René Anour: Die Totenärztin – Goldene Rache [Rezension]
Wien, 1908. Die junge Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann liebt ihren Beruf. Auch wenn die Vorstellung, tote Menschen aufzuschneiden – oder die Tatsache, dass sie als Frau überhaupt arbeitet –, für viele ein Graus ist, fühlt sie sich nirgends so wohl wie am gerichtsmedizinischen Institut. Doch ihr neuester Fall gibt ihr ein Rätsel auf. Sie findet eine geheime Botschaft an der Leiche. Ist die für sie bestimmt? Stammt sie vom Mörder? Fanny ahnt noch nicht, dass dieser Mord der Auftakt zu einem Machtkampf zwischen zwei sehr gefährlichen Männern ist. Dass nicht nur sie selbst, sondern auch ein Künstler namens Gustav Klimt hineingezogen wird. Und dass sie unmögliche Entscheidungen treffen muss, um die Menschen, die sie liebt, zu beschützen… (Inhaltsangabe © Rowohlt Verlag)
Endlich geht es weiter mit der “Totenärztin” Fanny Goldmann! Nachdem der erste Band “Wiener Blut” mit einem bösen Cliffhanger endete, war klar, dass wir nun auch im zweiten Band auf den sadistischen Grafen Waidring treffen würden. Dieser lässt keinen Zweifel daran, dass er Fanny in der Hand hat und sie ab jetzt nach seiner Pfeife tanzen muss. So soll sie über die Toten Bericht erstatten, die in der nächsten Zeit in der Gerichtsmedizin ankommen. Tatsächlich ist bei ihnen Einiges ungewöhnlich. Nicht nur, dass Fanny an ihrer Kleidung Botschaften findet, auch bei der Obduktion macht sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Franz erstaunliche Entdeckungen. Schon bald ist sich Fanny sicher, dass es jemand auf den Grafen abgesehen haben muss. Zeigt sich hier eine Chance, ihn ein für alle Mal loszuwerden?
“Goldene Rache” ist der zweite Band der Reihe “Die Totenärztin” und er schließt direkt an den ersten Band an. Wieder einmal gelingt es René Anour auf charmante Weise ins Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu entführen. Für das richtige Zeitgefühl sorgen Ereignisse aus Kunst und Politik. So präsentiert zum Beispiel der Wiener Maler Gustav Klimt sein berühmtes Gemälde “Der Kuss” und wir bekommen eine ganz eigene Version der Entstehung des Bildes.
Für das richtige Wiener Feeling sorgt aber neben den Schauplätzen der wundervolle Schreibstil Anours. Der Wiener Dialekt kommt mit leichter Färbung in den Dialogen vor, sodass man das Gefühl bekommt, mittendrin zu sein und trotzdem alles zu verstehen. Spannend ist auch wieder das medizinische Fachwissen, das Anour ganz beiläufig und auch für Laien verständlich in die Erzählung einbringt.
Was mich aber ganz besonders fasziniert, ist, wie mühelos René Anour seine Figuren immer wieder in schier ausweglose Situationen bringt. Ich bin jedes Mal fast am Verzweifeln und hoffe, dass es irgendwie eine Lösung für sie gibt. Mal ehrlich, wer will schon diesem skrupellosen, machtbesessenen Grafen Waidring ausgeliefert sein, der alle Fäden in der Hand hat? Und Fanny hat wirklich Talent, sich in die unmöglichsten Situationen zu bringen. Gut, dass die mutige junge Frau Freunde an ihrer Seite hat. Hier erwartet uns ein Wiedersehen mit Schlomo (François), Franz und natürlich auch Max sowie der lieben oder auch nicht so lieben Verwandtschaft.
Mir gefallen die Figuren der Romane außerordentlich gut und ich hoffe sehr, dass die Reihe eine Fortsetzung findet*. Auch in “Goldene Rache” gelingt es René Anour wieder einmal medizinisches Fachwissen, interessante Figuren und Wiener Charme vor historischer Kulisse zu einem spannenden, unterhaltsamen Krimi zu verweben. Die Bücher sind meines Erachtens nicht in sich abgeschlossen. Man sollte sie unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen.
Wer den ersten Band, noch nicht kennt, sollte in den nächsten Tagen die Augen offen halten, denn dann wird anlässlich des 10jährigen Jubiläums meines Blogs ein Exemplar von “Wiener Blut” verlost.
*News! Es wird mit “Donaunebel” einen dritten Band geben. Dieser wird voraussichtlich 2022 erscheinen.
© Tintenhain
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1. Wiener Blut
2. Goldene Rache
3. Donaunebel (2022)
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Im Schatten des Turms
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch (19. Oktober 2021)
ISBN-10: 349900559X
ISBN-13: 978-3499005596
Preis: € 12,00 [D]
auch als eBook
Rezensionsexemplar
Hallo liebe Mona,
schön, dass es jetzt noch einen weiteren Teil dazu gibt, denn ich finde diese Thematik so interessant und spannend …da musste Rene Anour einfach weiterschreiben…augenzwickern..oder?
LG..Karin..
Ja, und ich hoffe, es wird auch weitere Bände geben!
Hallo Mona,
wie schön, dass auch der zweite Teil so begeistern kann. Und noch schöner, dass es auch einen dritten Teil geben wird. Fein, dass ich hier so tolle Neuigkeiten zu lesen bekomme. Mir hat der erste Teil unheimlich gut gefallen.
Liebe Grüße,
Nicole