Tintenhain – Der Buchblog

Anthony McCarten: Licht [Rezension]

Cover (c) Diogenes Verlag

›Licht‹ ist die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Männern, die sich treffen, um gemeinsam die Welt zu verändern. Der eine bringt mit seiner Erfindung weltweit Licht ins Dunkel, der andere ist ein Genie des Geldes. Doch während J. P. Morgan aus der Beziehung als reichster Mann der Welt hervorgeht, lässt sich der Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, von der schillernden Welt seines Partners verführen und setzt nicht nur seine Erfindungskraft, sondern auch seine Liebe und sein Seelenheil aufs Spiel. (Klappentext)

Ich muss zugeben, ich wollte das Buch unbedingt lesen, weil es von Anthony McCarten ist. Als ich feststellte, dass es um Thomas Alva Edison geht, flaute mein Interesse ab, doch was hätte ich verpasst! Ich hab’s natürlich dann trotzdem gelesen – zum Glück!

Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht, da ich anfangs den Eindruck hatte, dass zwischen einer Vielzahl an Zeitebenen gesprungen wird. Außerdem werden die beiden Zeitstränge mit Thomas und Edison übertitelt, was ich anfangs verwirrend fand. Jahreszahlen werden anfangs noch genannt, dann aber im weiteren Verlauf vernachlässigt. Ein Blick in Edisons Biographie bei Wikipedia hat mir einen Überblick verschafft und dann fiel es mir leichter, die Chronologie zu verstehen, auch wenn es dabei eigentlich nicht darauf ankommt.

Abgesehen von einer einführenden “Vignette” zum Jahrhundertwechsel, erzählt McCarten gekonnt Edisons Geschichte in den zwei bereits erwähnten Erzählebenen. Einmal begegnet “Thomas” am Ende seines Lebens einem Jungen auf einem Bahnhof und erzählt rückblickend. Hauptstrang ist jedoch der mit “Edison” übertitelte Zeitraum zwischen 1876 und 1892.
Der Mann, der den meisten sicher als “Erfinder der Glühbirne” bekannt ist, war ein genialer Erfinder, der trotz seiner geringen Schulbildung unermüdlich Neues entdeckte sowie Wissenschaft und Industrialisierung vorantrieb.

McCarten gelingt es hervorragend, ein authentisches Zeitbild Thomas Alva Edisons und seiner Zeitgenossen zu zeichnen. Empathisch und ausdrucksstark geschrieben fliegen die Seiten nur so dahin. Wer hätte gedacht, dass dieses Thema so spannend und elektrisierend beschrieben werden kann?!  Der Autor arbeitet geschickt und authentisch die innere Zerrissenheit Edisons heraus, der zwischen Erfindungswillen und Industrialisierung und Erfolgsdruck hin- und hergerissen ist. Er, der immer nur Gutes mit seinen Erfindungen bewirken wollte, wird durch die Notwendigkeit, Profit zu erzielen, dazu gezwungen Aufträge anzunehmen, die seiner Natur widersprechen. Treibende Kraft ist dabei der geniale Bankier J.P. Morgan, der für seine Investitionen Ergebnisse sehen will. Man erlebt, wie Edison wider besseren Wissens und entgegen der Beweislage daran festhält, dass allein Gleichstrom sicher und erfolgversprechend ist. Besonders beeindruckend gerät somit die Figur des Nikola Tesla, eines Tausendsassas, der mit der Genialität Edisons mithalten kann und sich für nichts zu schade ist, um seine Entdeckungen zu beweisen.
Auch die Familie Edisons, vor allem seine beiden Frauen, bleiben im Fokus des Autors und verstärken das Bild von Edison als Mann, der unter seinem Erfolg leidet und beinahe daran zerbricht.

Mich hat das Buch sehr beeindruckt, gut unterhalten, Neues lernen lassen und vor allem in meinem Eindruck bestärkt, dass Anthony McCarten ein sehr lesenswerter Autor ist, dessen weitere Werke ich mir unbedingt zu Gemüte führen muss.

© Tintenhain


Leseprobe

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Anthony McCarten: Licht

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Diogenes (22. Februar 2017)
Originaltitel: Brilliance
Übersetzung aus dem Englischen: Gabriele Kempf-Allié, Manfred Allié
ISBN-10: 3257069944
ISBN-13: 978-3257069945
Preis: 24,00 € (D)
Rezensionsexemplar

Cover (c) Diogenes Verlag

 

7 Kommentare

  1. Pingback: [Rezension] Anthony McCarten: Licht – Kill Monotony
    1. Echt? Na, dann ist das wohl ein Zeichen!
      Ich erzähle auch im Freundes- und Bekanntenkreis sehr gern von dem Buch. Edison war ein wirklich interessanter Mensch und ich wusste bisher so wenig von ihm.

      LG
      Mona

  2. Hallo Mona,

    ich schließe mich dir an – dieser Autor ist auf jeden Fall sehr lesenwert!
    “Funny Girl” war das erste Buch das ich von McCarten gelesen habe. Die Erzählweise ist eine vollkommen andere als in “Licht” und ich bin schon sehr gespannt, in wie weit sich die Wandelbarkeit des Autors in seinen anderen Werken spiegelt.

    Liebe Grüße
    Bella

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