmen. Dinge wiederholen sich, Realität und Wahn scheinen sich zu überlappen und schon bald befindet sich der Leser gemeinsam mit Ted in einem Labyrinth, in dem jeder Ausweg in eine neue Sackgasse zu führen scheint. Doch bevor die Story gänzlich ins Absurde abdriftet, kommt mit Teds Therapeutin Laura Hill, die ihm wegen seiner aussichtslosen Diagnose zur Seite gestellt wurde, eine neue Stimme hinzu und erste Puzzleteilchen fallen an ihren Platz.
Der Psychothriller, der auf das Verwischen der Grenzen zwischen Realität und Wahn, Einbildung und Wahrheit sowie das Ringen um Identität setzt, ist geschickt aufgebaut. Es hat etwas vom Kinderspiel “Blinde Kuh”, bei dem man anfangs mit verbundenen Augen um die eigene Achse gedreht wird, um vollends die Orientierung zu verlieren. Man weiß kaum, wo man ansetzen kann. Doch mit spannenden und überraschenden Plottwists wird dem surrealen Verwirrspiel zu Leibe gegangen und nach und nach kann der Leser erste Stücke des Puzzles finden. Doch auch diese Teile müssen noch zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden und bis dahin steigt die Spannung ins Unerträgliche. Konnte ich das Buch anfangs noch gut aus der Hand legen, las ich die zweite Hälfte innerhalb kürzester Zeit. Vor allem der letzte Teil, in dem man endlich das Tuch abgenommen bekommt, flog nur so dahin.
Federico Axat, der mit “Mysterium” seinen Durchbruch als Autor hatte, schreibt flüssig, unkompliziert und wortgewandt. Man muss sich vor allem am Anfang auf die verwirrenden, immer wieder wechselnden Szenen einlassen können, ohne gleich die Geduld zu verlieren. Denn natürlich hat alles seinen Sinn und am Ende angelangt, möchte man am liebsten noch mal von vorn beginnen, um alle Details zu überprüfen. So finden auch die meisten Dinge ihre Erklärung. Spontan fällt mir aber ein Detail ein, das am Ende nicht noch mal aufgegriffen und erklärt wird. Oder ich habe es übersehen.
Die Handlung ist sehr komplex und es gelingt dem Autor, die Gratwanderung zwischen Wahn und Realität, Gegenwart und Vergangenheit glaubwürdig und schlüssig darzustellen. Besonders spannend fand ich auch die Einblicke in die menschliche Psyche und das Verflechten mit Teds großer Begabung, dem Schachspiel.
Alles in allem hat mich dieser Thriller sehr gut unterhalten und fesseln können. Auch mit der überraschend schlüssigen Auflösung war ich sehr zufrieden, allerdings haben mich die letzten Sätze dann wieder in komplette Verwirrung gestürzt. Dieses in meinen Augen sinnlose “twist ending” scheint gerade “in” zu sein (“Manchmal lüge ich “, “The Couple Next Door“).
© Tintenhain
Weitere Rezensionen von Bloggern
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Lesen wollen 😊
😄
Hey Mona,
Das Buch hab ich auch gelesen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich die Rezension schon veröffentlicht habe.
Ich finde, du hast das Buch gut auf den Punkt gebracht. Ich konnte das nicht so gut. Das war auch das erste Buch, zu dem ich mir eine Menge Notizen gemacht habe.
Lg Mel
Vielleicht klappt es ja noch mit deiner Rezi. Würde mich interessieren.
Das Buch klingt sehr, sehr interessant. Doch wo soll ich bloß die Zeit für all die tollen Bücher hernehmen?!?
Erstmal auf die Wunschliste packen – also das Buch. 😉
Also DAS klingt nach einem Psychothriller ganz nach meinem Geschmack!! Auf die WL damit. Vielen Dank für die tolle Rezi!
Liebe Grüße aus Wien
Conny
Ich hoffe, das Buch begeistert dich dann ebenso wie mich!