Tintenhain – Der Buchblog

Peter Ester: Die Amish People. Überlebenskünstler in der modernen Gesellschaft [Rezension]

5
(c) Patmos Verlag
Als ob sie aus einer anderen Welt kämen, aus einem anderen Jahrhundert, – die Amish People erscheinen mit ihrer Einheitskleidung altmodisch, sie fahren mit Pferd und Buggy, elektrische Geräte sind verboten. Und doch leben und überleben sie in der modernen amerikanischen Gesellschaft des 21. Jahrhundert und ihre Anzahl wächst stetig. Der Soziologe Peter Ester hat mit diesen merkwürdigen Leuten gelebt und erzählt die Geschichte dieser traditionell-religiös geprägten Gemeinschaft. Er schildert, wie sich die Amish als Wiedertäuferbewegung vor 200 Jahren von ihren deutschen und schweizerischen Glaubensbrüdern abspalteten und nach Amerika auswanderten, wo sie sich als Bauern niederließen. Die einfache Lebensweise fast ohne Hierarchie, die Bibel als Orientierung und die ständigen Kompromisse mit der “Außenwelt” haben das überleben der Amish bis heute gesichert. Auch über ihre Zukunftschancen handelt dieses Buch.
Eine sehr interessante Lektüre, die mir die Amish People in den USA näher gebracht hat als jegliche Dokumentation oder Spielfilm es bisher vermochte. Die wissenschaftliche Publikation ist sehr gut gegliedert, greift Aspekte mehrfach auf und beleuchtet von allen Seiten. Sehr angenehm empfand ich, dass P. Ester kein einseitiges, verklärt romantisches Bild zeichnet, sondern auch auf nachteilige Aspekte der Amish-Kultur eingeht. Besonders spannend fand ich die Prognose, wie es den folgenden Generationen der heutigen Amish im Zuge der Landverknappung und Modernisierung ergehen wird.
Da es sich um eine soziologische Abhandlung handelt, ist es durchaus hilfreich gewesen, Soziologie im Nebenstudium belegt zu haben. Dennoch ist das Buch allgemein verständlich.
Als jemand, der gern Fußnoten liest, empfand ich es doch etwas störend, dass die Fußnoten in einem Anhang zusammen gefasst wurden, statt am Fuße der jeweiligen Seite zu stehen, aber das ist Geschmackssache.
© Tintenelfe
Juni 2009

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert