Stepha Quitterer: Weltverbessern für Anfänger [Rezension]
An Minnas Schule wird ein Wettbewerb ausgeschrieben: Weltverbessern für Anfänger. Echt jetzt?! Immerhin, der Klasse, in der man sich am meisten engagiert, winkt eine Fahrt nach Tallinn. Minna lässt das erst mal kalt. Bis ihre Oma ins Pflegeheim kommt und glasklar wird, welchem Bereich des täglichen Lebens man eine deutliche Verbesserung verpassen könnte. Also organisiert Minna kurzerhand einen Pflegeheimbesuchsdienst. Keine leichte Aufgabe in einer Klasse, die selbst der Schulpsychologe meidet. Rumgezicke, Liebeskummer, Lehrergenerve und getrennte Eltern tun ihr Übriges. Was nach einigen Anlaufschwierigkeiten dann passiert, übersteigt allerdings nicht nur Minnas Vorstellungsvermögen… (Inhaltsangabe © Gerstenberg Verlag)
Ein wenig hämisch grinst die Grinsinger, die eigentlich Griesinger heißt und Minnas Lateinlehrerin ist, auf jeden Fall als sie verkündet, dass es einen Wettbewerb an der Schule geben soll: Weltverbessen für Anfänger. Kann ja nichts werden bei dieser verwöhnten Generation, die höchstens Schule schwänzen kann. Doch der engagiertesten Klasse winkt eine Fahrt nach Tallinn und auch wenn die meisten gar nicht wissen, wo das ist, klingt es doch sehr verlockend. Es gibt jede Menge Ideen und kleine Projekte und damit auch viele Anwärter*innen auf den großen Preis. Minna und ihr bester Freund Basti besuchen spontan Leute im Altenpflegeheim, nachdem Minna bei einem Besuch ihrer pflegebedürftigen Oma über die dortigen Zustände schockiert ist. Später kommt auch Pawel mit. Mit ihren Stipvisiten im Pflegeheim bringen sie mächtig Wirbel in die Bude und natürlich auch Spaß in das Leben der Bewohner*innen, für die meistens keiner so richtig Zeit hat. Irgendwann wird Minna klar, dass sie jedoch als Klasse nur gewinnen können, wenn alle mitmachen. Aber wie soll man eine Klasse motivieren, in der die meisten nicht einmal miteinander reden und vor der sich selbst die Lehrer am liebsten drücken würden? Nun müssen Minna, Basti und Pawel eine wirklich gute Idee haben.
“Weltverbessern für Anfänger” ist ein dynamisch-witziges, humorvolles und vor Ideen übersprudelndes Jugendbuch, das sich auf ungewöhnliche Weise mit Themen, die viele Jugendliche derzeit bewegen, auseinandersetzt. Es geht nicht nur um Umweltschutz und Nachhaltigkeit, sondern auch um die Entwicklung unserer Gesellschaft, um Miteinander, Rücksichtnahme und weniger Egoismus.
Dabei ist das Buch sehr positiv, manchmal fast schon märchenhaft, wenn sich alles zum Guten hinwendet. Dabei erinnert mich der Roman stark an “Sungs Laden”, das ich sehr mochte und dessen bejahende Integrationsbotschaft mich mitreißen konnte.
Nur sprachlich habe ich sehr mit Stepha Quitterers Erstling gehadert. Die Minna, der Basti, der Pawel – jeder Name hat einen Artikel vorgesetzt und ich konnte es schon bald nicht mehr ertragen. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind die fantasievollen und sprachfertigen Wortschöpfungen, die bildhaft und pointiert, genau auf den Punkt kommen. Manchmal aber und vor allem zum Ende hin wird es zu viel des Guten. Der Sprachstil ist sicher nicht für jede*n geeignet.
Noch fausthiebischer aber wurde die große Pause für mich, weil sich der Basti und der Pawel vor ihre Plakate stellten und fröhlich darüber Auskunft erteilten, was sie sich bei der Erstellung und Beklebung so für ihr Leben gedacht, gewünscht und gesehnsüchtet hatten. Die Finja und die Cosi und die Mia standen anbei und lachten viel, um nicht zu sagen ständig, hingen am Pawelmund, hingen am Bastimund, fanden alles interessant und das meiste zustimmenswert und benahmen sich überhaupt sehr haarig: Sie warfen auf peinlichste Damenartundweise ihre Mähnen von einer Schulter zur anderen und wieder zurück… aus “Weltverbessern für Anfänger”, S. 117
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es war erfrischend anders, voller Ideen und witzigen Situationen – nur eben auch ein bisschen anstrengend.
© Tintenhain
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Leseprobe
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Lizzynet
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Gerstenberg Verlag (1. Januar 2020)
ISBN-10: 3836960249
ISBN-13: 978-383696024
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Preis: € 16,00 [D]
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Hallo liebe Mona,
nein, also sprachlich sollte eine Geschichte auch zur Handlung/Örtlichkeit passen und wo Latein gelernt wird, passt für meinen Geschmack so ein Sprachstil eher weniger.
Aber gut ist ja auch nur meine Meinung..LG..Karin..