Tintenhain – Der Buchblog

Diana Gabaldon: Feuer und Stein (1) [Rezension]

Cover (c) Droemer Knaur

Inhalt:
Schottland 1946: Die junge Krankenschwester Claire ist nach dem Krieg glücklich mit ihrem Mann Frank wieder vereint. In Inverness wollen sie ihre Flitterwochen nachholen. Das Paar verlebt eine glückliche Zeit. Während Frank sich auf die Spuren seiner Vorfahren setzt und Ahnenforschung betreibt, widmet Claire sich den Pflanzen des schottischen Hochlands. Eines Nachts beobachten Frank und Claire Frauen beim Tanz auf dem sagenumwobenen Craigh na Dun, einem Hügel mit einem Steinkreis. Als Claire am nächsten Tag noch einmal auf den Hügel steigt, geschieht das Unfassbare: Die Magie der Steine wirkt und sie wird um 200 Jahre in der Zeit zurückgeschleudert.

Schottland 1743: Claire gelangt mitten in die Vorbereitungen der Jakobiter für einen neuen Aufstand gegen die Engländer. Zunächst muss sie sich gegenüber den misstrauischen Schotten des MacKenzie-Clans beweisen, die die junge Frau mit dem seltsamen Benehmen für eine Spionin der Engländer halten. Doch mittels ihrer Heilkunst kann Claire sich schnell Respekt verschaffen. Claire hat zunächst kein anderes Ziel als zum Craigh na Dun zurück zukehren, um in ihre Zeit zurückzugelangen. Je länger sie verweilt, desto größer wird für sie die Gefahr. Doch unerwartete Unterstützung bekommt sie von dem jungen Jamie, für den sich Claire zusehends erwärmen kann.

 
Um ehrlich zu sein, Diana Gabaldons Highlander-Saga, deren erster Band 1995 (Original 1991) erschien, hat mich nie sonderlich interessiert, bis ich durch Zufall die Serie “Outlander” im Fernsehen sah. Aus Neugier las ich in das Buch hinein und wurde sofort von der Geschichte gefesselt.

Die Faszination ergibt sich aus dem Mix von historischem Roman und in geringerem Maße Fantasyelementen (druidische Magie, Zeitreise) und einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte. Auch gelingt es Diana Gabaldon ein lebendiges, wenn auch recht eindimensionales Bild von Schottland im 18. Jahrhundert zu zeichnen. Düstere Burgen, idyllische, aber arme Dörfer vor dem Hintergrund der überwältigenden, rauhen Highlands. Schockierend sind die Gewaltszenen, derer es im Übermaß gibt. Es wird gefoltert, verstümmelt, verprügelt, vergewaltigt und dabei ist es unerheblich, ob es sich um Mann, Frau oder Kind handelt. Claire befindet sich ab dem Zeitpunkt des Eintreffens in der Vergangenheit in unablässiger Gefahr vergewaltigt zu werden. Hauptsächlich, damit sie gerettet werden kann.

Retter Nummer eins aus der Gefahr ist James Fraser, ein junger Schotte, der sich unter falschem Namen lebend bei den Verwandten des MacKenzie-Clans verborgen halten muss, da er von den Engländern gesucht wird. Er ist ein Held, wie er im Buche steht. Für Frauen nimmt er Prügel und weitaus Schlimmeres auf sich, teilt aber auch liebend gern aus. Für beides gibt es reichlich Gelegenheit, denn Widersacher Jonathan Randall, seines Zeichen Hauptmann der englischen Armee und ironischerweise Vorfahre von Ehemann Frank,  ist ein sadistischer, bisexueller Widerling, der es besonders auf Jamie und Claire abgesehen hat. So müssen die beiden sich auch während des gesamten Buches immer wieder gegenseitig retten, was nach einer Weile Gefahr lief, langweilig zu werden.

