Tintenhain – Der Buchblog

Tibor Rode: Das Mona-Lisa-Virus [Rezension]

(c) Bastei Lübbe

In Amerika verschwindet eine Gruppe von Schönheitsköniginnen und taucht durch Operationen entstellt wieder auf. In Leipzig sprengen Unbekannte das Alte Rathaus, und in Mailand wird ein Da-Vinci-Wandgemälde zerstört. Gleichzeitig verbreitet sich auf der ganzen Welt ein Computervirus, das Fotodateien systematisch verändert. Wie hängen diese Ereignisse zusammen? Die Frage muss sich die Bostoner Wissenschaftlerin Helen Morgan stellen, als ihre Tochter entführt wird und die Spur nach Europa führt – hinein in ein Komplott, das in der Schaffung des berühmten Mona-Lisa-Gemäldes vor 500 Jahren seinen Anfang zu haben scheint… (Klappentext)


Silvester letzten Jahres haben meine Freundin Manuela und ich ein wenig auf Threema gechattet und ich habe sie damit gepiesackt, dass sie inzwischen ausschließlich Thriller liest und dabei kann es ihr eigentlich auch nicht blutig und eklig genug sein. So zumindest mein Vorurteil. Meine Idee “Wie wäre es mit dem Vorsatz 2016 mindestens drei Nicht-Thriller zu lesen?” endete damit, dass sie “Ein ganzes halbes Jahr” in Angriff nehmen würde und ich dafür einen Psychothriller lesen muss.

Da ist er also, mein Silvesterthriller und es beginnt auf jeden Fall schon mal ganz nach dem Motto “Nackt und zerhackt”, denn im Prolog machen wir die Bekanntschaft mit einem Unbekannten, der vor sich einen schönen, weiblichen Körper liegen hat, den er beabsichtigt chirurgisch zu verstümmeln. Mein erster Gedanke war natürlich “Oh mein Gott, kann ich das aushalten?”

Aber ja, denn Tibor Rode setzt in seinem Roman weniger auf eklige Szenen als auf eine gute Grundstory, die es sehr spannend macht, dem Roman auch in tiefere Schichten zu folgen. Auf den ersten Blick geht es um Entführungen mit schrecklichem Ziel, einen Psychopathen auf seinem Kreuzzug, einem suspendierten FBI-Beamten und eine Mutter, die um ihr Kind bangt. Der Stoff, der den Leser in Atem hält und von Seite zu Seite eilen lässt. Doch viel mehr geht es um Kunst, um Schönheit und was der Schönheitswahn der Jahrhunderte mit der Menschheit macht. Hier kann man durchaus auch ins Nachdenken kommen.

Tibor Rode lässt seinen Roman an vielen verschiedenen Orten spielen. Von New York bis Südamerika, von Polen über Italien und England bis nach Frankreich reicht die Suche nach einem mächtigen Mann, der in seinem Wahn die Welt zu zerstören droht. Es sind die schnellen Szenenwechsel, die eine regelrechte Sogwirkung entfalten. Meist befindet sich der Leser an der Seite von Helen, die verzweifelt nach ihrer aus einer Klinik entführten Tochter sucht, dann auch wieder ganz dicht bei dem Mann, der die Fäden in diesem perfiden Spiel in der Hand hält. Interessant sind auch die Szenen, die sich etwa 500 Jahre zuvor im Haus von Leonardo da Vinci abspielen, dokumentiert von einem bedeutenden Mathematiker seiner Zeit. Hier wird die Mona Lisa gemalt, das berühmte Gemälde, das der Anfang allen Übels ist.

Rode baut seinen Roman sehr geschickt auf, er komponiert aus vielen kleinen Szenen ein wunderbares Ganzes, das den Leser auf jeder Seite mitnimmt. Dabei spielt er durchaus mit den Abgründen der menschlichen Psyche, scheut sich aber auch nicht, in sehr geringem Maß ein phantastisches Element einzubauen, was mir sehr gut gefallen hat, weil man manche Dinge nicht mit Logik und Wissen erklären kann.

Während des Lesen hatte ich stets den Eindruck, dass hier sehr gut recherchiert worden ist. Ich bin ja jemand, der gern nebenbei googelt, wenn er auf interessante oder auch zweifelhafte Fakten stößt und ich war zu keiner Zeit enttäuscht. Zwar war ich dadurch Herrn Rode manchmal etwas voraus, aber ich fand es sehr spannend, wie geschickt die Fakten eingebaut wurden.
Mir wurde mit dem “Mona Lisa Virus” jedenfalls wieder ein wenig von meiner Psychothriller-Panik genommen, auch wenn ich weiterhin sehr vorsichtig auswählen werde.
© Tintenelfe

Auch diese Blogger sind dem Mona-Lisa-Virus erlegen:
Buchsichten
5faesschen

Tibor Rode: Das Mona Lisa Virus

(c) Bastei LübbeTaschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (25. März 2016)
ISBN-10: 3785725671
ISBN-13: 978-3785725672
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Preis: € 14,99 [D]
Rezensionsexemplar

3 Kommentare

  1. Huhuuu Liebes!
    Das Buch wurde uns auf der FBM im letzten Jahr vorgestellt. Aber so richtig angesprochen hat es mich nicht. Deine Rezi dagegen umso mehr. Das Buch klingt jetzt für mich viiiiiel interessanter!
    Danke dafür, es wander auf der WuLi wieder weiter nach oben.
    Ab und zu ist es gut, mal aus seiner Komfort-Lesezone auszubrechen. 🙂
    Liebste Grüße
    Sabrina

    1. Genau das! Inzwischen habe ich erfahren, dass ich das Buch aufgrund einer Verwechslung vom Verlag bekommen habe. Auf der LBM hatte ich mit ein paar anderen Bloggern die Möglichkeit zu einem ausführlichen Gespräch mit Tibor Rode und es war toll, sein Buch auseinanderzunehmen. – Autor entdeckt!
      Hab mich gerade noch mal beim Verlag für die Verwechslung bedankt! 😀
      Ganz liebe Grüße
      Mona

      1. Ich habe schon gehört, dass das Treffen mit ihm so toll war.
        Na siehst du, großartig! 🙂

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