Lola Renn: Hier stirbt keiner [Rezension]
Annikas großer Bruder geht nach Amerika, ihre beste Freundin versteht sie nicht mehr, ihre Eltern streiten nur noch. Das ist der Anfang von einem heißen Sommer, in dem Dinge passieren, die Annikas vertraute Welt auf den Kopf stellen. Aber egal wie schlimm es sich anfühlt, hier stirbt schon keiner. Irgendwie kriegt Annika das schon hin. Und vielleicht hilft Chris ihr dabei, denn auf einmal ist er ein bisschen mehr als nur der beste Freund von ihrem Bruder. Eigentlich ist er sogar viel mehr. (Klappentext)
Ich weiß nicht so recht, was ich zu diesem Buch mit dem sagenhaft schönen Cover sagen soll. Manchmal habe ich mir gewünscht, dass vielleicht doch einer stirbt (ohne jemandem etwas Böses wünschen zu wollen), damit mal was Richtiges passiert. Gleichzeitig empfinde ich das dem Roman gegenüber wiederum ungerecht, denn in Annikas Welt passiert natürlich eine ganze Menge. “Hier stirbt keiner” ist ein sommerlich leichter Coming-of-Age-Roman. Annika, deren großer Bruder Marek in die USA geht und sich nur sporadisch meldet, entdeckt ihre Gefühle für Mareks besten Freund Chris. Die beiden kennen sich bereits seit Kindertagen und haben schon ewig viel Zeit miteinander verbracht, doch diesen Sommer wird alles anders. Gleichzeitig ist Chris der einzige, der ansatzweise versteht, was sie zu Hause gerade durchmacht. Die Eltern streiten ohne Unterlass – der Anfang vom Ende. Annikas beste Freundin Theresa ist vielmehr mit ihrer neuen Kolumne bei der Schülerzeitung beschäftigt und überlegt, mit wem sie das erste Mal haben könnte. Ihr scheint alles leicht von der Hand zu gehen, während Annika das Wasser immer wider bis zum Halse zu stehen scheint.
Lola Renns Debüt ist eine Geschichte vom Anfang und zugleich eine vom Ende einer Liebe. Annika, die mitten in der Pubertät steckt und dies auch ständig von den erwachsenen um die Ohren gehauen bekommt, ist mit sich und der Welt im Unreinen und doch weiß sie genau, was sie will. Es geht ums Erwachsenwerden, um die Veränderlichkeit von Beziehungen, Freundschaft und die erste große Liebe.
Trotz der Ich-Perspektive, aus der Annika über ihren Sommer berichtet, ist der Roman stark dialoglastig, was einen leichten Lesefluss und schnelle Szenenwechsel garantiert. Renn schreibt in kurzen knackigen Sätzen, manchmal geradezu umgangssprachlich und flapsig. Damit verleiht sie Annika eine authentische Stimme, mit der diese ihre Gefühle und Gedanken ausdrücken kann. Die Figuren sind interessant und bleiben nachvollziehbar. Einzig, wie Annika von Chris’ Freundin spricht, wundert mich, da sie doch jedes Wochenende zusammen verbracht haben. War die Freundin nie dabei? Unsichtbar? Auch hätte ich mir eine Erklärung dafür gewünscht, warum der ältere Bruder seine kleine Schwester zu allen Unternehmungen mit dem besten Freund mitnimmt. Das ist doch eher sehr ungewöhnlich.
Im Großen und Ganzen ist “Hier stirbt keiner” eine angenehme Sommerlektüre zum Thema Erwachsenwerden. Das Buch liest sich schnell, ist meiner Meinung nach ganz nett, aber unspektakulär und ich denke, dass Leser, die sich im gleichen Lebensabschnitt wie Annika befinden, sich in dem Buch sehr gut aufgehoben und verstanden fühlen. Auch wenn ich eine Zeit lang brauchte, um in Annikas Gedankenwelt hineinzufinden, so hat es mich dann am Ende doch noch richtig gepackt. Und dann war es auch okay, dass hier keiner stirbt.
© Tintenhain
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