Tintenhain – Der Buchblog

Miranda Beverly-Whittemore: Bittersweet [Rezension]

Cover (c) Suhrkamp
 

Inhalt:
Ev Winslow ist reich, beliebt und wunderschön. Alles, was ihre College-Zimmergenossin Mabel nicht ist. Umso mehr freut sich Mabel, als Ev sie einlädt, den Sommer mit ihr in Bittersweet zu verbringen, ihrem eigenen Ferienhäuschen auf dem Landsitz der Winslows in Vermont. Mabel genießt die windzerzausten Segeltörns, das mitternächtliche Schwimmen, Sommerfeste unterm Sternenhimmel, an dem ein Feuerwerk strahlt. Bevor sie weiß, wie ihr geschieht, hat sie alles, wovon sie je geträumt hat: Freunde, die erste Liebe, und zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, dazuzugehören. Doch auf die ungetrübten, flirrenden Tage fällt ein Schatten, als Mabel eine schreckliche Entdeckung macht, und sie entscheiden muss, ob sie aus dem Paradies vertrieben werden will – oder die dunklen Geheimnisse der Familie bewahrt, um endlich eine der ihren zu werden.
Eine strahlende Familie, die das eigene Dunkel in den Abgrund reißen kann: Bittersweet erzählt von einer scheinbar idyllischen, glamourösen Welt und dem Wunsch einer Außenseiterin, Teil dieser Welt zu sein. Um jeden Preis. (Klappentext)


Mabel ist eine Person, die es einem nicht leicht macht, sie zu mögen. Eigentlich mag sie sich selbst nicht mal besonders gut leiden. Sie findet sich zu dick, wirkt immer mürrisch und unzufrieden. Das Leben der anderen erscheint ihr viel erstrebenswerter und wertvoller als das eigene. Zimmergenossin Ev, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, wird zum erstrebenswerten Ideal. Mabel möchte sein wie sie, Teil ihrer glamourösen Welt werden, in der jedes Familienmitglied seiner Uni mal eben so ein wertvolles Gemälde aus der familieneigenen Sammlung schenkt. Die Einladung auf das unvorstellbar große Sommeranwesen der Familie erscheint Mabel demzufolge wie ein Sechser im Lotto. Sie kann kaum fassen, wie ihr geschieht und lebt zunächst in ständiger Angst, wieder fort geschickt zu werden. Nirgends kam sie sich bisher so fehl am Platze vor und gleichzeitig aber auch so richtig. Evs Häuschen “Bittersweet”  und das mondäne Leben der Familie Winslow, die sich nach und nach auf dem Sommersitz einfindet, wird für Mabel zur Leidenschaft. Dieses Leben ist alles, was sie will. Als sich ihr eine Chance bietet, diesem Ziel näher zu kommen, ergreift sie die Gelegenheit, auch wenn sie ahnt, dass sie ein Spiel mit dem Feuer beginnt.
Das Buch hat sich besonders in der ersten Hälfte doch sehr gezogen, um nicht zu sagen, es war langweilig. Wäre da nicht die Frage gewesen, wohin das Ganze führen soll und welche Geheimnisse die Mitglieder der Winslow-Familie verbergen und wem man überhaupt trauen kann, hätte ich das Buch sicher abgebrochen. Die Stimmung ist trübe – wie an einem Sommertag, der im Nebel verhüllt bleibt und an dem es die Sonne nicht schafft durch den grauen Schleier zu dringen. Die Figuren sind bis auf Evs kleine Schwester und ihren Bruder Galway samt und sonders unsympathisch. Oft verhalten sie sich merkwürdig bis dämlich und unglaubwürdig. Es werden immer wieder Geheimnisse angedeutet, wobei ich die Lösung eines der beiden großen Geheimnisse schnell richtig vermutet hatte. Auch Mabel hat etwas zu verbergen und manchmal wird es auch einfach zu viel der Heimlichtuerei, vor allem weil die Autorin oft ausschweifend wird und sich in Details verliert. Dennoch ist es interessant, wie die  Familienmitglieder und zunehmend auch Mabel in ihrer eigenen Geschichte verstrickt und gefangen sind, wie sie einander manipulieren und jeder auf seinen Vorteil bedacht ist. So nimmt die Geschichte auch zunehmend Fahrt auf und wird zum Ende hin noch richtig spannend, wenn Leben auf dem Spiel stehen und sich die Knoten entwirren.
Meiner Meinung nach hat sich die Autorin ein bisschen zuviel vorgenommen und dabei verzettelt. Auch glaube ich, dass Mabel nicht halb so unsympathisch sein sollte wie sie dann aber leider ankam. Dafür sympathisiert die Autorin dann doch zu sehr mit der Aschenputtelfigur und führt leider auch ein unpassend kitschiges Ende herbei.
Beverly-Whittemore schreibt in verschachtelten Sätzen, liebt blumige, wenn nicht gar schwülstige Beschreibungen und versucht sich in philosophischen Formulierungen. Dennoch lässt sich das Buch gut lesen, auch wenn der Spannungsaufbau nicht durchgehend gelingt.
Für mich war das Buch leider eine Enttäuschung. Eine gute Geschichte mit Tiefgang, die leider nicht überzeugend erzählt wurde.
© Tintenelfe
Diese Blogger waren auch in “Bittersweet” und es hat ihnen besser gefallen als mir
Kates Leselounge
Warmer Sommerregen
Svenjas Bookchallenge

