Tintenhain – Der Buchblog

Owen Sheers: I Saw a Man [Rezension]

I Saw A Man
Nach dem Verlust seiner Frau, die bei einem Auslandsdreh in Afghanistan ums Leben kam, zieht Michael voller Trauer in einen Londoner Vorort. Die Nachbarn, eine nette Familie mit zwei Töchtern, verkörpern alles, was Michael glaubt, nie mehr erlangen zu können. Es entwickelt sich schnell eine enge Freundschaft, Michael geht in dem Haus ein und aus. Als Michael eines Tages die Hintertür des Nachbarhauses offen stehen sieht, betritt er das Haus im Glauben, dass niemand darin ist. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf und nichts wird mehr so sein wie es war.


Drei Männer, drei Schicksale. Drei Männer, die Schuld auf sich laden und einen Weg finden müssen, mit ihrer Schuld weiter zu leben.
Da ist Michael Turner, ein Schriftsteller, der gerade seine Frau verloren hat. Eine Journalistin, getötet bei einem Auslandseinsatz in Afghanistan. Dabei hatten sie einander doch noch gar nicht so lange.
Da ist Josh Nelson, der nicht an seinem Platz war, als er hätte da sein müssen. Sein Geheimnis wird für immer eins bleiben müssen.
Und da ist Daniel McCullen, ein Pilot, der mit seiner Arbeit und deren Konsequenzen so nicht mehr weiter leben kann.

Owen Sheers schreibt seinen Roman so spannend wie einen Thriller. Kaum hatte ich “nur mal kurz reingeschaut”, so waren bereits die ersten 100 Seiten verflogen. Auch wenn anfangs nicht klar ist, wohin die Geschichte führen wird, so versteht es Sheers, den Leser bei der Stange zu halten. Nur langsam betreten wir mit Michael das Haus, immer wieder wird der Leser daraus entführt, um zu erfahren, was zuvor geschah. In Rückblenden lernen wir Michael und Caroline, Samantha und Josh kennen. Wir erfahren mehr über ihr Leben und wie sie einander kennenlernten. Erst nach mehr als der Hälfte des Romans erfahren wir, was Michael am Ende der Treppe erwartet und bsi dahin wird es keine Sekunde langweilig.
Der Schock sitzt tief und man fragt sich bis zum Schluss, wie das Ganze nur enden mag. Wie kann man mit einer großen Schuld, die Leben verändert, leben und überleben?

Das Debüt Owen Sheers’ ist ein unglaublich eindringlich erzählter Roman mit lebendigen Bildern, die mir sicher noch lange im Kopf herumspuken werden. Er setzt sich mit aktuellen Themen auseinander, schockiert mit Details und berührt mit den Geschichten von Verzweiflung, Trauer und Ausweglosigkeit. Sein Schreibstil ist fesselnd und seine Sprache ausdrucksstark und gewandt. Dennoch handelt es sich trotz der angedeuteten Handlung (zuviel will man ja auch verraten) nicht um einen Thriller, wer dies erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein.

Sheers’ Figuren überzeugen auf ganzer Linie und es ist faszinierend, mit welchen Strategien sie versuchen, das Leben nach Schicksalsschlägen wieder in den Griff zu bekommen. Zum Ende wendet der Autor einen kleinen überraschenden Kunstgriff an, der den aufmerksamen Leser verblüffen wird.
Ein Buch, das ich ausdrücklich empfehlen kann und für dessen Auswahl ich mich herzlichst bei meinen “Buchschätzern” bedanke!

© Tintenhain

Diese Blogger haben auch mit Michael das Haus der Nelsons betreten
5faesschen

Owen Sheers: I Saw a ManIsawaman

Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt (22. Februar 2016)
Originaltitel: I saw a man
Übersetzung aus dem Englischen: Thomas Mohr
ISBN-10: 3421046697
ISBN-13: 978-3421046697
Preis: € 19,99 [D]
Rezensionsexemplar

5 Kommentare

  1. Halle Mona,
    deine Rezension macht Lust auf das Buch und es liest sich sehr spannend! Ab auf die Wunschliste 😉
    Ein wunderschönes Osterfest wünsche ich dir!
    Liebe Grüße
    Janice

  2. Hi Mona,
    danke für Deine Rezi, bisher hab ich das Buch gar nicht so sehr beachtet aber durch Dich landet es nun erst mal auf die Merkliste 🙂
    Liebe Grüße
    Ela

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