Katharina Herzog: Wo die Sterne tanzen [Rezension]
Auf der Nordseeinsel Juist hat Musicaltänzerin Nele einst den ersten Kuss von ihrem besten Freund Henry bekommen, und im Deichschlösschen ihrer Oma hat sie viele zauberhafte Sommertage verbracht – bis eine schicksalhafte Nacht alles veränderte. Vor allem zwischen Henry und ihr. Diesen Sommer fährt Nele ein letztes Mal auf die Insel. Oma Lotte ist gestorben, und Nele will nur noch das Haus ausräumen und sich mit ihrer Mutter aussprechen. Doch dann taucht Henry überraschend auf Juist auf. Mit ihm kommen die Erinnerungen zurück, die schmerzhaften, aber auch die schönen, und auf einmal fragt sich Nele: Ist sie wirklich bereit für die Zukunft, wenn ihr Herz noch immer an der Vergangenheit hängt? (Inhaltsangabe © Rowohlt Verlag)
Seit sie sieben Jahre alt war, hat Nele jeden Sommer auf der Insel Juist bei ihrer Oma verbracht. Nun ist es Zeit Abschied zu nehmen vom gemütlichen Deichschlösschen. Neles Oma ist verstorben und das Haus, das Nele gemeinsam mit ihrer Mutter geerbt hat, muss verkauft werden. Doch bereits bei der Ankunft auf der ruhigen Nordseeinsel wird Nele von Erinnerungen überschwemmt. In der kleinen Tanzschule wurde der Grundstein zu ihrer Musicalkarriere gelegt, die sie bis nach New York führte. Hier küsste sie zum ersten Mal ihren besten Freund Henry, ihre erste Liebe, von der sie nie ganz lassen konnte. Doch das Schicksal fordert Nele noch einmal heraus, zu entdecken, was sie im Leben wirklich will.
Als ich erfuhr, dass Katharina Herzog einen Juist-Roman schreiben wollte, war ich ganz aus dem Häuschen. Gerade ein halbes Jahr zuvor habe ich drei traumhafte Wochen auf der Insel verbringen können und meine Sehnsucht war sehr groß. Umso schöner war es, Katharina per WhatsApp und Social Media bei ihrer Recherche begleiten zu können und all die schönen Plätze im Töwerland (Zauberland) wieder sehen zu können. Nun endlich ist “Wo die Sterne tanzen” erschienen und mit Begeisterung setzte ich mich mit Nele in den Inselflieger, der diejenigen über das Watt auf die Insel bringt, die die gezeitenabhängige Fähre verpasst haben.
Ich bin noch gar nicht ganz sicher, wie ich dieses Buch bewerten soll. Zunächst einmal: Ich habe es weggesuchtet – an einem Sonntagvormittag. Dabei habe ich auch ein paar Tränchen verdrücken müssen. Ich war wahnsinnig gern auf Juist. Ich habe mich über jeden kleinen Schauplatz gefreut wie ein Kind und sofort jede Menge Bilder im Kopf gehabt. Erinnerungen an das Kalfamer, die Bill und den besten Rosinenstuten der Welt sowie den magisch-mystischen Hammersee wurden lebendig. Katharina Herzog hat die Stimmung der Insel und das entschleunigte Lebensgefühl sehr lebendig eingefangen.
Auch die Geschichte hat mir gut gefallen. Katharina Herzog erzählt von Träumen und Wünschen sowie davon, wie man seine Ziele erreichen kann. Aber es geht auch um Zufriedenheit und Wertschätzung für das, was man hat. Auch verpasste Chancen und an die Wand gefahrene Beziehungen spielen eine Rolle.
Warum also fällt es mir so schwer, dieses Buch zu besprechen? Vielleicht, weil mir trotz des mitreißenden Leseerlebnisses etwas fehlte. Mir fehlte zum Beispiel die Leidenschaft, die Nele für ihren Beruf als Tänzerin fühlen muss. Diese wird zwar durch ihren Karrierewillen beschrieben, aber ich konnte sie nicht nachfühlen. Ähnlich erging es mir mit den Figuren in “Wo die Sterne tanzen”. Zu fast niemandem konnte ich einen tieferen Zugang bekommen. Höchstens noch zu Nele, wobei ich auch sie in ihren Handlungen nicht immer verstanden habe. Henry ist mir vollkommen fremd geblieben, über ihn weiß ich so gut wie gar nichts, außer dass er gut aussieht und einen etwas holprigen Lebensweg gegangen ist. So habe ich dann auch nicht nachvollziehen können, warum Nele nach fast 20 Jahren immer noch in ihn verliebt ist, obwohl sie sich kaum noch gesehen haben und ihre Teenagerliebe (als Beziehung) gerade mal einen Tag gedauert hat. Hier fehlte mir einfach das Prickeln und Knistern, das Herzklopfen und Dialoge, die zeigen, dass das etwas abgeht zwischen den beiden. Die meiste Zeit war Henry eher wie ein Schatten im Hintergrund, der zum Schluss dann doch noch ins Licht trat.
Katharina Herzog erzählt ihren Roman in zwei Handlungssträngen, wobei der gegenwärtige sich durch das ganze Buch zieht. Der andere zurückblickende Strang greift immer mal wieder zwischendurch ein Ereignis aus den letzten Jahren auf, um zu zeigen, was damals passierte und wie Neles Leben verlaufen ist. Immer wieder begegnet sie ihrem Jugendfreund Ben und natürlich auch mal Henry – mal in New York und mal auf Juist während ihrer Urlaube. Dabei werden Ereignisse, an die sich Nele gegenwärtig erinnert, nochmal aufgegriffen und genauer erzählt.
Insgesamt betrachtet lässt sich “Wo die Sterne tanzen” sehr gut lesen und das Buch ist eine ideale Urlaubslektüre nicht nur für die Nordsee. Katharina Herzog vermag Emotionen zu wecken, auch wenn die Liebesgeschichte dabei etwas blass bleibt. Müsste ich Sterne vergeben, so wären es 4 Sterne für das Lazy-Sunday-Summer-Feeling mit einer extra Portion Lieblingsinsel.
© Tintenhain
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Verlag: Rowohlt Taschenbuch (21. Juli 2020)
ISBN-10: 3499275295
ISBN-13: 978-3499275296
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derzeit als eBook zum Einführungspreis für 4,99 € (zeitlich begrenzt)
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Hallo liebe Mona,
hm, wieso müssen sich Autoren immer wieder einen 2.Namen zulegen? Also mich verwirrt das immer nur ….
LG..Karin..
Liebe Mona,
ich habe so eine Sehnsucht nach dem Meer, seit Wochen. Jedoch ist eigentlich kein Meer-Urlaub mehr für dieses Jahr geplant… Mal sehen.
Jedenfalls klingt das Setting traumhaft schön, schade nur, dass die Protagonisten nicht so Feuer fangen.
Liebe Grüße
Tina