Rezension: Sushi oder Labskaus (Kerstin Michelsen)
Ich leide gerade mit Frau Rossi und bin daher offen für Liebesleid, Liebesglück und einen Hauch Romantik, aber bitte als Fast Food. Daher kam der locker-leichte Sofakuschelroman “Sushi oder Labskaus” von Kerstin Michelsen gerade im rechten Moment auf meinen Kindle, ein Buch zum Abschalten, am besten vor dem Kamin oder wenigstens mit einer Wärmflasche im Rücken.
Florence, Flo genannt, ist Anfang dreißig und hat sich bisher von einem Job zum nächsten gehangelt, ebenso wie sie es mit ihren Liebhabern zu tun pflegt. Als sie sich in Hamburg auf eine Stelle als Assistentin der Geschäftsleitung bewirbt, beginnt für das “Mädchen vom Lande” ein neuer Lebensabschnitt. Justus Thiemann, ihr neuer Chef, sieht aus wie Hugh Grant und wickelt das gesamte weibliche Personal der Knopffirma um den kleinen Finger. Kein Wunder, dass auch Flo dem smarten Juniorchef nicht widerstehen kann, obwohl sie ahnt, dass er niemals ihr allein gehören wird.
Aber auch Flo ist kein Kind von Traurigkeit und beginnt zeitgleich eine Beziehung zu Jan, einem bodenständigen Künstler, der im Lager der Firma beschäftigt ist. Bald schon wächst ihr diese Ménage-à-trois jedoch über den Kopf und sie muss sich entscheiden…
Okay, die Geschichte ist jetzt nicht neu und man ahnt auch schon, wie es ausgehen wird, jedoch ist der Roman leicht und flüssig geschrieben und unterhält auf charmante Weise.
Flo ist eine sehr impulsive Person, die sich ohne Zögern sofort in eine Beziehung wirft. Dabei lässt sie sich ausschließlich vom Augenblick leiten und erinnert dabei ein wenig an ein Kind, das beim Anblick von Schokolade im Supermarkt alles vergisst und einfach zugreift. Manchmal klingt leise durch, dass sie eigentlich anders sein will, auch wenig Wert auf Äußerlichkeiten, Geld und Luxus legt. Letztendlich kann sie sich jedoch dem Reiz von tollen Restaurants, Designerkleidung und vor allem eines heiß umschwärmten Mannes nicht entziehen. Wirklich verstehen konnte ich sie dadurch nie, aber auch nicht die Männer, die sehr wohl voneinander wissen.
In der Hälfte des Buches nimmt die Handlung an Fahrt auf, nicht zuletzt, weil Flo sich ausnahmsweise nicht auf ihr Liebesleben, sondern auf ihren Job konzentriert und hier zeigt, was in ihr steckt. So habe ich den Roman auch in gut zwei Stunden durchgelesen. Das Ende kam mir jedoch etwas zu abrupt und nicht wirklich nachvollziehbar – auf beiden Seiten. Den Inhalt des Zettels, den Flo am Anfang und am Ende des Buches in der Hand hält, fand ich schlicht übersteigert und er kam zu sehr aus heiterem Himmel. Aber das ist vielleicht Geschmackssache.
“Sushi oder Labskaus” ist ein wenig anspruchsvoller, aber unterhaltsamer Roman für eine kleine Auszeit vom Alltag. Da die Figuren einfach nicht aus meiner Welt stammen und ich ihre Verhaltensweisen auch nur selten nachvollziehen konnte, hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, wirkliche Sympathien für sie zu entwickeln, daher gibt es trotz des Lesespaßes, den ich hatte, nur vier Tintenfässchen.
Das Buch
Für Florence, genannt Flo, geht ein Traum in Erfüllung.
Sie reißt sich einen tollen Job unter den Nagel und kann endlich aus der Provinz in die Großstadt ziehen.
Doch in der neuen Firma warten nicht nur berufliche Herausforderungen. Flos Standhaftigkeit wird durch die Avancen des gut aussehenden Juniorchefs auf eine harte Probe gestellt. Wenn dieser verflixt charmante Kerl nur nicht an jedem Finger noch drei andere Frauen hätte!
Und dann ist da auch noch Jan, der Flo ebenfalls nicht mehr aus dem Kopf gehen will …
“Sushi oder Labskaus” ist im Selbstverlag erschienen. Sehr erfreulich anzumerken ist, dass das Buch offensichtlich Korrektur gelesen wurde, was leider nicht immer selbstverständlich zu sein scheint.
“Sushi oder Labskaus” – Kerstin Michelsen
Format: e-book
Dateigröße: 353 KB
Verlag: Kerstin Michelsen (17. Dezember 2012)
Sprache: Deutsch
Das Buch bekommt Ihr hier.
Die Autorin
Kerstin Michelsen, Jahrgang 1963, wuchs in Hamburg und in der Lüneburger Heide auf. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem kleinen Dorf südlich von Hamburg.
eingetragen in Leserpreis-Challenge 2013
© Tintenelfe
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