Jana Voosen: Santa schmeißt hin [Rezension]
Was wäre, wenn der Weihnachtsmann kurz vor dem Fest alles hinschmeißt und kündigt? Santa Claus hat es einfach satt: Die Kinder tanzen ihm auf der Nase herum, seien Auftritte in der Adventszeit werden zur Tortur und zu allem Übel will ihm sein Vorgesetzter auch noch eine Nachschulung aufdrücken, weil Santa in den Medien nicht als gerade als der gütige Alte mit Rauschebart und sanfter Ausstrahlung daher kommt. Sollen die doch mal sehen, wie die ohne ihn zurecht kommen! Doch da gibt es auch noch die kleine Lotta, die ganz fest an ihn glaubt und einen ganz besonders ungewöhnlichen Wunsch hat.
Eine eher ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, in der magisch Begabte Berufe wie Zahnfee, Sandfrau oder eben Weihnachtsmann ergreifen. Vor allem die Chance, der einzigartige Weihnachtsmann zu werden, ist extrem gering und Santa Claus (sein Name ist Berufung) kann sein Glück kaum fassen. Doch irgendwann wird aus dem Traumberuf ein Alptraum und so ein Weihnachtsmann ist eben auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen. In seiner einsamen, etwas heruntergekommenen Villa am Nordpol schaut er Pornos und betrinkt sich – aber so hat man sich den Weihnachtsmann einfach nicht vorgestellt!
Jana Voosen, deren witzige Chick-lit-Romane ich sehr gern lese, bleibt ihrem wunderbaren Humor treu, auch wenn diese Geschichte völlig anders ist als ich erwartet hatte. Aus Santas Perspektive erfährt der Leser, wie schwer es so ein Weihnachtsmann in unserer konsumorientierten Gesellschaft haben kann, vor allem, wenn man nur von denen gesehen wird, die an einen glauben. Da muss man unter Umständen als Magisches Wesen schon mal in jemanden mit Krawumm hineinlaufen, um sich bemerkbar zu machen.
In ihrem Roman, der teils in Hamburg und teils in der Villa am Nordpol (ich stell mir da so ein einsames Riesenhaus in der Eiswüste vor) spielt, überlappt Jana Voosen Magische Welt und Wirklichkeit, bedient sich nebenbei auch schon mal gnadenlos der Dickenschen Weihnachtsgeschichte und bleibt indes manchmal ziemlich inkonsequent. Während Weihnachtsmänner scheinbar schon unter dem Namen Santa Claus oder Niklas geboren werden, heißt die Zahnfee Connie und der Tod Thorsten. Da alles sehr deutsch anmutet, ist mir wiederum nicht klar, warum denn dann das englische Santa Claus? (Klaus-Peter hätte doch besser gepasst!) Warum kommt der denn durch den Kamin? Gleichzeitig versteht dieses magisch begabte (!) Wesen auch nur Deutsch. Vielleicht ist er ja doch nicht der einzige Weihnachtsmann, sondern nur für deutschsprachige Länder oder gar Kinder zuständig? Oder ich mache mir zu viele Gedanken, wo ich mir keine machen soll und einfach mal eine nette Geschichte eine nette Geschichte sein lassen soll.
Eine nette, und vor allem humorvolle Geschichte ist “Santa schmeißt hin” immerhin, auch wenn es ein wenig braucht, um so richtig in Stimmung zu kommen. Das passiert dann kurz bevor man den Kotzbrocken Santa schon abschreiben will und er so richtig beginnt zu zeigen, was in ihm steckt. Zwar braucht er hier eine Menge Zaunpfähle und kräftige Tritte, aber so ein richtiger Weihnachtsmann muss doch einfach auch ein guter Kerl sein, dem man ein rundum gelungenes Happy End wünscht.
Mir hat das Buch am Ende doch überraschend gut gefallen und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. (Man darf halt nicht so viel darüber nachdenken, so war das nicht gedacht!) Voosen hat schöne Ideen und bringt inmitten Santas Midlife Crisis auch noch eine nachdenklich machende kleine Story unter. Ein bisschen Romantik ist auch dabei, aber alles wohl dosiert und vor allem mit einer kräftigen Prise Humor gewürzt. Alles in allem eine witzige, gelungene Weihnachtsgeschichte.
© Tintenhain
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Hallo Mona,
eine sehr schöne Rezension von dir. Da ich ebenfalls gerne Bücher von Jana Voosen lese, kann ich mir gut vorstellen, dass es mir auch gefallen könnte. Ich glaube man darf wirklich nicht zu viel darüber nachdenken, obwohl ich deine Gedankengänge verstehen kann :-).
Liebe Grüße,
Vanessa
Weihnachtsgeschichten muss man lieben (oder hassen). Ich glaube ich bin irgendwo in der Mitte:
Der Titel ist genial. Ich bin normalerweise nicht so die Weihnachtsbuchleserin, aber dieses Jahr habe ich erstaunlicherweise Lust darauf und werde mir das Buch vielleicht auch noch holen. Danke für die Inspiration.
LG jody
Ich lese auch nur selten mal ein Weihnachtsbuch. Entweder sind Hunde oder Katzen im Titel oder es sind total verkitschte Cover. Ich stehe jedes Jahr im Buchladen und kann mich nicht entscheiden, eins mitzunehmen. 😀
Fröhliche Weihnachten!