Vea Kaiser: Makarionissi oder Die Insel der Seligen [Rezension]
Von Griechenland bis in die österreichische Provinz. Von den Fünfzigerjahren bis in die Gegenwart. In ihrem neuen Roman erzählt Vea Kaiser in ihrem einzigartigen Ton von einer unvergesslichen Familie, die auseinandergerissen wird, um zusammenzufinden.Alles beginnt mit einem vom Krieg entzweiten Dorf an der griechisch-albanischen Grenze. Mit Yiayia Maria, einer Großmutter und Kupplerin par excellence, die keine Intrige scheut, um den Fortbestand ihrer Familie zu sichern. Und mit der klugen, sturen und streitbaren Eleni und ihrem Cousin Lefti, der sich nichts sehnlicher wünscht als Frieden. Doch dann deutet Yiayia Maria die Zeichen falsch und stürzt damit gleich mehrere Generationen ihrer Familie ins Unglück … (Klappentext)
Als ich im Juni die Lesung in der Buchhandlung Graff besuchte (Bericht) und Vea Kaiser einen wundervollen Abend lang erleben konnte, war mir klar, dass “Makarionissi” ein tolles Leseerlebnis werden würde. Dass ich während des Lesens unentwegt “Toll! Toll! Toll!” ausrufen wollte, vor Glück lachen und aus Trauer weinen sollte, damit hatte ich nicht gerechnet. Vea Kaiser schlägt in ihrem Buch einen weiten Bogen: Von einem kleinen vom Aussterben bedrohten Dorf an der griechisch-albanischen Grenzen in den 50er Jahren über Hildesheim in Niedersachsen, Chicago, St. Pölten und die Schweiz bis in die Gegenwart. Es geht um Eleni und Lefti, Cousine und Cousin, einander versprochen im Kindesalter. Das ungleiche Paar wächst gemeinsam auf, einander verbunden und doch zutiefst entzweit. Das Schicksal schmiedet sie aneinander, auch wenn jeder seinen Weg gehen wird.
“Sie schauten sich an und gestanden sich ihre Niederlage ein. Sie kannten sich, seit sie klein waren. Sie hatten alles miteinander geteilt, alles miteinander erlebt. Cousin und Cousine. Freund und Freundin. Ritter und Heldin. Mann und Frau. Selbst in den größten Krisen hatten sie das Grundvertrauen geteilt, stets ein wichtiger Mensch im Leben des anderen zu sein. Doch nun sahen sie sich an und stellten wortlos fest, dass nichts mehr war wie früher. Lefti war kein Teil mehr von Elenis Leben, und Eleni war kein Teil mehr von Leftis.” (S. 164)
Es ist bezaubernd, wie Vea Kaiser mit Leichtigkeit von dieser Familie erzählt, ohne sich dabei zu verzetteln. Hinreißend warmherzig stellt sie ihre Figuren da. Man liebt Eleni genauso wie Lefti. Man bangt und hofft mit ihnen. Die Charaktere wachsen schnell ans Herz und man möchte Ewigkeiten mit ihnen verbringen.
Spielerisch flechtet Vea Kaiser dabei historische Ereignisse der Geschichte Griechenlands und Griechische Göttersagen ein, driftet in märchenhaftes Erzählen ab und bringt den Leser immer wieder zum Lachen. Wenn Lefti seine Deutschlehrerin kennen lernt und ihr am liebsten zu Füßen fallen will, und er bereit ist “in diesen Ozean der deutschen Sprache zu tauchen, um für Fräulein Haselbacher das richtige Verb an die Oberfläche zu bringen.” (S. 130), dann spürt man ein Stück vom Glück.
Vea Kaiser gelingt es, in leichtem Ton und mit hervorragenden Formulierungen eine weitschweifige Geschichte über mehrere Generationen zu spinnen, die ihresgleichen sucht. Den roten Faden verliert sie dabei nie. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und einprägsam.
Mich hat das Buch mitgerissen, verzaubert und zum Lachen gebracht. Auf jeden Fall werde ich auch Vea Kaiser Debüt “Blasmusikpop” nun bald noch lesen, das ich mir bei der Lesung in Braunschweig gekauft habe.
“Und sie lebten gut, aber wir leben besser.”
© Tintenhain
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Leseprobe
Lesung mit Vea Kaiser in Braunschweig
Zehn Seiten – Vea Kaiser liest aus “Makarionissi”
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch (11. Mai 2015)
ISBN-10: 3462047426
ISBN-13: 978-3462047424
Preis: € 19.99 [D]
Bücherei
Hallo Mona,
Ich freue mich, dass dir das Buch so gut gefallen hat! Mir gefiel diese herrliche Leichtigkeit und die Charaktere erst recht. Ich bin froh, dass Nina es so eindringlich empfehlen hat 🙂
Liebe Grüße
Janice
Ich habe das Buch ja schon im Sommer gelesen und die Rezi wartete seit Juli unvollendet in der Pipeline. Das muss nächstes Jahr unebdingt besser werden. 🙂
Hallo Mona, ich habe die Geschichte gehört und auch in Audioform kann ich sie sehr empfehlen! Liebe Lesegrüße Heike