Alex Michaelides: Die stumme Patientin [Rezension]
Blutüberströmt hat man die Malerin Alicia Berenson neben ihrem geliebten Ehemann gefunden – dem sie fünf Mal in den Kopf geschossen hat. Seit sieben Jahren sitzt die Malerin nun in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Und schweigt. Kein Wort hat sie seit der Nacht des Mordes verloren, lediglich ein Bild gemalt: Es zeigt sie selbst als Alkestis, die in der griechischen Mythologie ihr Leben gibt, um ihren Mann vor dem Tod zu bewahren. Fasziniert von ihrem Fall, setzt der forensische Psychiater Theo Faber alles daran, Alicia zum Sprechen zu bringen. Doch will der Psychiater wirklich nur herausfinden, was in jener Nacht geschehen ist? (Inhaltsangabe © Droemer Knaur Verlag)
Also erst mal zum Klappentext: Theo Faber ist kein forensischer Psychiater, da hat wohl wieder jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht. Er ist gar kein Psychiater, sondern Psychotherapeut. Da gibt es eklatante Unterschiede. Immerhin aber arbeitet Theo in einer psychiatrischen Klinik, und er interessiert sich brennend für den ungewöhnlichen Fall der Malerin Alicia Berenson. Vor sieben Jahren hat man sie neben ihrem ermordeten Ehemann gefunden. Ein eindeutiger Fall: Sie war es, die ihm mehrfach ins Gesicht geschossen hat. Doch seitdem schweigt Alicia. Einzig ein Bild hat die Malerin nach dem Mord gemalt. Die “Alkestis”, eine Figur aus der griechischen Mythologie, die für ihren Ehemann zum Sterben bereit ist und dafür wiedergeboren wird. Theo Faber ist sich sicher, dass dieses Bild etwas bedeuten muss. Sein Ziel ist es, die Malerin Alicia Berenson zum Sprechen zu bringen. Er ist geradezu besessen von ihrem Fall und gibt dafür eine gute Stelle auf, als sich ihm die Gelegenheit bietet, Alicia näher zu kommen.
Zunächst war ich sehr beeindruckt, wie gut sich der Autor im Themenfeld Psychiatrie und Psychotherapie auskennt, um dann festzustellen, dass Alex Michaelides vom Fach ist. Der Autor hat selbst eine psychotherapeutische Ausbildung und arbeitete für mehrere Monate in einer psychiatrischen Klinik.
Protagonist Theo ist ein sehr empathischer Therapeut, der stets das Wohl seiner Patienten im Sinn hat und dabei auch mal unkonventionelle Wege einschlägt. Er orientiert sich in seinem Handeln an seinem Vorbild Ruth, einer Therapeutin, die ihn selbst als Jugendlichen behandelte und ihm zu einem besseren, erfüllten Leben trotz seiner schweren Kindheit verhalf. Um Alicia Berenson näher zu kommen und ihr Vertrauen zu gewinnen, muss er die Skepsis seiner Kollegen aushalten, die von Theos Plänen alles andere als begeistert sind. Mit seinem Hang, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, gefährdet er zudem das Fortbestehen der Klinik, die zur Zeit auf dem Prüfstand steht.
Mir hat das sehr anschaulich ausgearbeitete therapeutische Setting von “Die stumme Patientin” außerordentlich gut gefallen. Theo nimmt den Leser mit in seine Gedankenwelt und lässt ihn an seinen Überlegungen teilhaben. Spannend ist, dass man auch trotz Alicias selbst gewählten Mutismus’, mehr von ihr erfährt. Tagebuchaufzeichnungen aus den Tagen und Wochen vor dem Mord geben Aufschluss darüber, was eigentlich geschah und man merkt sehr schnell, dass man es mit einer klugen und reflektierten Frau zu tun hat.
Bei mir war die Spannung schon von Beginn an recht hoch, wohl vor allem, weil ich mich auch sehr für Theo und seine therapeutische Ausbildung interessiert habe. Richtig spannend wird es dann mit Beginn der Therapie von Alicia und ich kann versprechen, es steigert sich zum Ende hin noch mal gewaltig. Alex Michaelides reizt den Spannungsbogen bis ins Letzte aus, um dann mit einer Wendung um die Ecke zu kommen, mit der ich wirklich nicht gerechnet hatte, obwohl ich meinte, auf alles vorbereitet gewesen zu sein. Die Handlung ist logisch und auch erzählerisch sehr gut durchdacht. Von mir gibt es für “Die stumme Patientin” eine absolute Leseempfehlung!
© Tintenhain
weitere Rezensionen von Bloggern
Krimines Bücherblog
Broschiert: 384 Seiten
Verlag: Droemer (2. Mai 2019)
Originaltitel: The Silent Patient
Übersetzung aus dem Englischen: Kristina Lake-Zapp
ISBN-10: 3426282143
ISBN-13: 978-3426282144
Preis: € 14,99 [D]
Rezensionsexemplar
Hallo liebe Mona,
die Geschichte gefällt mir sehr gut….das Cover leider weniger, weil ich persönlich finde, dass junge Mädchengesicht zeigt mir keine Malerin oder gar eine Ehefrau..wieso kann man da nicht mal eine reifere Frau nehmen….?
LG..Karin..