Tintenhain – Der Buchblog

Dicker, schneller, weiter! [Babytalk]

BabytalkWer Eltern mit Babys kennt, wird wissen, wovon ich spreche: Der Konkurrenzkampf der Mütter beginnt direkt mit der Ankunft des heißgeliebten Nachwuchses. Als erstes werden die Geburtsdaten verglichen, denn man muss dringend herausfinden, wer das schwerste und längste Kind bekommen hat. Muss irgendwofür wichtig sein – wahrscheinlich eine Prognose für den späteren Erfolg im Leben. Letztens hat mir ein junger Mann im Brustton der Überzeugung erzählt, er habe 5 Kilo gewogen und sei 70 Zentimeter lang gewesen. Meine Zweifel galten nichts, schließlich hat Mama es ihm so gesagt. Wer gern eine Prognose für das Alter von ca. 25 haben möchte: Er ist nicht besonders groß, sehr schlank und sportlich und hat eine eigene Praxis für Physiotherapie aufgemacht.
Später übertrumpfen sich Mütter gern gegenseitig mit “Also, meine Tochter schläft schon seit Wochen (!) durch!” “Dafür hat mein Sohn schon zwei süße kleine Zähnchen”. Das setzt sich dann so über Schnuller abgeben, trocken werden und andere Meilensteine der Kleinkindentwicklung fort. Weiter geht es dann natürlich im Kindergarten mit Schleifen binden, bis 10 zählen oder gar komplizierte Sachen rechnen und wer macht die tollste Mottogeburtstagsparty fort. Sehr witzig übrigens von Benni-Mama in “Große Ärsche auf kleinen Stühlen” (Rezension) beschrieben.
Aber habe ich gesagt, das beginnt, wenn das Baby da ist? Weit gefehlt! Es geht bereits in der Schwangerschaft los. Da werden Bäuche begutachtet und bewertet, Geburten verglichen und sich gegenseitig mit Schwangerschaftwehwechen übertrumpft.
Ich hätte es ja ahnen können als schon vor Wochen eine mir völlig fremde Frau sagte, dass sie ja einen viel dickeren Bauch gehabt habe und soundsoviel Kilo zugenommen habe. Bei mir sei ja für die 25. Woche ja gar nichts zu sehen. Überhaupt fühlt sich inwzwischen jeder dazu berufen, mich auf meinen Bauch und meine Gewichtszunahme anzusprechen. Selbst die schlanke Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs “prahlte” mit 24 zusätzlichen Kilos in der eigenen Schwangerschaft – da konnten wir alle einstecken. Witzig finde ich wiederum die Rückschlüsse von der Bauchform auf das Geschlecht des Kindes. Es hält sich ja hartnäckig das Ammenmärchen, dass ein spitzer, nach vorn gewölbter Bauch für einen Jungen spricht, während die Mädchen sich “breit machen” würden. Nun ja, wir wissen es besser. 😉
Auch sehr schön sind nachher immer die Kreißsaalgeschichten, wenn sich die Frauen mit der Dauer der Wehen zu übertrumpfen versuchen und dramatisch ausrufen: “Ich hatte 24 Stunden Wehen!” Als wäre das irgendwie was Wünschenswertes, was man keinesfalls verpassen dürfe. Besonders spannend sind dann auch die Beschreibungen von Dammriss und der Anzahl der Stiche beim Dammschnitt. Da höre ich mir dann doch lieber an, welche Farbe und Konsistenz denn heute der Stuhlgang des Babys gehabt hat.
Mein Mann findet das alles zum Grinsen. Er meint: “Am Ende hat sowieso die gewonnen, die den dicksten Kopf rausgepresst hat!”
Eure Tintenelfe
P.S. Und wenn das nächste Mal jemand zu mir sagt: “Echt? Nur noch 3 Wochen? Sieht aus wie 6. Monat!”, dann werde ich ganz erstaunt antworten: “Ja, komisch, ne? Dabei sind es sogar Zwillinge!” 😉
 
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13 Kommentare

  1. Oh man!! Da kann man nur hoffen, von diesen Sachen nicht angesteckt zu werden *g* Oder andere vernünftigere Eltern zu treffen.
    Das Einzige, das ich mir immer wünsche ist, so schnell zu gebären wie meine Mutter das bei mir wohl gemacht hat. Das klang immer angenehmer als 12-24h Wehen 😉

    1. Wenn du es schaffst, dich dem zu entziehen, gebührt dir meine Bewunderung. Mein Mann kann das glücklicherweise ganz gut und beim zweiten wird man dann auch entspannter. 🙂
      Das mit der Geburt wird schon, raus kommen sie immer und danach ist alles vergessen. Ehrlich, der Hormoncocktail bewirkt Unglaubliches. 🙂

      1. Lach, ja das hört man immer wieder mit dem Hormoncocktail, aber bei dem Gedanken an eine Geburt wird mir trotzdem ganz anders 😉 Noch ist es ja nicht soweit, aber in 1-2 Jahren wollten wir schon so ein Baby haben.
        Aber schön, Deine Erfahrungen mitlesen zu können. Hihi. Das ist immer etwas besonderes, finde ich.

