Jørn Lier Horst: Wisting und der fensterlose Raum [Rezension]
William Wisting bekommt einen äußerst heiklen Auftrag: Im idyllischen Wochenendhaus eines an Herzinfarkt plötzlich verstorbenen Spitzenpolitikers wurden Umzugskisten mit achtzig Millionen Kronen gefunden. Die Kisten standen im innersten, fensterlosen Raum des Hauses. Stammt das Geld etwa aus einem Raubüberfall, der fast zwanzig Jahre zurückliegt? Unterstützung bekommt Wisting von Adrian Stiller, der sich gerade mit dem ungeklärten Verschwinden des möglichen Täters befasst. Doch wie gelangte das Geld in den Besitz des Politikers? Oder stammt es gar aus einer ganz anderen Quelle? (Inhaltsangabe © Piper Verlag)
Der Generalstaatsanwalt persönlich holt William Wisting zu sich ins Büro als der bekannte Politiker Bernhard Clausen an einem Herzinfarkt verstirbt. In seiner Hütte wurde Geld gefunden, richtig viel Geld – und nun stellt sich die Frage, woher dieses Geld stammt. Kommiassar Wisting gründet eine Sondereinheit, die im Verborgenen agieren muss, denn das viele Geld bietet hochexplosives politisches Potenzial. Recht schnell holt Wisting auch seine Tochter Line mit ins Boot, die als Journalistin nicht nur anders recherchieren kann, sondern auch die früheren Verdächtigen aus einem Raubüberfall aufscheucht. Langsam kommt Bewegung in die Sache und als eine Verbindung zwischen Clausen und einem unaufgeklärten Vermisstenfall entdeckt wird, erhält der Fall eine unberechenbare Dynamik.
Kommissar William Wisting hat sich bereits im ersten Fall der Cold-Cases-Reihe in mein Herz geschlichen. Ich mag diesen so Polizisten, der umsichtig, klug und mit viel Fingerspitzengefühl agiert. Ein Kommissar, der ein ganz normales Privatleben hat, sich um seine Familie sorgt und einen liebevollen Umgang mit seiner kleinen Enkeltochter pflegt. Auch in diesem Band arbeitet Wisting mit seiner Tochter Line zusammen. Spannend sind dabei die Loyalitätskonflikte zwischen den beiden, wenn sich privates Verhältnis und Dienstliches miteinander zu vermischen droht.
Wie erwartet spielt auch der Leiter der europäischen Cold-Case-Unit, Adrian Stiller, eine Rolle und ich fand ihn dieses Mal gar nicht so unsympathisch wie in “Wisting und der Tag der Vermissten”. Jedoch ist das Misstrauen von der letzten Zusammenarbeit noch da, da man bei Stiller nie sicher sein kann, ob er nicht noch andere Ziele verfolgt. Auf jeden Fall ist er nicht auf den Kopf gefallen und merkt auch schnell, wenn man ihm etwas vorenthält.
Die Stärke des Krimis “Wisting und der fensterlose Raum” liegt neben den interessanten Figuren, die Eindruck hinterlassen und noch lange nachwirken, in der detaillierten und genauen Beschreibung der Polizeiarbeit. Ich finde es auch interessant, wie Polizei und Journalismus miteinander arbeiten, wie gezielt Informationen nach außen gegeben oder auch zurückgehalten werden. Dabei kann man sich darauf verlassen, dass Jørn Lier Horst sich dabei an den tatsächlichen Vorgängen festhält, war er doch selbst über lange Jahre Kriminalhauptkommissar der norwegischen Polizei. Es ist ihm ein Anliegen, Polizeiarbeit realistisch zu schildern, und für mich ist das ein großer Pluspunkt bei seinen Romanen.
Insgesamt ist auch “Wisting und der fensterlose Raum” wieder ein eher ruhiger Krimi, der auf das Finden und Zusammensetzen einzelner Puzzleteile baut, bis ein ganzes Bild und damit die Lösung des Falles entsteht. Zeitweise und auch insbesondere zum Schluss hin, gelingt es Jørn Lier Horst die Spannung deutlich anzuheben und er wartet dabei auch mit Überraschungen auf. Mir hat der Krimi ausnehmend gut gefallen. Ich wurde bestens unterhalten und freue mich auf den nächsten Fall!
© Tintenhain
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Herzensbücher
Die William Wisting Reihe
(Jahresangaben sind das Erscheinungsjahr im Original)
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- Nøkkelvitnet (2004)
- Ruhe nicht in Frieden (Felicia forsvant, 2005)
- Wenn das Meer verstummt (Når havet stilner, 2006)
- Den eneste ene, 2007
- Kodenavn Hunter, 2008
- Nattmannen, 2009
- Bunnfall, 2010
- Winterfest (Vinterstengt, 2011)
- Jagdhunde (Jakthundene, 2012)
- Eisige Schatten (Hulemannen, 2013)
- Blindgang (Blindgang, 2015)
- Når det mørkner, 2016
Cold Cases Reihe (auch Wisting)
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- Wisting und der Tag der Vermissten (Katharina-koden, 2017) – Rezension
- Wisting und der fensterlose Raum (Det innerste rommet, 2018)
- ??? (Illvilje 2019)
- Wisting und der Tag der Vermissten (Katharina-koden, 2017) – Rezension
Jørn Lier Horst: Wisting und der fensterlose Raum
Broschiert: 432 Seiten
Verlag: Piper Paperback (3. Januar 2020)
Originaltitel: Det innerste rommet
Übersetzung aus dem Norwegischen:
ISBN-10: 3492061427
ISBN-13: 978-3492061421
Preis: 15,00 € (D)
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