Mit Claire Beauchamp schafft Diana Gabaldon eine Figur, die unabhängig, klug, stark und gleichzeitig weiblich und einfühlsam ist. Leider weiß sie nie so richtig, wann ihre Unabhängigkeit und ihr Wissen angebracht sind, so dass sie sich ständig in Schwierigkeiten bringt. Ihr medizinisches Wissen als Krankenschwester erscheint mir manchmal überraschend weitreichend. Auch ist es erstaunlich, wie unkompliziert sie sich in eine so völlig andere Zeit einfühlen kann und wie leicht sie in ihrer Andersartigkeit (schon allein von der Sprechweise her) akzeptiert wird. Das darf durchaus als Kritik verstanden werden, denn hier läge viel Potenzial, um die Geschichte authentischer zu gestalten.

Interessant ist der gewählte Zeitraum um den zweiten Jakobiteraufstand herum – ein geschichtliches Ereignis, das mir bisher kaum bekannt war und das mich veranlasst hat, mich näher damit zu beschäftigen. Tatsächlich ist das auch nötig, da es für mein Bedürfnis viel zu wenig Hintergrundinformationen gab. Der Fokus der Handlung liegt auch weniger auf geschichtlichen Ereignissen als darin, dass sich die Protagonisten in ständiger Gefahr befinden. Mit der Heirat von Jamie und Claire beginnt auch ein fortwährendes Liebesspiel bei jeder, und damit meine ich jeder, Gelegenheit, was ich nach einiger Zeit als ermüdend empfand.

So ist es Diana Gabaldons eingängigem Schreibstil und den vielleicht ein bisschen stereotypen, aber gut ausgearbeiteten Charakteren zu verdanken, dass sich der Roman so leicht und einnehmend lesen lässt. Von Anfang an entwickelt er eine regelrechte Sogwirkung. Es gelingt der Autorin, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und ein Gefühl für das Schottland des 18. Jahrhunderts hervorzurufen, so dass man sich bei dem Wunsch ertappt, Hafergrütze zu kochen, um sie mit einem Holzlöffel zu essen. Mit der im Grunde grandiosen Idee der Zeitreise hadere ich allerdings ein wenig. Mir wird damit zu sorglos umgegangen, sprich: Konsequenzen in der Vergangenheit für die  Zukunft werden vernachlässigt. An einer Stelle dämmert es Claire kurz, aber das Thema wird sofort wieder fallen gelassen, als würde eine nähere Beschäftigung damit den Handlungsverlauf stören.

Ob ich alle (bisher) acht Bände der Reihe lesen werde, weiß ich noch nicht. Aber den zweiten Teil werde ich auf jeden Fall beginnen.

© Tintenhain

Noch nicht genug? Diese Blogger schreiben auch über das Buch
(Warum viele Rezensenten schreiben, das Buch beginne im Jahr 1945, ist mir allerdings schleierhaft.)
Francis Daencis
Chimikos Welt
Reading tidbits

Mehr Infos
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Autorenseite
Die TV-Serie auf VOX

Die Highlander-Saga
1. Feuer und Stein
2. Die geliehene Zeit
3. Ferne Ufer
4. Der Ruf der Trommel
5. Das Flammende Kreuz
6. Ein Hauch von Schnee und Asche
7. Echo der Hoffnung
8. Ein Schatten von Verrat und Liebe
Der magische Steinkreis (Kompendium, erschienen zwischen Band 4 und 5)

Diana Gabaldon: Feuer und SteinCover (c) Droemer Knaur (1)

ungekürzte Neuübersetzung
Taschenbuch:
1136 Seiten

Verlag: Knaur TB (4. Mai 2015)
Originaltitel: Outlander
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Barbara Schnell
ISBN-10: 3426518023
ISBN-13: 978-3426518021
Preis: € 14,99 [D]

 

10 Kommentare

  1. ☺ Willkommen im “Club” – ich habe diese Reihe ja schon vor gefühlten zig Jahrzehnten begonnen und bin jetzt im TV-Wahn.
    Danke für deine Lesemeinung – und vielleicht liest du ja ab und an die Reihe weiter
    LG Hanne

    1. Hallo Hanne,
      ich hatte bei dir nach einer Rezension zum Verlinken gesucht, aber nichts gefunden. Irgendwie hatte ich das noch im Kopf, dass die Reihe dein Ding ist. Den zweiten Band werde ich ganz sicher anfangen.
      LG, Mona

      1. Ah, prima, ich hatte nur noch ein Gewinnspiel gefunden – bei dem ich mich im Nachhinein geärgert habe, nicht mitgemacht zu haben. 😉 Mitgekriegt hatte ich es damals, aber wie gesagt, damals hat mich das Buch gar nicht interessiert.
        Gute Nacht!

