Tintenhain – Der Buchblog

Benni-Mama: Große Ärsche auf kleinen Stühlen [Rezension]

Cover
Inhalt:
»Elternabend oder Darmspiegelung? Vor die Wahl gestellt würde ich lieber zum Arzt gehen!«
Benni-Mama weiß, wovon sie spricht: Intrigen und Korruption, Mobbing und Machtspiele kommen nicht nur unter Managern vor. Wo Jungs- und Mädchenmütter, Erzieher der alten Schule und Kuschelpädagogen sich auf kleinen Stühlen zum Elternabend treffen, um einen Laternenumzug zu organisieren oder den biologisch korrekten Speiseplan zu erörtern, fliegen die Fetzen. Benni-Mama packt aus. (Inhaltsangabe vom Verlag)
 
Meinung:
Benni-Mama, so wird die Autorin seit Eintritt ihres Sohnes in den Kindergarten nur noch genannt, berichtet humorvoll vom Eltern-Alltag in einer Elterninitiative. Da geht es um vollwertig-abgestimmte Biokost, Läuseplage, Windpockenpartys und Kindergeburtstagswettrüsten, die die einen Eltern vor eine persönliche Herausforderung stellen, die anderen aber genervt die Augen verdrehen lassen. Die Elternabende ähneln einem Kriegsschauplatz und immer wieder müssen die Erzieherinnen an den gesunden Menschenverstand appellieren, der den übereifrigen Eltern dann doch manchmal abgeht.
Im Umschlag des Taschenbuches stellt Benni-Mama die anderen Eltern der „Wilden Schlümpfe“ vor. Da gibt es Bio-Bärbel, die am liebsten allen vorschreiben würde, was und wie gekocht wird. iDad, der schon seit zwei Jahren an der Homepage der Elternini bastelt oder Therese-Mama, die aufopferungsvoll versucht, den Laden zusammenzuhalten und dabei doch nur belächelt wird.
Schon bei der Leseprobe habe ich immer wieder herzhaft lachen können und viele Situationen aus meiner eigenen KiTa-Erfahrung wiedererkannt. Das Buch ist leicht zu lesen und die kurzen Abschnitte verleiten zum Weiterlesen, so dass ich das Buch in einem Rutsch teilweise laut lachend durchgelesen habe.
Ich kann mir vorstellen, dass einige Leserinnen die Schilderungen des Eltern-Alltags bei den „Wilden Schlümpfen“ für vollkommen übertrieben halten. Zumindest bleibt zu hoffen, dass die Suche nach einem KiTa Platz sich nur bei den wenigsten so dramatisch und nervenaufreibend gestaltet wie für Benni-Mama: Wöchentliche Anrufe, um zu versichern, dass man noch interessiert sei, unentgeltliches Kuchen backen, Geld spenden und das Anpreisen nicht vorhandener (handwerklicher) Fähigkeiten. Andererseits habe ich sämtliche Themen in 6 Jahren Elternini am eigenen Leib erfahren dürfen und ja, Eltern sind wirklich so und in Elterninis wird tatsächlich jede Kleinigkeit ausdiskutiert bis man nur noch schreiend weglaufen will.

In den „Elterntypen“, die die Autorin so treffend und sicherlich auch etwas überzeichnet charakterisiert, findet sicher jeder jemand Bekannten oder auch vielleicht sogar sich selbst wieder. Die vergnüglichen Beschreibungen der Elternabende samt ihrer Diskussionen über Putzdienste, Englisch im Kindergarten und Essenskonzept schildern auf witzige Weise treffend, wie Eltern sich bis ins kleinste Detail einbringen wollen und dabei auch immer wieder über die Stränge schlagen.

Fazit:
Große Ärsche auf kleinen Stühlen“ ist nicht nur eine köstliche Unterhaltung, sondern hält auch Eltern einen Spiegel vor. Ich empfehle deshalb dieses Buch unbedingt als Präsenzexemplar für jede Elterninitiative oder als Pflichtlektüre zum Aufnahmeantrag!
© Tintenelfe

Benni-Mama: Große Ärsche auf kleinen Stühlen5 Tintenfässchen

CoverTaschenbuch: 240 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; (8. Oktober 2013)
ISBN-10: 3596197163
ISBN-13: 978-3596197163
Preis: 8,99€ [D]
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14 Kommentare

    1. Ja, Grundschule kann auch anstrengend sein. Wobei bei uns der Kindergarten echt nicht zu toppen ist. Klingt jetzt zwar sehr negativ, aber natürlich hatte er auch seine guten Seiten, 🙂

  1. Das wäre ein Buch für mich! Ich hab ja selbst die Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und dabei 1 Jahr im Kindergarten gearbeitet. Mobbing unter Kollegen, anstrengende Eltern, furchtbare Termine… kann ich alles bestätigen. Der Grund, warum ich dann aufgehlrt habe. Ich liebe die Kinderpädagogik und das hat mir immer große Freude bereitet. Aber nicht, wenn ich auf meinen Arbeitsplatz komme und von den anderen gemobbt werde. Wenn unter Kollegen Streit und Wut herrscht und manche Erwachsene heulend wegrennen. Ich war damals 19 – mir hats gereicht 😉
    Aber es mit Humor zu nehmen udn daraus ein Buch zu machen – super. das kommt gleich mal auf die WuLi, damit ichs nicht vergesse 🙂

    1. Ich kann Dich verstehen. Bei uns haben auch zwei Erzieherinnen aufgehört, weil es einfach zuviel wurde. In einer Elternini ist es besonders anstrengend, weil die Eltern meinen, dass sie als “Arbeitgeber” auch bei allem mitreden können müssen.
      Unstimmigkeiten im Team kann es aber überall geben.
      Ich hoffe für Dich, dass Du einen besseren Job gefunden hast. 🙂
      Liebe Grüße

      1. Klar, Unstimmigkeiten kann es immer geben. Das ist ja auch okay. Aber es ist nicht okay, jemanden zu behandeln als wäre er schlecht. Oder jemanden zum heulen zu bringen. Ständig zu lästern usw. Auf Dauer geht das nicht.
        Ich studiere 😉 Bin fast fertig und damit bald auf Jobsuche. Wie es dann wird – mal schaun *g*

  2. Freut mich, dass es dir auch so gut gefallen hat 🙂
    Und traurig aber war: Benni-Mama hat soooo recht 😀
    lg
    Steffi

    1. Ich glaube, ich habe in dem Buch so ziemlich jeden Aufreger aus der Kindergartenzeit entdecken können, inklusive Eltern, die als Nichtmuttersprachler mit ihren Kindern Englisch (mit deutschem Akzent) sprechen, um sie “so früh wie möglich zu fördern”.

  3. Ich will mir das Buch auch unbedingt kaufen. Habe gerade schon wieder so eine kleine Kindergarten-Erfahrungs-Katastrophe hinter mir. Bin echt schon gespannt 😉

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