Teri Terry: Exit Now! (Prequel) [Rezension]
Großbritannien nach dem Brexit: Die 15-jährige Sam lebt in einem goldenen Käfig. Hohe Mauern schirmen sie ab vor bettelnden Familien. Panzerglas schützt sie vor Bombenanschlägen. Auf Empfängen lächelt sie zu den Reden ihres einflussreichen Vaters. Doch als Sam die zwei Jahre ältere Ava kennenlernt, erwacht sie aus ihrer Erstarrung:
Wieso gibt die Regierung den Jugendlichen die Schuld am Terror im Land?
Warum kontrolliert die Polizei plötzlich ihre Handys und jede ihrer Bewegungen?
Wohin verschwinden so viele Mädchen aus ihrer Schule?
Sam und Ava fühlen sich, als würde ihnen die Luft zum Atmen genommen und sie wollen sich wehren. Aber wie, wenn das ganze Land sich gegen sie wendet? (Inhaltsangabe © Coppenrath Verlag)
Großbritannien 2024. Die Wirtschaft in Europa liegt am Boden. Die Schere zwischen arm und reich klafft weit auseinander. Die fünfzehnjährige Sam ist Tochter des stellvertretenden Präsidenten und hat alles, was das Herz begehrt. Angestellte kümmern sich um sie und Sicherheitskräfte schützen ihr Leben. Das ist gerade auch notwendig, denn die Bevölkerung wird zunehmend unzufrieden und Terroranschläge häufen sich. Als die siebzehnjährige Schülerin Ava erfährt, dass sie ausgerechnet Sam Nachhilfeunterricht geben will, ist sie wenig begeistert. Zwar bewundert sie das beliebte Mädchen, aber sie kann kaum fassen, in was für unterschiedlichen Welten sie leben. Seit Avas Mutter am Entscheidungstag beschloss nach Schweden zurückzukehren, ist Ava mit ihrem Vater allein und sie versuchen, sich über Wasser zu halten.
Die beiden Mädchen verstehen sich jedoch auf Anhieb gut und Sam beginnt, sich über die Politik ihres Vaters Gedanken zu machen. Die politische Lage spitzt sich immer weiter zu und richtet sich zunehmend gegen Jugendliche. Sam muss sich schon bald entscheiden, auf wessen Seite sie stehen will.
„Exit Now“ ist das Prequel zur Slated-Trilogie von Teri Terry, eine Buchreihe, die ich von der ersten bis zur letzten Seite geliebt habe! Exit Now spielt 30 Jahre vor „Gelöscht“ und somit sind andere Charaktere die Held*innen in diesem Buch. Aber wer sich noch an die Trilogie erinnert, wird so einige davon wiedererkennen. So war mir dann auch relativ schnell klar, wie das Buch für Sam ausgehen wird, denn das wird ja im dritten Band der Trilogie „Bezwungen“ bereits beschrieben. Trotz allem hat es mir aber viel Spaß gemacht, zu erfahren, wie alles begann und wie es soweit kommen konnte.
Teri Terry zeichnet in „Exit Now“ ein erschreckendes Bild, was geschehen könnte, wenn eine Nation sich abschottet und damit wirtschaftliche Interessen plötzlich ins Hintertreffen geraten, dabei spielt sie durchaus auch darauf an, dass das Volk einen Denkzettel verpassen wollte, dessen Folgen wohl nicht erahnt wurden. Auch gegenüber anderen Völker verschließt sich das Land. Wer hierbleiben will, muss auf seine Sprache und Kultur verzichten. Es ist sogar einfacher einen englischen Namen anzunehmen, um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Das Sozialleistungs- und Krankensystem wird verwehrt, solange nicht alle Formalia geklärt sind. Wer
Erzählt wird Exit Now abwechseln von Sam und Ava. Dabei sind die Kapitel sehr kurz gehalten, so dass eine gewisse Dynamik entsteht und man nur so durch die Seiten fliegt. Teri Terry hat einen packenden, lebendigen Schreibstil, der mich immer wieder zu fesseln vermag. Die Charaktere sind authentisch und bieten Identifikationspotenzial. Auch mag ich sehr, dass Liebesbeziehungen bei ihr meist nur angedeutet werden und sich nicht in den Vordergrund drängen. Die Jugendbewegung, die gegen die Regierungspolitik aufbegehrt, erinnert mich an manchen Stellen an #fridaysforfuture und zeigt auch an dieser Stelle, wie aktuell der Roman ist. Allerdings wird auch aufgezeigt, wie der Machterhalt letztendlich nur mit undemokratischen Mitteln gewährleistet werden kann – der Auftakt zu „Gelöscht“.
Ich kann gar nicht sagen, ob es nun besser wäre, erst die Trilogie oder erst das Prequel zu lesen. Zwar hatte ich beim Lesen von „Exit Now“ bereits eine Ahnung, was passieren wird, was natürlich gewissermaßen auch die Spannung schmälert, jedoch kann ich vorstellen, dass dem Leser durch die Kenntnis des Prequels so einige Aha-Momente am Ende der Trilogie verloren gehen. Andererseits fügen sich beide Zeitebenen sehr gut ineinander und die Vorgeschichte ist sehr logisch aufgebaut und beinhaltet keine Widersprüche. Jedenfalls sind mir keine aufgefallen.
Für mich ist „Exit Now“ ein tolles Leseerlebnis gewesen. Es war unglaublich schön, wieder in die Welt eintauchen zu können, obwohl sie sich ja noch sehr von der in 30 Jahren unterscheidet. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass „Exit Now“ eher etwas für Fans der Slated-Trilogie ist. Alleinstehend fehlt im Grunde ein explosives Moment wie das Slaten (Löschen des Gedächtnisses) oder eines gefährlichen Viruses wie in der „Dark Matter“-Trilogie.
© Tintenhain
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Einzelbände
Book of Lies
Mind Games
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Coppenrath (1. August 2019)
Originaltitel: Fated (2019)
Übersetzung aus dem Englischen: Petra Knese
ISBN-10: 3649634198
ISBN-13: 978-3649634195
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: € 20,00 [D]
Rezensionsexemplar
Ahoi Mona,
mir hat das Buch auch richtig gut gefallen, gerade weil es sich so perfekt in die Reihe, aber auch in die aktuellen Geschehnisse einfügt! Und ja, total genial – man kann ausschließlich das Prequel, ausschließlich die Trilogie oder beides in beliebiger Reihenfolge lesen; wobei auch ich empfehlen würde, erst zur Reihe, dann zum Prequel zu greifen ^^
Liebe Grüße, Mary <3
Ja, ich bin für mich inzwischen auch zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, das Prequel hinterher zu lesen. Dass sich die politische Situation in GB so entwickelt hat, dass es Teri Terry für das Prequel in die Hände gespielt hat, ist echt der Hammer. Das hat schon was Prophetisches.
Oder? Fast schon unheimlich, WIE gut die Entwicklungen zur Trilogie passen. Wie alles darauf hinauszulaufen scheint. Wie denkbar alles wird…
Stimmt!
Hi Mona
ich habe dich jetzt bei mir unter der Rezension verlinkt, ich hoffe das stört dich nicht, ansonsten melde dich gerne.
Übrigens stimmt, das besondere was du erwähnst, was in den anderen Romanen zu der Reihe am Start ist, fehlt hier.
Sei lieb gegrüßt
Danke, immer sehr gern. 🙂