      2. Ach menno, das ist ja schade mit dem Gewinnspiel – aber was solls. Du hast ja jetzt die Bücher von Droemer und meine sind alle (bis auf eins) vom blanvalet Verlag
        Schlaf gut

  2. Hi Mona!
    Auf meinem Blog erscheint heute Abend auch ein Beitrag zu dem Buch. Am Ende des Artikels füge ich Links zu anderen Blogs, wie Deinem 😉 hinzu, die das Buch auch bereits gelesen haben. Wenn Du nicht einverstanden bist oder das doof findest, schick mir doch bitte einfach eine kurze Nachricht.
    Viele Grüße
    Kati @Zeit zu Lesen
    http://zeitzulesen.blogspot.de/

  3. Hallo liebe Mona,
    klasse, dass du das Buch gelesen und rezensiert hast. Ich bin auch durch Zufall bei der Serie so kurz vorm Ende hängen geblieben und jetzt möchte ich auch gern in die Bücher einsteigen. Die Serie finde ich richtig toll und deshalb würde ich auch gern in die Reihe einsteigen bevor ich mir die Folgen von Beginn an zu Gemüt führe.
    Die Ausgabe, die du gelesen hast ist eine neue mit überarbeiteter Übersetzung. Ich habe mich dazu schon etwas belesen und die neue Übersetzung soll wohl teils unpassend sein. Ich werde wohl auf die Bücher von Blanvalet zurückgreifen, auch wenn sie mir weniger gefallen. Da ist dann auch der Unterschied zum Beginn der Geschichte 1946 und1945 zu sehen. Es scheint als beginnt die Originalversion 1945. Warum das nun geändert wurde weiß ich nicht. Das ist aber einer der Punkte, warum ich nicht die neue Übersetzung lesen möchte.
    Danke für die aufschlussreiche Buchbesprechung 🙂
    Liebste Grüße,
    Diana

    1. Hallo Diana,
      ich wünsche dir auf jeden Fall viel Vergnügen beim Lesen. Egal mit welcher Übersetzung. Die Neuübersetzung wurde auf Wunsch der Autorin beauftragt.
      1946 ist deshalb logischer, weil der zweite WK bekanntlich am 8. Mai 1945 beendet war. Danach begeben sich die Randalls auf die nachgeholte Hochzeitsreise nach Schottland. An Beltane (Nacht zum 1. Mai) sehen die beiden einem Tanz auf dem Craigh na Dun zu, woraufhin Claire am nächsten Tag durch die Zeit geschickt wird.
      Es widerspricht sich also, dass der Krieg zu Ende ist, sie aber vor Kriegsende bereits ihre Flitterwochen nachholen. Dort sind sie ja auch erst eine Weile unterwegs und Frank macht seine Recherchen zur Familiengeschichte.1946 scheint mir also richtig zu sein und wurde vermutlich deshalb auch korrigiert.
      Liebe Grüße
      Mona

    2. Ich habe gerade noch eine Antwort der Autorin auf die Frage nach dem Jahr gefunden.
      Why is there a date discrepancy between OUTLANDER and CROSS STITCH with regard to the birth of Geillis Duncan?
      The discrepancy in dates is a mistake—it’s a copy-editing error caused by differences between the British edition of the books (which begin in 1946) and the American ones (which begin in 1945). The reason being that the American book was already in galleys when we sold Outlander in the UK.
      The difference occurred after Reay Tannahill, a Scottish historical author who kindly proofread CROSS STITCH before it was published in the UK, said that 1946 would have been a more accurate representation of conditions as I described them in Scotland. So I changed the date—but the Americans wouldn’t let me change it for OUTLANDER, saying that this would involve re-working all the dates, which would mean re-copy-editing the whole thing, and they didn’t want to do that.
      (Quelle:

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