Rafik Schami: Sophia oder Der Anfang aller Geschichten [Rezension]
Inhalt:
Nach vielen Jahren des Exils in Italien treibt Salman die Sehnsucht nach seiner Heimat Damaskus um. In seinen Träumen wandelt er durch die Gassen seiner Kindheit, aus denen er als junger Mann fliehen musste. Seine Flucht vor den Häschern des syrischen Regimes der 70er Jahre führte ihn über Heidelberg nach Rom, wo er inzwischen zu Wohlstand gekommen mit seiner kleinen Familie wohnt. Eines Tages rückt der Traum in greifbare Nähe. Salman kann in seine Heimat reisen. Doch er ahnt nicht, dass der Feind von früher noch immer auf eine Chance wartet.
Rafik Schami, der großartige Erzähler, der selbst 1971 seine Heimat Damaskus aus politischen Gründen verließ und seither nie wieder gesehen hat, gelingt mit seinem Roman ” Sophia oder Der Anfang aller Geschichten” ein eindringliches Porträt eines Exilanten. Viele autobiographische Details halten Einzug in seine Geschichte und machen das Erleben intensiver und glaubhafter. Doch wie bei Schami zu erwarten ist, geht es um viel mehr als nur um die Erwartungen und Enttäuschungen eines Heimkehrenden. In seinem Roman verwebt er die Schicksale vieler Menschen, zeigt politische Umbrüche und Hintergründe auf und erzählt natürlich von der Liebe.
Es sind viele kleine Geschichten, die Schami wie kleine Schmuckstücke in seine Rahmenhandlung verwebt. Mit mehreren unterschiedlich intensiv angelegten Handlungssträngen springt er gekonnt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, ohne dabei den Faden zu verlieren und überspannt dabei einen Zeitraum von etwa 80 Jahren. Die jüngere Geschichte Syriens wird in kleinen Häppchen serviert und es wird ein eindringliches Bild eines Landes gezeichnet, in dem die Angst vor einem erbarmungslosen und perfiden Regime die Menschen lähmt und sprachlos macht. Schami beschreibt gekonnt das Dilemma und die Sehnsucht, die Emigranten nie los werden, vor allem, wenn sie bei der Rückkehr in die Heimat Angst vor Verfolgung haben müssen. Die Sehnsucht wird mit den Jahren immer stärker, je älter der Mensch wird. Die Kindheit wird verklärt, das Erwachen aus diesem andauernden Traum kann aber nur in Konfrontation mit der Realität erfolgen.
Mir hat “Sophia oder Der Anfang aller Geschichten” sehr gut gefallen. Schamis Schreibstil ist einfach unverwechselbar und macht süchtig nach mehr. Ich habe zwar nicht alle, aber doch die meisten seiner Bücher gelesen und möchte behaupten, dass dieses sein politischstes Buch ist. Auch wenn sich Schami vor allem auf den (kleineren) wohlhabenderen Teil der Bevölkerung bezieht und der Roman vor der Revolution und dem Bürgerkrieg spielt, so gelingt es ihm ein Bild zu zeichnen, mit dessen Hintergrund ein tieferes Verständnis der politische Lage der zur Zeit nach Europa strömenden Flüchtlinge möglich ist.
© Tintenhain
Diese Blogger haben auch in Syrien hinter die Kulissen geschaut und die Facetten der Liebe kennengelernt:
Irve liest
Zeilenliebe
Interview mit Denis Scheck (Deutschlandradio Kultur)
Autorenseite
Rafik Schami: Sophia oder Der Anfang aller Geschichten
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag (24. August 2015)
ISBN-10: 3446249419
ISBN-13: 978-3446249417
Preis: € 24,90 [D]
Leserunde bei lovelybooks.de
Hallo :),
ich habe gerade gesehen, dass du mich verlinkt hast!
Deine Rezension ist schön geschrieben, ich schaue mich mal bei dir um und bleibe als Follower da :)!
Liebe Grüße
Rafik Schami ist überhaupt ein ganz Toller Erzähler. wir mögen die Geschichte von der Frau , die ihren Mann auf dem Markt verkaufte …sehr
Lg KuR
Huhu,
ich habe dich mit dieser schönen Rezension auf meiner Weltreiseseite verlinkt. Ich hoffe, dass das ok ist. Ansonsten sag mit bitte einfach bescheid, dann nehme ich den Link direkt wieder raus 🙂
Liebe Grüße
Ciri
Hallo Ciri, vielen Dank für die Verlinkung! Ich freue mich natürlich darüber. 🙂