Tintenhain – Der Buchblog

Thrillernacht mit Ursula Poznanski und Arno Strobel [Lesung]

Es war meine erste Veranstaltung beim 8. Krimifestival in Braunschweig. Es läuft schon seit letzter Woche und es sind wieder tolle Veranstaltungen und hochkarätige Autoren dabei.
Zur Lesung von Ursula Poznanski und Arno Strobel mit ihrem aktuellen Buch “Fremd” war ich mit meinen Freundinnen Manu und Natascha unterwegs – ihres Zeichens Thriller-Expertinnen. Sie sind halt viel mutiger als ich und lieben es Blut triefend und gewalttätig, während ich mich an die Bücher von Arno Strobel, Sebastian Fitzek und Co. bisher nicht herangetraut habe. Ihr ahnt es schon, mich hat  Ursula Poznanski gelockt, deren Bücher ich sehr gern lese und deren bisherige Braunschweiger Lesungen ich alle besucht habe.

Jason Starr per VideobotschaftSchon am Eingang wurden wir darauf hingewiesen, dass der Autor Jason Starr nicht anwesend sein würde. Irritiert schauten wir auf unsere Karten. Stimmt, da stand auch was von Jason Starr – wir dachten bis dahin, das sei ein Moderator. Doch weit gefehlt! Obwohl der (vermutlich allen nur nicht uns) bekannte Autor nicht persönlich anwesend sein konnte, war ich sehr positiv überrascht. Nach einer Videobotschaft, die er aus den USA gesendet hatte, las der Schauspieler Raphael Traub aus Jason Starrs aktuellem Buch “Phantasien”. Allein, dass der Mann bei Diogenes verlegt wird, hätte mir schon klar machen müssen, dass es sich um etwas Besonderes handelt. Mich jedenfalls hat die Kostprobe aus dem Buch nicht nur in sprachlicher Hinsicht so überzeugt, dass ich mir ein signiertes Buch bestellt habe.
Raphael Traub
Nach einer kleinen Pause waren dann Ursula Poznanski und Arno Strobel an der Reihe. Gut gelaunt begrüßten sie das Publikum so euphorisch, dass sie ankündigten, die Türen abzuschließen und das gesamte Buch vorzulesen. Dann ging ihnen aber wohl auf, dass dann niemand mehr das Buch kaufen würde und beschränkten sich auf die ersten beiden Kapitel von “Fremd”, das ab dem 30. Oktober im Handel erhältlich sein wird. Das Buch ist aus zwei verschiedenen Perspektiven geschrieben, die ersten beiden Kapitel beschreiben sogar dieselbe Szene.

Eine Frau vermutet anhand der Geräusche in ihrer Wohnung einen Einbrecher und ist mehr als erstaunt, ja geradezu verängstigt als der Mann sich zu Hause zu fühlen scheint und auch ihren Namen kennt. Schlimmer noch, er behauptet ihr Verlobter zu sein, doch sie ist sich sicher, diesen Mann noch nie gesehen zu haben. Im Gegenzug ist der Mann mehr als verwundert, was denn mit seiner Joanna los ist. Wieso hat sie Angst vor ihm und warum besteht sie darauf, ihn nicht zu kennen, greift ihn sogar mit einem Briefbeschwerer an? Beide sind jeder für sich ratlos? Bin ich verrückt?

Poznanski und Strobel
Was als lockeres Kapitel-Ping-Pong (“Wir probieren das mal.”) zwischen den beiden bereits als Soloautoren erfolgreichen Autoren begann, entspann sich bald zu einem richtigen Roman. Aus einem lockeren Schlagabtausch – mal eben einen Cliffhanger einbauen und den anderen damit hängen lassen – wurde ein richtiges Projekt, spätestens als klar war, dass das eine richtige Geschichte mit hohem Spannungspotenzial werden würde. So entstand “Fremd” vorrangig im Mailwechsel, nur ab und an trafen sich die beiden Autoren zum Plotten und intensiveren Austausch.

Der Mailverkehr zwischen den beiden war es dann auch, der einen Großteil des Abends einnahm. Man war quasi live dabei, wie Arno Strobel und Ursula Poznanski arbeiten. Wie es von Ursulas “Wann kommt denn endlich das nächste Kapitel, Arno?” bis zum Zelten vor einer Bücherei in Trier mit anschließendem Einbruch kommt, ist eine lange und sehr unterhaltsame Geschichte. Auch Ursulas Verzweiflung beim Schreiben des Kapitels 41 – die ungeraden sind ihre Parts – wurde greifbar. Lässig grinsend kommentiert von Arno Strobel. die herzhaften Lacher des Publikums hatten die beiden Autoren auf jeden Fall auf ihrer Seite. So kam dann auch die Frage aus dem Publikum, ob denn nicht auch der komplette Mailverkehr als Buch erscheinen könne.

Über den Inhalt des Buches verrieten Strobel und Poznanski nichts. Außer den beiden ersten Kapiteln, wobei das zweite im Grunde eine Wiederholung des ersten war, blieb alles ein Geheimnis. Jeder weitere Satz aus dem Buch wäre ein massiver Spoiler, so die beiden Autoren. Nein, geht nicht, geht gar nicht. So blieben also die Fragen nach dem gemeinsamen Schreiben, dem Lektorat, dem Hörbuch und neuen Projekten, die von den Autoren launig und von einem fröhlichem Schlagabtausch begleitet, beantwortet wurden.
mit Ursula Poznanski
Eine tolle Lesung, die informativ war – das Buch lesen kann ich tatsächlich selbst – und vor allem gut unterhalten hat. Natürlich haben beiden Autoren anschließend noch signiert. Ein bisschen schade fand ich es im Nachhinein schon, dass besagter Jason Starr keine Einreisegenehmigung bekommen hatte. Vielleicht schafft er es ja später einmal seinen Reisepass rechtzeitig ausreichend zu verlängern, bis dahin lese ich erst einmal sein Buch.

Eure Tintenelfe, die sich als nächstes auf die Lesung mit Frauke Scheunemann und Kater Winston freut

Leider war es mit Bildern nicht so gut bestellt. Die Scheinwerfer im Hintergrund der Bühne haben mir jedes Bild verdorben. Die bessere Kamera hatte wie immer die Buchhandlung Graff.

10 Kommentare

  1. Huhu Mona!
    Das klingt ja nach einem gelungenen Abend! Da wäre ich auch wirklich gerne dabei gewesen, aber leider klappt es hier in der Ecke nie mit Lesungen. Hach!
    Und ich bin gespannt, wie du das Buch finden wirst. Ich mag ja beiden Autoren total gerne und bin schon tierisch gespannt 🙂
    Liebe Grüße,
    Nicole

    1. Meine Freundin Manu ist absoluter Strobel-Fan, ich mache das bei Ursula Poznanski wieder wett. “Abgründig” habe ich mir mal spontan gekauft, weil ich dachte, Jugendbuch kann ich ab, aber ich muss zugeben, seither steht es im Schrank. Kriegt aber seine Chance – ehrlich. 😀
      Liebe Grüße

  2. Oh Mist, das hab ich irgendwie verpasst. Dabei würde ich die beiden gerne mal live erleben. Vielleicht bietet sich mir ja noch ein Mal die Gelegenheit dazu. 🙂
    Liebe Grüße, Tine

      1. Vielleicht. Ich wohne in Bielefeld und muss dann immer von Tag zu tag entscheiden. Ich habe gerade auch schon gesehen, dass die beiden auch noch in der Mayerschen in Dortmund lesen. Das wäre auch was. 🙂
        Danke für den Tipp auf jeden Fall

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