Julie Clark: Der Tausch [Rezension]
New York, Flughafen JFK: Claire soll nach Puerto Rico reisen, um ihren Mann, einen ehrgeizigen Politiker, beim Wahlkampf zu unterstützen. Doch in Wahrheit will sie nichts als fliehen – vor seinen gewalttätigen Übergriffen und der lückenlosen Kontrolle, die er über sie ausübt. Sie kommt mit Eva ins Gespräch, die bei ihrem schwerkranken Mann Sterbehilfe geleistet hat. Zu Hause in Kalifornien erwartet sie die Polizei. Innerhalb weniger Sekunden beschließen sie, die Bordkarten zu tauschen und sich gegenseitig ein neues Leben zu schenken.
Erleichtert landet Claire in Kalifornien. In Evas Haus gibt es allerdings keine Hinweise auf einen Ehemann. Dann erfährt sie, dass das Flugzeug nach Puerto Rico abgestürzt ist. Und kurz darauf entdeckt sie die vermeintlich abgestürzte Eva in einer Fernsehreportage über das Unglück. Lebendig. Hat sie die Flucht in das Leben einer Anderen am Ende doch nur in eine Falle gelockt? (Inhaltsangabe © Heyne)
Ich liebe spannende Romane, die entweder eine absurde Ausgangssituation haben oder von Beginn an ein auswegloses, verzweifeltes Szenario zeichnen, bei dem ich mich ratlos frage, wie die Lösung aussehen könnte. Vor allem bei Harlan Coben habe ich diese Art von Thrillern gefunden und nun überrascht mich Julie Clark mit einem grandiosen Spannungsroman, den ich keine Sekunde mehr aus der Hand legen konnte.
Was das Ausgangsszenario betrifft, ist dem Klappentext in diesem Fall nichts mehr hinzuzufügen, ohne zu spoilern. Claire befindet sich in einer Situation, in der nur noch die Flucht ein Ausweg sein kann und am besten eine neue Identität. Ihr einflussreicher Ehemann hat die totale Kontrolle über ihr Leben, ja über jeden ihrer Schritte übernommen. Ein gut durchdachter Plan, aus dieser Situation zu entkommen, wird in Sekunden zunichtegemacht und Claire greift nach dem letzten Strohhalm, der sich ihr bietet. Der Tausch mit einer fremden Frau. Tatsächlich ist diese Situation so glaubhaft und realistisch dargestellt, dass keine andere Lösung infrage kommt.
Natürlich beginnt der Roman an dieser Stelle erst richtig. Gespannt begleitet man Claire in das Haus der anderen Frau, Eva, das leider der Story, die ihr am Flughafen aufgetischt wurde, nicht standhalten kann. Claire versucht das Beste aus der neuen Situation zu machen und verfolgt gleichzeitig die Nachrichten, in denen darüber berichtet wird, dass ihr eigentliches Flugzeug abgestürzt ist. Claire ahnt, dass ihre Flucht keinesfalls zu Ende ist. Parallel taucht man in Rückblenden in Evas Leben vor dem Treffen am Flughafen ein, lernt sie besser kennen und damit auch um Claires Sicherheit fürchten.
“Der Tausch” ist nicht nur richtig spannend geschrieben, sondern auch klug und geschickt konstruiert. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Ich habe regelrecht mitgefiebert, gebangt und gehofft. Bis zu einem Schluss, der dann doch noch mal anders als erwartet daherkommt. Auf das nächste Buch von Julie Clark bin ich schon sehr gespannt. Für mich eindeutig eine Autorenentdeckung!
© Tintenhain
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Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (11. Januar 2021)
Originaltitel: The Flight (2020)
Übersetzung aus dem Amerikanischen:
Gabriele Burkhardt, Astrid Gravert
ISBN-10: 3453424972
ISBN-13: 978-3453424975
Preis: € 12,99 [D]
auch als e-Book
Bücherei
Guten Morgen, da ich mich nur noch sehr dunkel an das Buch erinnern kann, habe ich eben noch mal meine Rezension durch gelesen. Ich fand, damals, den Schluß viel zu konstruiert und rund. Deine Rezi finde ich aber sehr interessant.
Liebe Grüße,
Petra
Magst du mir deine Rezension mal verlinken? Ich hab jetzt auf deinem Blog gesucht, sie aber nicht gefunden.