Rezension: Das Haus der verlorenen Düfte (Melisse J. Rose)
Was lange währt, wird endlich gut! Nachdem ich im ersten Drittel des Buches einen Hänger hatte und lieber etwas anderes lesen wollte, habe ich das Buch dann im Urlaub doch noch beendet, und zwar in einem Rutsch. Dranbleiben lohnt sich also.
In der alteingesessenen Familie L’Étoile wird schon seit langer Zeit eine Legende von Generation zu Generation weitergereicht: Einer der Vorfahren, damals schon ein renommierter Parfumeur will im alten Ägypten ein Parfum gefunden haben, mit dem es möglich ist, frühere Leben zu erfahren.
Während Jac L’Étoile sich weigert, an diese Legende der Familie zu glauben und trotz ihrer Begabung dem Parfumhandwerk entsagt hat, ist ihr Bruder Robbie überzeugt davon, dass an der Legende Wahres sein muss. Um die Inschrift auf einem alten Tiegel zu entziffern, weiht er Jacs früheren geliebten Griffin ein. Doch auch die chinesische Maffia und die Führer der tibetisch-buddhistischen Glaubensgemeinschaft sind hinter dem Geheimnis des Beweises der Reinkarnation her.
Wie bereits eingangs erwähnt, hatte ich Schwierigkeiten, in das Buch hineinzufinden. Daran waren nicht nur die vielen, scheinbar wenig zusammenhängenden Handlungsstränge Schuld, sondern auch, dass ich keinen Zugang zu den Hauptfiguren finden konnte. Keine war mir wirklich sympathisch, sie waren mir auch allesamt zu sehr mit Besonderheiten und einer schwierigen Psyche ausgestattet und hatten wenig Identifikationspotential.
Ist zu Beginn noch nicht richtig klar, was die einzelnen Personen für Ziele haben, so tritt mit der Bedrohung für Robbies Leben eine Wende ein, an der sich sowohl die Handlungsstränge einander annähern als auch das Handeln der Personen klarer wird. Bis dahin verlieren sich die Protagonisten noch in den Sümpfen ihrer Psyche und den Erinnerungen an vergangene Zeiten, was ich doch recht ermüdend fand.
Man merkt dem Roman an, dass Melisse J. Rose ausführlich zu den Themen Buddhismus, Reinkarnation und vor allem zur Parfumherstellung im Laufe der Jahrhunderte recherchiert haben muss. Vor allem die ausführliche Beschreibung von Duftnoten und -kompositionen haben es ihr angetan. Gerade am Anfang des Buches haben mich diese detallierten Beschreibungen doch ziemlich gestört, jedoch hat die Autorin dann ein gutes Maß dafür gefunden. Die Abschnitte, in denen es um die tibetische Kultur und den Konflikt zwischen Tibetern und der chinesischen Regierung ging, haben mich zu meiner eigenen Verwunderung am meisten angesprochen. Hier kam Spannung ins Spiel und die Geschichte bekam einen aktuellen Bezug. Der Student Xie ist auch meine Lieblingsfigur.
“Das Haus der verlorenen Düfte” versucht einen Spagat zwischen Historischem, Mystischem Religiösem und Gegenwart. Nicht immer gelingt dies, immer wieder verliert sich die Autorin in Details zur Vergangenheit der Personen sowie in Sachwissen zu Parfums, den Katakomben Paris’ und anderen Themen. Dabei neigt sie zu Wiederholungen. Die Story ist spannend, sobald sie erst einmal in Fahrt gerät und Melisse J. Rose versteht es, den Leser sprachlich mit auf die Reise durch die Welt der Düfte und Gerüche zu nehmen.
Und wer denkt, dass Melisse J. Rose doch ein recht blumig-duftender Autorenname ist, der liegt mit dem Gedanken an ein Pseudonym ganz richtig.
© Tintenelfe
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