 
2 Fässchen

Miranda Beverly-Whittemore: Bittersweet

Cover (c) SuhrkampTaschenbuch: 418 Seiten
Verlag: Insel Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (7. März 2015)
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Anke Caroline Burger 
ISBN-10: 3458360700
ISBN-13: 978-3458360704
Originaltitel:Bittersweet
Preis: € 14,99 [D]
Kaufen und kostenlos liefern lassen: Buchhandlung Graff
Leseprobe
Geliehen von einer Freundin

 
 
 

6 Kommentare

  1. Mir erging es ebenso wie dir. Ich hatte mich ziemlich auf das Buch gefreut, einen Kaufantrag in der ZB gestellt und dann habe ich es nach 129 Seiten auf Eis gelegt. Die Handlung kommt so gar nicht in Fahrt und Mabels Freundin Eve ist eine grauenhafte Egoistin aber das scheint in der Familie zu liegen. Das Buch hätte viel mehr Potential…

  2. Und mir hat es so gut gefallen!
    Die hitzige Stimmung, die verqueren Familienverhältnisse und die Frage, was denn nun dahinter steckt, all das hat mich gefangen genommen. Sympathieträger sind nicht dabei, aber interessante Charaktere. Ich fühlte mich an Donna Tratts Die geheime Geschichte erinnert.
    Lässt Euch nicht abhalten! Das meint die Buchschätzerin

    1. Auf dich habe ich schon gewartet, meine liebe Ann-Kathrin. 🙂 Es tut mir auch echt Leid. Ich glaube, das ist ein Buch, an dem sich die Geister scheiden. Ich finde die Idee wirklich toll, aber der Funke ist bei mir nicht übergesprungen. Ich freue mich auf dich am Donnerstag – dieses Mal mit Lesewunsch. 🙂

  3. Oh, jetzt bin ich aber überrascht! Ich habe das Buch heute als Hörbuch beendet (in nur zwei Tagen!) und ich fand es unglaublich gut. Mir hat es sogar besser gefallen als mein letztes von Katherine Webb. Die Figuren waren so wahnsinnig miteinander verstrickt und wirklich keinem konnte man über den Weg trauen. Hm. So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Lächel.
    Meine Rezi muss ich die Tage noch schreiben und Dir wünsche ich jetzt ganz viel Freude mit Deinem nächsten Buch, das Dir hoffentlich besser gefallen wird!

    1. Hallo Mina,
      ja, die Geschmäcker sind wikrlich unterschiedlich, wie man auch am Kommentar der “Buchschätzerin” sieht. Sie war es auch, die mir das Buch vollkommen begeistert empfohlen hat. Nur hat es mich leider nicht überzeugen können. Ich kann deine Rezension gern noch mit verlinken, wenn es soewit ist.
      Liebe Grüße
      Mona

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert