Tintenhain – Der Buchblog

Ursula Poznanski: Schatten (4) [Rezension]

Cover Ursula Poznanski Schatten Kaspary
Cover © Wunderlich Rowohlt

Eine Entführung. Drei Morde. Und ein Täter aus der Vergangenheit…
Ein Mann, grausam zugerichtet in seiner Wohnung. Eine Hebamme, ertränkt in einem Bach – zwei Fälle, die Beatrice Kaspary als Ermittlerin im Dezernat Leib und Leben der Polizei Salzburg lösen muss. Schnell erkennt Beatrice, dass die beiden Morde zusammenhängen – und dass sie etwas mit ihr zu tun haben müssen. Denn sie kannte beide Toten. Sie konnte sie nicht leiden. Und sie weiß: Wenn sie nicht handelt, wird es weitere Opfer geben… (Inhaltsangabe © Wunderlich Rowohlt)

Kommt es mir nur so vor oder wird irgendwie jeder Ermittler in einer Krimi- oder Thrillerreihe irgendwann selbst zum Ziel eines Mörders oder Psychopathen? Ich hoffe ja ernsthaft, dass das vorrangig der Fantasie von Autoren entspringt, wer würde denn sonst noch in Mordkommissionen arbeiten wollen?

Nun ist  es als Beatrice Kaspary, die in ihrem vierten gemeinsamen Fall mit Florin Wenninger ganz offensichtlich in die Ziellinie eines Mörders gerät. Perfide wählt er seine Opfer, sie alle haben eins gemeinsam: Bea konnte sie nicht ausstehen. Der Fall geht ihr an die Nieren, denn alle Spuren weisen darauf hin, dass er mit dem Mord ihrer damaligen Mitbewohnerin vor 16 Jahren in Verbindung steht. Die grausame Tötung ihrer Freundin Evelyn, an der sich Beatrice teilweise die Schuld gibt, hat dazu geführt, dass sie überhaupt Polizistin wurde. Der Mörder wurde nie gefasst. Nun ist er also wieder da und mit ihm all die grausamen Erinnerungen.

Ursula Poznanski kann es einfach! Von der ersten Seite an zieht sie ihre Leser in den Bann. Gleich zu Beginn wird man mit dem Mörder konfrontiert, der sein erstes Opfer tötet und man weiß: Das Opfer ist nur Mittel zum Zweck. – Was das Ganze nur noch grausamer macht, jedoch gleichzeitig Fragen aufwirft. Was will dieser Mann eigentlich wirklich?

Beatrice weiß sofort, dass es um sie geht. Doch inwieweit kann sie sich den Kollegen anvertrauen? Will sie sich noch einmal mit der Vergangenheit auseinander setzen und den Kollegen so viel von sich offenbaren? Doch da ist auch Florin, mit dem sie inzwischen mehr als nur der Beruf verbindet. In ihm findet sie einen Vertrauten, der ihr in jeder Situation verlässlich beisteht. Das ist auch in ihrem Privatleben leider nach wie vor unerlässlich, denn Ex-Ehemann Achim nutzt  weiterhin jede Gelegenheit, um Beatrice eins auszuwischen und sie zu demütigen, wo er nur kann.

Beas Nerven liegen bald völlig blank und doch zeigt sie eine Stärke, die bewundernswert ist. Ich mag ihren Charakter, der so stark und klug ist und doch ambivalent, wenn es um Achim und die Kinder geht. Gleichzeitig ist es kaum auszuhalten und man wünscht diesem Achim eigentlich die ganze Zeit die Pest an den Hals. Florin hingegen ist wie ein Fels in der Brandung, gleichzeitig einfühlsam und menschlich. Die Beziehung zwischen den beiden ist zwar durchgängig präsent, drängt jedoch den eigentliche Kriminalfall nicht in den Hintergrund. Hier geht es wiederum ordentlich zur Sache. Der Mörder hält die Polizei gehörig auf Trab, denn die weiß nicht, wo sie anfangen soll und die Abstände zwischen den Morden werden immer kürzer.

So hält Poznanski die Spannung permanent hoch und die Seiten fliegen nur so dahin. Ihr Schreibstil ist packend und flüssig. Trotz des hohen Tempos bleibt genug Zeit, die Charaktere vielschichtig und glaubwürdig zu gestalten. Was mich jedoch gewundert hat, ist, wie genau sich Menschen nach 16 Jahren noch an Gespräche erinnern konnten. Zum Teil sogar an Details, die ihnen bei der damaligen Befragung durch die Polizei nicht eingefallen waren.

“Schatten” ist mal wieder ein packender Thriller, der mich davon überzeugt hat, weiterhin Ursula Poznanski die Treue zu halten, auch wenn es manchmal etwas eklig und brutal wird.

© Tintenhain


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Die Beatrice-Kaspary-Reihe
1. Fünf
2. Blinde Vögel
3. Stimmen (Rezension)
4. Schatten

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Thriller für Erwachsene
Vanitas – Schwarz wie Erde (Band 1)
Vanitas – Grau wie Asche (Band 2)
Fremd (mit Arno Strobel)
Anonym (1) (mit Arno Strobel)
Invisible (2) (mit Arno Strobel)
Fünf (Kaspary/Wenninger Band 1)
Vögel (Kaspary/Wenninger Band 2)
Stimmen (Kaspary/Wenninger Band 3)
Schatten (Kaspary/Wenninger Band 4)

Jugendbücher
Aquila
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Layers
Saeculum
Thalamus
Die Verratenen (Eleria 1)
Die Verschworenen (Eleria 2)
Die Vernichteten (Eleria 3)

Kinderbücher
Buchstabendschungel
Die allerbeste Prinzessin


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Reihe, Band 4
Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Wunderlich (10. März 2017)
ISBN-10: 3805250630
ISBN-13: 978-3805250634
Preis: € 14,99 [D]
Rezensionsexemplar
Cover Ursula Poznanski Schatten Kaspary
Cover © Wunderlich Rowohlt

6 Kommentare

  1. „Ich hoffe ja ernsthaft, dass das vorrangig der Fantasie von Autoren entspringt“ – Lt. Frau Poznanski auf der Lesung, auf der ich neulich war: ja. Wie sagte sie so schön… normalerweise sei die Arbeit in der Mordkommission eher unspektakulär, denn in der Regel sei der Täter jemand aus dem direkten Umfeld: „Die besten Chancen haben Sie, von jemandem um die Ecke gebracht zu werden, der im selben Haushalt wohnt.“

  2. Hallo Mona,

    sehr fein, wenn Ursula Poznanski weiterhin die Qualität hält. Kleinere Abstriche musste ich bisher bei allen Krimis der Reihe machen, trotzdem lese ich sie total gern. Jetzt wandert es natürlich gleich auf die Wunschliste.

    Liebe Grüße & schönen Sonntag,
    Nicole

    1. Ich finde, sie schreibt toll und ihre Geschichten sind stimmig. Ich mag auch gern, wie sie Charaktere zeichnet. Da darf man auch gern mal Abstriche machen. Ich lese sie ja zum Beispiel trotz der zeitweise auftretenden Brutalität.

      LG
      Mona

  3. Pingback: Schatten von Ursula Poznanski | Literaturrezensionen

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