Alice Feeney: Glaube mir [Rezension]
Anna hat alles, was sie will. Sie hat hart gearbeitet, um Moderatorin des BBC-Mittagsmagazins zu werden, Freunde und Familie vernachlässigt, ebenso Jack, der inzwischen ihr Exmann ist. Als sie über einen Mord in Blackdown berichten soll, zögert sie. Denn in der verschlafenen Kleinstadt ist sie aufgewachsen. Und das Opfer ist eine Freundin aus Kindertagen.
DCI Jack Harper hätte nie gedacht, dass er einmal in Blackdown landen würde. Als die Leiche einer jungen Frau entdeckt wird, beschließt er, niemandem zu sagen, dass er das Opfer kannte, dass sie seine Geliebte war – bis er in seiner eigenen Mordermittlung zum Verdächtigen wird. Und mit seiner Exfrau Anna konfrontiert wird. (Inhaltsangabe © Rowohlt Verlag)
Alice Feeney ist in meinen Augen Garantin für spannende, unblutige Thriller und ihre Spezialität sind unzuverlässige Erzähler. In ihrem neuesten Thriller “Glaube mir” lässt sie zwei – oder sind es drei? – Personen jeweils ihre Geschichte erzählen.
Sie – Anna – ist eine Journalistin, die nicht nur ein Alkoholproblem hat, sondern auch ihren geliebten Moderatorenjob als Nachrichtensprecherin an eine Konkurrentin verliert. Er – Jack – ist Polizist und war früher mit Anna verheiratet. Beide treffen beruflich bei einem Mord an einer Frau in Annas Alter in dem kleinen Ort Blackdown wieder aufeinander. Beide kannten das Opfer. Anna ging früher mit Rachel zur Schule, Jack hatte noch am Vorabend des Mordes ein Date mit ihr. Schnell wird ihm klar, dass er aufpassen muss, nicht selbst zum Verdächtigen zu werden, denn unverhofft finden sich Beweise, die ihn durchaus als Täter verdächtig machen. Auch Anna könnte ein Motiv haben, denn Stück für Stück lässt sie den Leser an ihren Erinnerungen an ihre Schulzeit teilhaben. Damals als alles begann.
Wie viele andere Thrillerautor:innen bedient sich auch Alice Feeney der (meist kursiv abgesetzten) unbekannten Stimme des Mörders, der sich immer wieder einschaltet und an seinen Gedanken und Plänen teilhaben lässt. Ganz klar, dass man hier sehr lange im Dunkeln tappt und auch mehr als eine Person in Verdacht hat.
Die Figuren von Anna und Jack sind gut ausgearbeitet und nahbar, alle anderen verbleiben weitestgehend blass im Hintergrund. Und trotzdem misstraut man jedem. Jeder könnte der Mörder sein! Alice Feeney gelingt es einerseits spannend und vielschichtig zu erzählen und gleichzeitig viele Möglichkeiten offenzuhalten, ohne die Fäden aus der Hand zu geben. Mir hat das Lesen richtig Spaß gemacht.
Das Ende kommt wie erwartet überraschend und auch wenn ich schon damit gerechnet habe, dass alles anders sein könnte als gedacht, kam ich der Lösung nicht vorzeitig auf die Schliche. Im Nachhinein finde ich allerdings, dass eine andere Person ein viel stärkeres Motiv gehabt hätte, was mich dann doch ein wenig mit der Auflösung hadern ließ. Auf jeden Fall war “Glaube mir” wieder einmal ein toller Thriller aus der Feder von Alice Feeney und ich freue mich schon auf den nächsten.
© Tintenhain
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