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Caleb Roehrig: Niemand wird sie finden [Rezension]

Cover (c) cbj Random House

Flynns Freundin January ist verschwunden. Die Polizei vermutet ein Verbrechen und stellt Fragen, die Flynn nicht beantworten kann. Alle Augen sind auf ihn gerichtet, schließlich war – ist – er ihr Freund und sie waren in der Nacht vor ihrem Verschwinden zusammen …

Ein grausamer Mord scheint die naheliegende Erklärung zu sein. Doch die Aussagen von Mitschülern und Freunden zeichnen ein völlig fremdes Bild von dem Mädchen, das Flynn so gut zu kennen glaubte. Er muss herausfinden, was mit January geschehen ist, ohne dabei zu verraten, dass er ebenfalls ein Geheimnis hat. Vor seinen Eltern. Vor seinen Freunden. Und vor allem vor sich selbst … (Klappentext)

Flynns Freundin January verschwindet kurz vor Halloween. Hat ihr Streit kurz zuvor damit zu tun? Aber eigentlich hat sich January schon vorher komisch verhalten. Sie ist Flynn mehr und mehr aus dem Weg gegangen. Und das obwohl sie sich so nah sind, vor allem seit Januarys Mutter den Politiker und Anwärter auf den Senatorenposten Jonathan Walker geheiratet und damit Januarys ganzes bisheriges Leben aus den Angeln gehoben hat. Statt an der staatlichen Riverside-Schule geht sie nur zur privaten Dumas, wo sie den reichen Schnöseln aus dem Weg geht. Hier gehört sie einfach nicht her. Allein  ihre alten Freunde und ihr Job in einem Spielzeugladen lassen sie noch den Boden unter den Füßen spüren.
Doch als eines Abends die Polizei vor Flynns Haustür steht und ihn ins Verhör nimmt, muss er sich den Fragen stellen. Er versucht herauszufinden, was January in den letzten Wochen gemacht hat und wen sie getroffen hat. Dabei muss er feststellen, dass nichts so ist, wie er dachte. January hatte mehr als nur ein Geheimnis.

Caleb Roehrig legt mit dem Jugendthriller “Niemand wird sie finden” einen richtig spannenden Debütroman vor, der nicht nur auf Spannung baut, sondern auch tiefschürfendere Themen aufgreift. Flynn ist ein sensibler, zuverlässiger Junge, in dem January in turbulenten Zeiten einen Fels in der Brandung findet. In Rückblenden erfährt man, wie sich ihre Beziehung entwickelt hat und wie sehr Flynn damit hadert, für das Mädchen nicht der Richtige sein zu können. Denn Flynn hat ein Geheimnis, das er nicht einmal sich selbst eingestehen will, auch wenn zumindest January längst ahnt, dass sehr viel mehr hinter Flynns Zurückhaltung beim Küssen steckt. January ist lebensfroh und voller Träume, doch Flynn muss auf seiner Suche nach ihr erkennen, dass längst nicht alles so war, wie es schien. Mehr und mehr muss er erkennen, dass January Geheimnisse vor ihm hatte und auch die Personen, mit denen er auf der Suche nach ihr in Kontakt tritt, kennen ein Mädchen, das ganz anders ist.

So ist der Thriller von Anfang an spannend und wartet mit überraschenden Wendungen auf. Ein kleiner Verdacht, den ich recht früh hatte, bestätigte sich zwar, aber zum Schluss schöpft Roehrig noch einmal aus den Vollen und gibt der Handlung einen verblüffenden Twist. Flynn als Hauptfigur kann auf voller Linie punkten. Auf der Suche nach January lernt man ihn gut kennen, seine Selbstzweifel und sein Wachsen an der Situation. Auch die Nebenfiguren sind gut gelungen und weisen eine überraschende Tiefe auf. Dabei wählt der Autor ein interessantes Szenario: Der Stiefvater, den die Mutter nur geheiratet hat, um sich abzusichern, ist mitten im Wahlkampf um die Position eines Senators. January wird aus ihrem alten Leben gerissen und wechselt auf eine teure Privatschule. Der neue Stiefbruder scheint ein perverser Junkie zu sein und überhaupt scheinen alle in Januarys neuem Umfeld alle auf ihren Vorteil bedacht.

Roehrig schreibt ansprechend, gefühlvoll und zugleich packend. Probleme Jugendlicher werden glaubwürdig und sensibel angesprochen. Dabei bleibt die Story durchgehend spannend, realistisch und stets nachvollziehbar. Auf Gewalt- oder Ekelsszenen wird komplett verzichtet. Ein toller Thriller für Jugendliche, der vor ernsten Themen nicht zurückschreckt.

© Tintenhain

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Caleb Roehrig: Niemand wird sie finden

Einzelband
Broschiert: 416 Seiten
Verlag: cbj (22. Mai 2017)
Originaltitel: Last Seen Leaving
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Heide Horn, Christa Prummer-Lehmai
ISBN-10: 3570173348
ISBN-13: 978-3570173343
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: 14,99 € (D)
Rezensionsexemplar

Cover (c) cbj Random House

9 Kommentare

  1. Deine Rezension macht wieder einmal Lust darauf, dass Buch nun selbst lesen zu wollen <3 Ich habe es direkt auf meine Geburtstagsliste gesetzt. Hoffentlich bekomme ich es auch 😀

  2. Liebe Mona,

    vielen Dank für diese ausführlich gute Rezension. So kann ich mir sehr gut etwas unter dem Titel vorstellen und ich muss zugeben, dass er sehr verlockend klingt.

    Viele liebe Grüße

    Nisnis

  3. Und ich hatte es befürchtet – natürlich hast du mich neugierig gemacht! Auch Jugendthrillern sollte ich eine Chance geben, und dieses Buch könnte wirklich was für mich sein.

    Liebe Grüße & einen feinen Sonntag dir!

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