Andy Weir: Artemis [Rezension]
Jazz Bashara ist kriminell. Zumindest ein bisschen. Schließlich ist das Leben in Artemis, der ersten und einzigen Stadt auf dem Mond, verdammt teuer. Und verdammt ungemütlich, wenn man kein Millionär ist. Also tut Jazz, was getan werden muss: Sie schmuggelt Zigaretten und andere auf dem Mond verbotene Luxusgüter für ihre reiche Kundschaft. Als sich ihr eines Tages die Chance auf einen ebenso lukrativen wie illegalen Auftrag bietet, greift Jazz zu. Doch die Sache geht schief, und plötzlich steckt Jazz mitten drin in einer tödlichen Verschwörung, in der nichts Geringeres auf dem Spiel steht, als das Schicksal von Artemis selbst. (Inhaltsangabe © Heyne Verlag)
Nach seinem großen Erfolg “Der Marsianer” (Rezension) verlegt Andy Weir den Schauplatz seines zweiten Romans auf den Mond. Dieses Mal steht mit Jasmine „Jazz“ Bashara eine junge Frau im Mittelpunkt, die als Lastenträgerin und Schmugglerin für das Funktionieren und die Annehmlichkeiten der kleinen Gesellschaft unter den Kuppeln der Mondstadt Artemis sorgt. Jazz träumt von einem kleinen Appartement mit einer Dusche, etwas, das sich nur die Reichen hier leisten können. Daher nimmt sie einen gefährlichen Auftrag zur Sabotage an, der sie ihrem Ziel schnell näher bringen wird. Wenn es klappt…
Schon klar, es klappt natürlich nicht – steht ja auch schon im Klappentext. Und wo bliebe die Spannung, wenn Jazz nicht den einen oder anderen Stein aus dem Weg räumen müsste? Oder will jemand Jazz aus dem Weg räumen?
Hat es mich interessiert? Die meiste Zeit ehrlich gesagt nicht. Ich muss zugeben, ich habe mich mitunter entsetzlich gelangweilt. Meiner Meinung nach ist “Artemis” eine mit wissenschaftlichen Details zum Roman aufgebauschte Kurzgeschichte, denn es passiert nicht wirklich viel. In der Hälfte des Buches ist noch nicht mehr passiert als im Klappentext beschrieben wird und als es zum Ende hinging, habe ich mich angesichts der sich verringernden Seitenzahl gefragt, was da überhaupt noch kommen könnte. Was mich bei “Der Marsianer” noch fasziniert hat, hat mich nun gelangweilt. Weir schreibt ohne Zweifel wissenschaftlich korrekt und wenn er Jazz im Vakuum schweißen lässt, glaube ich auch, dass das genau so funktionieren muss und der Kaffee würde auf dem Mond sicher tatsächlich scheußlich schmecken. Allerdings hatte ich auch den Eindruck, dass es zum Beispiel in einer der Kuppeln nur gebrannt hat, damit ich erklärt bekommen kann, wie man einen Brand auf dem Mond löschen müsste. Ansonsten hat das feuer nur wenig zur Geschichte beigetragen.
Besonders ermüdend war jedoch, dass man jeden, und ich meine wirklich jeden Schritt von Jazz begleiten musste. Jeder Handgriff wurde beschrieben und dann noch warum, weshalb, wieso so und nicht anders. Interessant hingegen fand ich dann wieder die Briefe, die Jazz schon seit ihrer Schulzeit mit einem Brieffreund Kelvin in Kenia austauscht und die einerseits beleuchten, was auf der Erde passiert und andererseits ein bisschen mehr über Jazz erzählen. Weirs Idee, Kenia aufgrund seiner Lage zum Äquator zur Weltmacht zu erklären, fand ich mal ganz was anderes. Auch die politischen Verwicklungen brachten ein wenig Spannung, bleiben aber dezent im Hintergrund.
Jazz selbst ist ein interessanter Charakter und trotz ihrer nicht zu verleugnenden kriminellen Energie eine sympathische, bodenständige Frau, die zu ihren Freunden und ihrer Familie steht. Vor allem mit ihrem gesetzestreuen, religiösen Vater gerät sie immer wieder in Konflikt. Abgesehen davon bleiben die weiteren Figuren jedoch leider ziemlich blass.
Im Großen und Ganzen war ich von “Artemis” mächtig enttäuscht und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich noch einmal zu einem Buch von Andy Weir greifen würde.
© Tintenhain
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Broschiert: 432 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (5. März 2018)
Originaltitel: Artemis
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Jürgen Langowski
ISBN-10: 9783453271678
ISBN-13: 978-3453271678
Preis: € 15,00 [D]
Rezensionsexemplar
Hallo Mona,
erinnert mich stark an eine TV-Serie , die ich letztens Mal geschaut habe..ging auch um den Mond, war aber eher spannend durch die Person eines Ermittlers, der irgendwie in dieser Gesellschaft aus Reich und Arm ihren Platz ohne Bestechung usw. suchen musste..
Der hatte nämlich auch Träume von einer kleinen Wohnung mit Dusche….
LG..Karin..
Mmh, da kann ich jetzt nicht mitreden. Ich gucke zu wenig Serien. 🙂
So etwas hatte ich mir schon gedacht. Werde das Buch weiterhin auslassen.