Tintenhain – Der Buchblog

Anna Pfeffer: Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte [Rezension]

Cover (c) cbj Verlag

Flo hat viele schlagfertige Antworten parat, doch leider immer erst, wenn es zu spät ist. Ob in der Schule oder im Streit mit Moritz von nebenan: Im entscheidenden Moment fehlen ihr die Worte. Zum Glück sind ihre BFFs, Anouk und Julia, da ganz anders. Julia liebt das Drama und Anouk lieben alle. Anscheinend auch Ben, Flos Schwarm, denn Anouk hat ihn geküsst! Auf einer Kummerkastenwebsite schreibt Flo sich ihren Ärger von der Seele. Eine gepfefferte Mail über Verräter-Anouk, Moritz und die doofe Deutschlehrerin. Natürlich wird sie das nie abschicken. Doch ein falscher Klick – und die Mail ist raus. Plötzlich steht sie im Netz und ein Shitstorm bricht los. Der einzige Lichtblick ist, dass Ben Flo auf einmal beachtet …  (Klappentext)

Anna Pfeffer, manchen Lesern auch als Rose Snow bekannt, ist nicht erst seit “Für dich soll’s tausend Tode regnen” (Rezension) ein Garant für Situationskomik, Lachsalven und gute Laune. “Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte” macht auf den ersten Blick den Eindruck eines Kinderbuches und ist auch auf eine etwas jüngere Zielgruppe (ab 11 Jahren)  ausgerichtet.

Flo und ihre Freundinnen sind allerdings bereits in der 8. Klasse. Klatsch und Tratsch über die Lehrer und vor allem Jungs sind angesagt. Die drei Freundinnen haben jede einen Schwarm und während der bei Julia alle paar Wochen wechselt, ist Flo schon lange in Ben aus der Neunten verliebt. Julia hat ein Auge auf Flos Nachbarn Moritz geworfen, der sich offensichtlich Null für sie interessiert. Nur Anouk rückt nicht so richtig mit der Sprache raus, dabei könnte die mit ihrem perfekten Aussehen wohl jeden haben. Doch scheinbar ist es ausgerechnet Ben, den sie geküsst hat und das kann Flo ihr nicht so schnell verzeihen.

Auch Julia hat ein Hühnchen mit Anouk zu rupfen, die ihnen plötzlich gar nicht mehr so perfekt vorkommt und so schreiben Flo und Julia sich ihren Frust in einer gepfefferten Mail an Dr. Zomp, den Online-Kummerkasten vomn Dienst, von der Seele. Gerade noch lachen die bedien Freundinnen über ihre Ideen und Gemeinheiten, die sie über Anouk, Moritz und auch gleich noch die olle Michalek ablassen, da passiert auch schon das Unglück und die Mail landet im Internet, wo sie natürlich auch sofort von der Schülerzeitung aufgegriffen wird. Dass Anouk jetzt Gespräch an der ganzen Schule wird, hatten sie allerdings wirklich nicht gewollt. Doch wie die Zeit zurückdrehen?

Anna Pfeffer greift das Thema Mobbing mal anders auf. Gerade noch lacht man über die witzigen Ausführungen und den Wortwitz, den Flo und Julia an den Tag legen, schon im nächsten Moment liegt die Welt in Trümmern. Flo stellt plötzlich fest, wie unverhofft die Stimmung kippen kann und wie schnell man zum Täter und noch schneller zum Opfer werden kann. Doch irgendwo gibt es glücklicherweise auch immer noch einen kleinen Lichtblick und es ist klar, das Anna Pfeffer ihre liebenswerte Protagonistin nicht im Regen stehen lassen wird.

Mir gefällt die humorvolle Herangehensweise an das Thema und letztendlich war es nie böse Absicht, auch wenn die Konsequenzen dieselben sind. Interessant ist, wie das Thema Mobbing den Schülern schon im Unterricht verleidet und auf eine theoretische Ebene gebracht wird. Wenn der Fall eintritt, wird er nicht mehr erkannt. Auch nicht von den Lehrern, die zwar bemerken, was abgeht und die paradoxerweise die Kommentarfunktion des Schulblogs mit dem Hinweise auf die Ideale der Schule gegen Cybermobbing sperren, und dennoch nicht eingreifen und den Dingen ihren Lauf lassen. Unfassbar und nicht nachzuvollziehen.

Da kann einem Flo echt schon leid tun, auch wenn klar ist, dass sie sich selbst unentschuldbar in diese Lage gebracht hat. Gleichzeitig macht Anna Pfeffer mit ihrem Buch Mut, denn Flo wird eine Lösung für ihr Dilemma einfallen und dabei ist sie glücklicherweise nicht auf den Mund gefallen. Auf humorvolle Weise werden Möglichkeiten angeboten und auch wenn sie manchmal so unfreiwillig lächerlich daher kommen wie eine erzwungene Entschuldigung.

Angesichts des bitterernsten Themas kann man das Buch durchaus für oberflächlich halten, aber wer sich auf den lockeren Schreibstil und den wie immer unfassbaren Wortwitz einlassen kann, der wird sehen, dass Anna Pfeffer die richtige Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, ganz ohne den lehrerhaft erhobenen Zeigefinger erwischt. Lachsalven gibt es bei “Flo” genauso wie die düsteren Momente, in denen die Welt zusammen brechen zu droht.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten, aber auch nachdenklich gemacht. Mit ihrem lockeren, flotten Schreibstil, mit dem sie den Ton der Zielgruppe erwischt, sorgt Anna Pfeffer für ein angenehmes Lesevergnügen und viele heitere Momente. Meine Kinder haben sich nach meinen ersten Lachern ganze Passagen vorlesen lassen, die sie hoffentlich nun zum selbst lesen animieren.

Bei Anna Pfeffer handelt es sich um das Autorenduo, bestehend aus Carmen Schmit und Ulrike Mayrhofer, das bereits mehrere Romane unter dem Pseudonym Rose Snow veröffentlicht hat.

© Tintenhain

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Anna Pfeffer: Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte

Einzelband
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: cbj (20. März 2017)
ISBN-10: 3570174069
ISBN-13: 978-3570174067
Altersempfehlung: ab 11 Jahren
Preis: € 12,99 [D]
Rezensionsexemplar

Cover (c) cbj Verlag

 

5 Kommentare

  1. Lustig – gerade gestern habe ich mir ein Buch von Anna Pfeffer bestellt, das mir auf der Buchmesse empfohlen wurde das ich rezensieren wollte. Du hast es schon rezensiert – jetzt bin ich so frech und reblogge 😉 Hoffe, das ist für dich okay …

  2. Der Titel ist ja mal genial 😀

    Das Thema finde ich auch sehr interessant, vielleicht landet es mal auf meinem Bücherstapel. Bisher habe ich nämlich noch nicht so recht ein Buch gefunden, dass sich vernünftig mit Cybermobbing befasst.

    LG
    Lena

    1. Kommt ein bisschen darauf an, was du zu dem Thema lesen willst. Eine ernsthafte Auseinandersetzung zum Thema ist es ja eben nicht. Dafür ist das Buch einfach zu locker und witzig und mehr auf leichte Unterhaltung ausgelegt. So habe ich es eigentlich dann auch gelesen und mich dabei zum Teil köstlich amüsiert. Immerhin wollen meine Mädels es nun Dank meiner Lachsalven auch lesen!

      Liebe Grüße
      Mona

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