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S.K. Tremayne: Eisige Schwestern [Rezension]

Cover Eisige Schwestern (c) Knaur
Cover © Droemer Knaur

Für Angus und Sarah Moorcraft wird ein Alptraum wahr: Sie verlieren ihre Tochter Lydia im Alter von sechs Jahren bei einem tragischen Unfall. Die Eltern sind verzweifelt, doch um sich und Lydias eineiigen Zwillingsschwester Kirstie eine Chance auf ein Weiterleben zu geben, ziehen sie auf eine kleine schottische Insel. Das raue Klima und die Abgeschiedenheit soll die kleine Familie zusammenschweißen.

Doch Kirstie verhält sich immer merkwürdiger. Ihre Frage “Warum nennst du mich immer Kirs­tie? Kirstie ist tot. Kirstie war es, die gestorben ist. Ich bin Lydia.” (S. 21) lässt Sarah an ihrem Verstand zweifeln. Soll sie sich tatsächlich so sehr geirrt haben?

Immer mehr Begebenheiten deuten darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Die psychische Belastung für Sarah nimmt stetig zu, vor allem, weil sie sich immer mehr von Angus entfernt. Misstrauen und Wut nehmen überhand. Wie können sie herausfinden, welches der Zwillingsmädchen damals gestorben ist und was genau ist eigentlich geschehen?


Tremaynes Psychothriller beginnt mit dem Umzug der Familie auf die kleine Insel Torran, die Angus gerade von seiner Tante geerbt hat. Es dauert nicht lange bis die ganz offensichtlich durch den Tod der geliebten Zwillingsschwester traumatisierte Kirstie die alles in Frage stellende Behauptung in den Raum stellt: Ich bin Lydia. Kirstie ist tot.

Von nun an fragt man sich, wer das Mädchen nun wirklich ist und bangt mit der Mutter, die in ihrer Trauer erneut zurückgeworfen wird. Das Ganze ist überschattet von der düsteren, rauen, urwüchsigen Atmosphäre der einsamen Insel, deren Wohnhaus bestenfalls als Bruchbude bezeichnet werden kann. Geister sollen hier leben, erzählt man sich im Dorf auf dem Festland und bald ist nicht mehr klar, was hier eigentlich vor sich geht.

S. K. Tremayne baut in seinem Thriller stetig Spannung auf und geizt dabei nicht mit übernatürlichen Elementen. Manchmal übertreibt er es ein wenig, kriegt aber meist rechtzeitig die Kurve. Die psychisch angespannte Situation der Mutter ist sehr gut getroffen, und auch das kleine, sich verlassen fühlende Mädchen kann man so gut verstehen. Auch Angus ist ein überzeugender Charakter, der aber in der Aufmerksamkeit des Autors weit hinter Sarah zurücksteht. Nur selten wird aus seiner Perspektive berichtet. meist agiert Sarah als Ich-Erzählerin. Tremayne bringt in seinen Roman immer wieder Erkenntnisse aus der Zwillingsforschung ein, um seine Geschichte zu untermauern. Interessant, glaubhaft und doch immer kurz davor, den Bogen zu überspannen.

“Eisige Schwestern” hat mich von der ersten Seite an zu fesseln vermocht. Winzige Andeutungen weisen immer wieder darauf hin, dass damals noch mehr geschehen sein muss. Es werden falsche Spuren gelegt und das Ende überrascht dann doch. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen, auch wenn die mystischen Elemente mich manchmal genervt haben. Die Geschichte ist gut konstruiert und der Spannungsbogen wird konstant gehalten. Ein unblutiger Thriller, der auf psychologische Spannung und Grusel setzt und sich am Ende mit einem unerwarteten Kniff aus der Affäre zieht.

S.K. Tremayne ist ein englischer Bestsellerautor und preisgekrönter Reisejournalist, der regelmäßig für internationale Zeitungen und Magazine schreibt. Er wurde in Devon geboren und lebt heute mit seinen beiden Töchtern in London.

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Leseprobe

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S.K. Tremayne: Eisige Schwestern

Cover (c) Knaur
Cover © Droemer Knaur

Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Knaur TB (4. Mai 2015)
Originaltitel: The Ice Twins
Übersetzung aus dem Englischen: Susanne Wallbaum
ISBN-10: 3426516357
ISBN-13: 978-3426516355
Preis: € 14,99 [D]
Bücherei

8 Kommentare

  1. Ich habe das Buch tatsächlich abgebrochen, weil es mich genervt hat und ich mir nicht vorstellen konnte, dass da noch etwas kommt, was mich großartig hätte überraschen können. Vielleicht habe ich mich ja getäuscht. 😉
    Ich finde es klasse, dass dir das Buch so gut gefallen hat. 🙂
    Liebe Grüße
    Miriam

    1. Ich habe das Buch zweimal enthusiastisch empfohlen bekommen. Ich habe mich auch wirklich gefragt, was nun dahinter stecken würde und bin in einen richtigen Lesefluss geraten. Das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt – manchmal passt es einfach. 🙂

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