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Markus Heitz: Totenblick [Rezension]

Cover Markus Heitz Totenblick
Cover © Droemer Knaur Verlag

Der aufstrebende Konzertpianist Armin Wolke wird eines Abends auf dem Heimweg überfallen und entgeht nur knapp einem tödlichen Zusammenprall mit einer Straßenbahn. Doch am nächsten Tag dringt ein Fremder in seine Wohnung ein, er wird betäubt und verschleppt. Armin Wolke ist damit zum ersten Opfer eines selbsternannten Künstlers geworden, der bekannte Kunstwerke mit realen Menschen nachstellt.
„Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters“ – ein Hinweis, der die schnell einberufene SOKO „Bildermorde“ ins Grübeln kommen lässt. Allen voran Kommissar Peter Rhode, der im Laufe der Ermittlungen mit seinem etwas zwielichtigen Freund Löwenstein, auch mal unkonventionelle Wege beschreitet, dem Mörder das Handwerk zu legen.

Nach „Oneiros“ (Rezension) war ich schon sehr gespannt auf den neuen Thriller von Markus Heitz. Auch in “Totenblick” gelingt es ihm wieder, eine spannende Geschichte zu konstruieren. Er verzichtet dabei jedoch bis auf eine kleine Szene und das alternative Ende auf übernatürliche oder phantastische Elemente. Fans wird es sicher interessieren, was die beiden Bücher miteinander zu tun haben. Letztendlich beschränkt sich das Gemeinsame auf die Stadt Leipzig, der Heitz wieder eine kleine Liebeserklärung macht, und gelegentliche Auftritte des Bestatters Konstantin Korff, die ein paar Insider bereithalten.

Die Stadt Leipzig ist in „Totenblick“ sehr präsent, was Kenner der Stadt sicher erfreuen wird, mich aber manchmal etwas genervt hat. Ich muss nicht wissen, welche Straße wohin führt und wo man hinkommt, wenn man links abbiegt. Manchmal liest es sich wie ein Stadtführer und es hilft der Handlung auch nicht weiter. Ein bisschen mehr Verständnis für diese Detailverliebtheit konnte ich aufbringen, als ich mich freute, dass Ares Löwenstein in einem Schnellimbiss auf seinen Widersacher trifft, dem gegenüber ein Hotel liegt, in dem ich mal übernachtet habe. (Wer es kennt und Geocaching macht, da liegt auch ein Cache. ;-))

Die Handlung ist durchgehend spannend und ein besonderer Reiz liegt in der Idee des “Totenblicks”, einerseits in Bezug auf den Aberglauben, aber vor allem auch in Hinblick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse, ohne hier zu viel verraten zu wollen. Heitz folgt nicht nur der Spur der Morde auf Ermittlerseite, sondern gibt immer wieder auch Einblicke in die Gedanken des psychopathischen Mörders und anfangs auch auf die letzten bewussten Minuten der Opfer. Dabei gelingt es ihm, die grauenvollen Morde zwar vorstellbar zu machen, überlässt es aber dem Leser zu entscheiden, wie viel davon ins Kopfkino gelangen kann. Besonders bei der Darstellung von „Guernica“ war ich unendlich dankbar für die Barmherzigkeit, nicht die Opfersicht erleben zu müssen und das grauenvolle Bild nicht bis ins Detail aufgedrängt zu bekommen. Daher ist “Totenblick” zwar manchmal echt harter Tobak, aber Heitz ist glücklicherweise nicht darauf angewiesen, den “Thrill” durch Gemetzel-, Ekel- und Folterszenen zu erzeugen.

Mit den Figuren habe ich so manches Mal gehadert: Ein Kommissar mit ADHS, der sich keine Namen merken kann, ist zwar irgendwie mal was anderes, aber das ewige „Dings-berg“ und „Weißen-dings“ ging mir schon auf den Keks. Erfreulicherweise nimmt das dann aber trotz der ständig vergessenen Medikamente ab. Ansonsten ist Peter Rhode ein sympathischer Charakter, der zwar ehrgeizig ist, aber dennoch auch seiner jüngeren, zielstrebigen Kollegin den Erfolg gönnt.

Eine besondere Rolle kommt Rhodes Freund, dem Personaltrainer und ehemaligen Rocker Ares Löwenstein zu, bei dem der Name dann auch Programm ist. Interessant wird er durch den Gegensatz zu seinem Privatleben, wo er nicht sich nicht nur als Laienschauspieler betätigt, sondern sich auch rührend um die beiden Töchter sorgt, mit den diversen Exfrauen super auskommt und glücklich in einer Beziehung mit einer hochbegabten Mathematikstudentin lebt, die sich ihren Lebensunterhalt mit Poledance verdient. Überhaupt die Frauen, sie werden meist mit einem Parfümduft beschrieben und man erfährt in der Regel auch, ob sie es sich figurlich „leisten können“, dies oder das anzuziehen und mit Männern, die ihre Freundin „Kirsche“ nennen, kann ich so gar nichts anfangen (gilt übrigens auch für Torte, Schnitte und Schnecke).

“Totenblick” ist ein spannender, gut recherchierter Thriller, der zwar starke Nerven fordert, aber dabei die Grenze zur Geschmacklosigkeit nicht überschreitet. Ohne die mystische Komponente folgt er letztendlich jedoch dem typischen Schema aller Thriller und ist damit zumindest für mich nichts Besonderes.

© Tintenhain


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Einzelband
Broschiert: 528 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. August 2013)
ISBN-10: 9783426505915
ISBN-13: 978-3426505915
Preis: € 9,99 [D]
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Cover Markus Heitz Totenblick
Cover © Droemer Knaur Verlag

2 Kommentare

    1. Naja, ich lese ja nicht so viele Thriller. Spannend ist das Buch auf jeden Fall, wenn auch nach dem typischen Schema: Psychopath mordet Leute, Polizei tappt im Dunkeln, Psychopath treibt’s immer doller, will ja erwischt werden. Ermittler kommen so langsam dahinter, Psychopath nimmt das persönliche Umfeld ins Visier… Aber trotzdem spannend. 😉

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