Tintenhain – Der Buchblog

Akram El-Bahay: Bücherstadt – Die Bibliothek der flüsternden Schatten (1) [Rezension]

Cover (c) Bastei Lübbe

Sam ist ein Dieb – aber mit einer List gelingt es ihm trotzdem, in die Palastwache von Mythia aufgenommen zu werden. Er träumt von einem neuen Leben, von großen Aufgaben. Vielleicht wird er gar als Wache des Weißen Königs eingesetzt? Doch statt des Königs soll er nur alte, staubige Bücher bewachen, in der riesigen Bibliothek unterhalb der Stadt. Wie langweilig! Sam kann nicht mal lesen. Bald jedoch erfährt er am eigenen Leib, dass die hallenden Bücherschluchten ebenso gefährliche wie fantastische Geheimnisse bergen … (Klappentext)

Samir ist einer der erfolgreichsten Diebe seiner Gilde, dennoch beschließt er dieses Leben hinter sich zu lassen und als Palastwache dem Weißen König zu dienen und ihn zu beschützen. Doch zu seiner großen Enttäuschung muss er einen Wachtposten in der unterirdischen Bücherstadt Paramythia beziehen. Etwas Langweiligeres als haufenweise alte, staubige Bücher kann er sich kaum vorstellen. Die einzige Abwechslung, bietet sich, wenn Sabah, die wunderschöne Beraterin des Königs, Abend für Abend in die unterirdischen Hallen hinabsteigt und die Tür zum Herzen von Paramythia öffnet, das offensichtlich ein großes Geheimnis birgt. Doch niemand darf das Herz betreten und Sabah und die Wachen achten darauf, dass sich an diese Weisung gehalten wird. Als eines Tages geflügelte Wesen durch den Türspalt gelangen, kann Samir seinen Augen nicht trauen. Asfura gibt es doch nicht wirklich! Er setzt sich auf die Spur der Märchenwesen und lernt eine völlig neue Welt kennen.

“Die Bibliothek der flüsternden Schatten” ist der erste Teil der Bücherstadt-Trilogie von Akram El-Bahay, der mich bereits mit seiner “Flammenwüsten”-Trilogie von seinem Erzähltalent überzeugen konnte. Mit der unterirdischen Bücherstadt Paramythia schafft er in seinem aktuellen Roman gewiss den Traum eines jeden Büchernarren. Bücherstraßen soweit das Auge reicht, unterteilt nach Sachgebieten in verschiedenen Stadtvierteln. Die Märchen und Legenden sind jedoch allein dem Herzen der Stadt vorbehalten und dieses ist zum Unmut der Forschenden verschlossen. Auch das kann man als Liebhaber von Büchern und Geschichten verstehen und natürlich gibt es nichts Wichtigeres und Interessanteres als dem Herzen sein Geheimnis zu entreißen.

In einem orientalischen angehauchten Setting erzählt Akram El-Bahay mit bildhafter, blumiger Sprache von Dieben, Bibliothekaren, Königen und Dienern, Wächtern und scheinbar Träumen entsprungenen Wesen und lässt das lebendige Bild einer märchenhaft-fantasievollen Gesellschaft entstehen. Es macht Spaß mit Samir lautlos über die Dächer von Mythia zu schleichen und seinen geschickten Fingern beim Schlösser öffnen zuzusehen, und gleichzeitig pocht das Herz vor Spannung, ob es gelingen mag. Der Dieb ist ein toller Charakter, den man gern begleitet und der plastisch und authentisch dargestellt wird. Dies gelingt auch bei anderen Figuren wie zum Beispiel dem weisen Gelehrten Hakim und seiner Tochter Kani, die ich sofort ins Herz geschlossen habe.

Die mystische Seite Mythias offenbart sich nur Stück für Stück und ich bin sehr gespannt, welche Wesen, Sagen und Legenden im weiteren Verlauf der Trilogie auftauchen werden. Akram El-Bahay spielt hier mit Fantasyelementen und Wesen aus der orientalischen Erzähltradtion. Untermalt wird die Atmosphäre aus Tausend und einer Nacht durch die “sprechenden Namen”, die dem Arabischen entlehnt sind. Mit ein bisschen Kenntnis der Sprache hat man hier sein wahres Vergnügen und ist vielleicht manchmal in Gedanken schon ein wenig der Geschichte voraus.

Mit “Die Bibliothek der flüsternden Schatten”beginnt ein aufregendes Bücherabenteuer, das mich nicht nur durch die poetische, sinnliche Erzählweise begeistert. Tolle Charaktere, mystische Spannung und eine Atmosphäre voller Abenteuer lassen die Seiten nur so dahin fliegen. Mit wohl dosierten, kurzen Legenden wird zudem an einigen Stellen noch tiefer in die Mythologie eingeführt. Allein die langen Verfolgungsjagden und detaillierten Kämpfe sind zwar anschaulich und lebendig erzählt, ich finde sie allerdings trotzdem eher langweilig. Das ist und bleibt wohl Geschmackssache. Als wirklichen Wermutstropfen empfinde ich allerdings, dass mal wieder das Warten beginnt und ich wohl erst in zwei Jahren erfahren werde, wie das Abenteuer um Samir, Kani und die magischen Wesen in Mythia ausgehen wird.

© Tintenhain


Leseprobe

weitere Rezensionen von Bloggern
His & Her Books
Monis Zeitreise


Werbung

Akram El-Bahay: Bücherstadt – Die Bibliothek der flüsternden Schatten (1)

Trilogie (1)
Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (25. August 2017)
ISBN-10: 3404208838
ISBN-13: 978-3404208838
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Preis: 14,00 (D)
Rezensionsexemplar

Cover (c) Bastei Lübbe

 

 

 

 

12 Kommentare

  1. Wirklich schöne Rezension. ❤
    Mich hat während der Lektüre extrem gestört, dass Samir so sehr im Mittelpunkt des Ganzen steht. Kani ist eigentlich ein toller Charakter und wird gut eingeführt. Danach spielt sie aber immer nur eine Nebenrolle. Mich hat das irgendwann so gestört, dass es richtig frustriend war, weiterzulesen 😀. Aber das Setting war wirklich schön und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.
    Liebe Grüße
    Jane

  2. Vielen, Vielen Dank für diese wundervolle Rezension. Das Buch wird entweder in einer Bibliothek aufgestöbert oder gekauft 🙂

  3. Pingback: Bücherstadt. Die Bibliothek der flüsternden Schatten von Akram El-Bahay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert