Elisabeth Herrmann: Schattengrund [Rezension]
Ein Besen. Eine halbe Postkarte. Ein Stein. Diese drei Dinge bekommt die fast 18jährige Nico von ihrer Großtante vererbt. Nico ist fassungslos, auch wenn sie an die Tante, bei der sie als kleines Kind sehr oft verweilte, keine Erinnerung mehr hat. Doch Großtante Kiana holt noch zu einem zweiten Streich aus und vererbt ihr Haus “Schattengrund” im tiefsten Harz an die Großnichte. Als die Eltern stellvertretend für Nico das Erbe ausschlagen, haut Nico heimlich ab und sucht das Haus auf. Im tief verschneiten Harz begegnet Nico endlich ihrer Vergangenheit. Langsam kommt die Erinnerung wieder – an das alte Haus, den Stollen oben im Berg und ihre beste Freundin, die damals verschwand.
“Schattengrund” ist ein geschickt konstruierter Thriller für Jugendliche, der von der ersten Seite an zu fesseln vermag. Gemeinsam mit der Außenseiterin Nicola (genannt Nico) setzt sich der Leser auf die Spuren in die Vergangenheit und versucht die Rätsel, die “Schattengrund” und das kleine Dorf Siebenlehen im Harz umgeben, zu lösen. Die unheimliche Atmosphäre im Haus, das merkwürdige Benehmen der Dorfbewohner und die Abgeschiedenheit im tiefsten Schnee verursachen eine tiefe Beklommenheit, die nur von dem Geheimnis um das Verschwinden der kleinen Fili noch übertroffen werden kann. Ein Geheimnis, das schrecklich und unfassbar ist, und das bis in die heutige Zeit nachwirkt. Der Einzige, der zu Nico hält und ihr das Leben in dem eingeschneiten Dorf erträglich macht, ist ihr neu gewonnener Freund Leon, der ebenfalls gerade zu Besuch in dem kleinen Bergdorf ist. Die beiden entwickeln eine Gemeinschaft, die für Nico in krassem Gegensatz zur restlichen Gemeinde steht. Doch auch sie müssen sich immer wieder mit gegenseitigem Misstrauen auseinandersetzen.
Elisabeth Herrmann schreibt in klarer Sprache, dicht an ihrer Protagonistin Nico, für die sie immer tiefer gehendes Verständnis weckt. Die Einsamkeit und das nachwirkende Trauma der Vergangenheit sind ausdrucksvoll beschrieben und nachvollziehbar. Die sich anbahnende Beziehung zu Leon wird leise und vorsichtig erzählt. Aber auch die undurchsichtigen Dorfbewohner sind hervorragend gezeichnet und bieten ein spannendes Portrait einer kleinen, verschworenen Gemeinde in der Abgeschiedenheit des östlichen Harzes.
Die Stimmung des Romans ist düster, zuweilen sogar gruselig, nicht zuletzt durch die alten Geschichten, die das Dorf umgeben und die Großtante Kiana so gern erzählte. Spannend von der ersten Seite an, lässt sich der Thriller einmal begonnen, kaum aus der Hand legen. Auch wenn man bald ahnt, worum es sich bei dem damaligen Verbrechen handeln könnte, so fallen doch viele Puzzlesteine erst zum Schluss an den rechten Platz und auch bei der Frage nach dem Täter gerät man immer wieder auf den Holzweg. Eine absolute Leseempfehlung!
© Tintenhain
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Huhu!
Das Buch hab ich vor mehreren Jahren gelesen und war damals echt begeistert davon. Vor allem die Atmosphäre und auch die Szeneriebeschreibung, gerade um den Ort und um das alte Haus, hatte es mir sehr angetan.
Vielleicht muss ich es mal wieder lesen…
(wenn ich es in den Tiefen meiner Bibliothek finde).
Liebe Grüße,
Linda
Ja, Amtopsphäre ist wohl das erste, was einem bei diesem Buch einfällt. Sie hat die Szenerie wirklich gekonnt beschrieben und man fängt fast selbst an zu frieren. Ein echter Lesegenuss!
LG
Mona
Huhu,
oh das Buch habe ich damals über Blogg dein Buch bekommen und ich kann mich erinnern, dass es mich auch sehr begeistern und fesseln konnte.
Schön, dass dir das Buch gefallen hat 🙂
Liebe Grüße,
Jenni
Hallo Jenni,
bis zu “Die Mühle” hatte ich gra nicht gewusst, dass Elisabeth Herrmann auch Jugendthriller geschrieben hat. “Das Dorf der Mörder” hatte ich zwar schon mal verschenkt, aber mich selbst nicht rangetraut. Das war zu einer Zeit, in der ich Krimis und Thriller gemieden habe. Im letzten Jahr hat sich das geändert, auch wenn ich sorgfältig aussuche und Bücher mit Gewalt- und Ekelsszenen nach wie vor meide. Einige Autoren, die in mein “Erträglichkeitssschema” passen, habe ich inzwischen entdeckt und Elisabeth Herrmann scheint dazu zu gehören. An die Bücher für Erwachsene werde ich mich demnächst mal rantrauen.
Liebe Grüße
Mona
Hallo Mona,
vonElisabeth Herrmann lese ich dieses Jahr auch eines im Rahmen der SuB-Abbau-Challenge von Lovelybooks. Ich bin schon gespannt, wie es mir gefällt. Das hier scheitn auch sehr spannend zu sein.
Liebe Grüße
Nicole
Welches hast du dir vorgenommen?
Ich werde vermutlich demnächst mal “Das Dorf der Mörder” angehen. Das wurde mir auf Facebook mehrfachh empfohlen.
LG
Mona
“Das Dorf der Mörder” werde ich lesen 🙂
Na, das passt ja! 😀
Ich war auch schwer begeistert von dem Buch!
Schattengrund habe ich noch nicht gelesen, aber es wandert nun sofort auf meine Büchertraumliste. Deine Rezension liest sich so wunderbar. Elisabeth Herrmann hat mich schon einige Male sehr begeistert, sodass es Zeit wird, wieder einmal ein gutes Buch von ihr zu lesen.
Liebe Grüße
Nisnis
Ich kannte vor “Die Mühle” noch nichts von ihr. Jetzt bin ich auch ganz begeistert!
Liebe Grüße
Mona