  2. Der absolute Horror….Aber ich lehn mich gerne bei Elternsprechtagen zurück und sehe mir an wie sie sich gegenseitig zerfleischen…Ganz schlimm fand ich damals die Mütter auf den Spielplätzen, die mit Highheels und perfekt zurecht gemacht auf den Spielplätzen mit einem Glas Sekt saßen… und kein anderes Kind das Buddelzeug ihrer Kinder auch nur ansehen durfte…
    Geburtsvorbereitungskurse habe ich mir nie angetan.. =D
    Durch Marias Geburt habe ich eine andere erschreckende Seite von kleingeistigen Eltern kennengelernt…die perfekten Mütterglucken haben Angst das ihr Goldstück sich an einem körperlich behinderten Kind anstecken kann.
    Bei all dem ” mein Kind kann schon…- Gehabe” denke ich mir immer ” und die Stille in denen das große Wunder der Entwicklung vorgeht, verpasst ihr, weil ihr euch keinen Raum gebt euer Kind zu beobachten”
    Ich bin jeden Tag dankbar das ich so liebevolle Kinder habe.. trotz Adhs Chaos, schlechten Noten…nur einer Fremdsprache..keinem Tennis, Ballet, Klavier und Mathehochleistungskurs…Kinder sollten Kinder sein dürfen. So genug Palaver =D
    Ich wünsche Dir eine wundervolle und einfache Geburt. Und das deine kleine Dame einen sanften und schönen Weg ins Leben hat. Und dir viel Kraft für die Zeit danach…möge dein Körper seinen Schlafpensum auf wundersame Weise auf die hälfte Reduzieren *g
    Alles Liebe Alex

    1. Das hast du schön geschrieben.
      Ich meide Spielplätze, ich finde die viel zu anstrengend. Mütter, die sich für ihre Kinder an der Schaukel anstellen zum Beispiel. Oder das liebevoll glucksende “Das macht man aber nicht, mein süßer Schatz!”, wenn Kinder einander verletzen. Ich bin da leider nicht so entspannt. 🙂
      Wir haben glücklicherweise einen großen Garten und für die Spielkameraden geht sie dann in Krippe und Kindergarten.

  3. Liebe Tintenelfe,
    das hast Du sehr schön geschrieben 🙂
    Ich wünsche Dir eine schnelle und unkomplizierte Geburt. Fühl Dich gedrückt!

  4. Das immer aus allem ein Wettkampf gemacht werden muss *kopfschüttel*
    Ich finds auch immer merkwürdig, wenn frischgebackene Eltern oder Großeltern einem stolz erzählen, wie viel das Kind aufs Gramm genau gewogen hat. Das vergisst man als Unbeteiligter doch eh sofort wieder, es sei denn, es ist wirklich ein 7 Kilo-Baby 😀
    Aber wer weiß, vielleicht sieht man das anders, wenn man selbst erstmal Kinder hat…

    1. Ich kann mir das auch nicht merken. Nachdem die Hebamme beim Messen meiner Tochter meinte: “Naja, sagen wir mal 50.”, nehme ich das auch nicht mehr für voll. 🙂

  5. Oh ja, dieser ganze Wettstreit, zum weglaufen. Spielplätze gehören zu den Zonen, die ich weitläufig umgehe und die Vorbereitungskurse waren eine amüsante Abwechslung. Ich finde auch, dass man Kinder Kinder sein lassen sollten. Daß eine ist schneller, dafür ist ein anderes aber nicht dümmer.

  6. Diese Tendenz zu den Schauergeschichten habe ich noch nie verstanden und möchte aktuell auch möglichst wenig davon hören. So unmittelbar vor der Geburt will ich mir weder vorstellen, 24 h Wehen aushalten zu müssen, noch einen 70 cm langen und 5 kg schweren Brummer aus mir rauszupressen! Man macht sich doch schon genug Sorgen, und auch beim Gewicht bin ich momentan einfach froh um jedes Kilo, das meinen Rücken und die geschwollenen Füsse nicht noch mehr belastet, die müssen schon genug schleppen. Ist es denn so eigenartig, wenn man einfach ein gesundes, “normales” Kind nach einer möglichst schmerz- und komplikationslosen raschen Geburt haben möchte? “Durchschnitt” mag rückblickend nicht besonders spannend klingen, aber wenn man das Ganze noch vor sich hat, kann das sehr viel verheissungsvoller sein als die Extrem-Varianten…
    Und (realistische) Erfahrungsberichte sind ja gut und recht, wenn jemand sie wirklich hören will, aber ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, andere nie ungefragt mit solchen Geschichten zu behelligen. Mal sehen, ob ich mich aus diesem Wettbewerb auch tatsächlich raushalten kann oder ob man im hormonumnebelten Zustand wirklich derart unzurechnungsfähig wird 😉
    Dir und deiner Kleinen alles Gute für die letzten Wochen!
    LG, Julia

  7. Dein Mann ist cool! Ja, ja die werdenden und frisch gebackenen Mamas. Aber irgendwie erkennt man sich dann doch in manchen Sachen wieder oO, selbst jetzt noch und mein Sohn ist inzwischen 8 Jahre alt.

  8. Hihi, eine sehr schöne Darstellung des “Muttertums” 😀 gehöre selbst zwar noch nicht dazu, höre mir zur Zeit aber liebend gern Geschichten einer meiner besten Freundinnen an, die mit ihren Würmchen regelrechte Feindschaften erlebt xD
    Ich finds klasse, dass du das so ironisch betrachten kannst und hoffe, dass ich irgendwann so darüberstehen kann, wenn es bei mir in weiter Ferne mal soweit sein sollte. Alles Liebe weiterhin für deine Familie und dich!
    Viele Grüße, Packingbooksfromboxes

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