Tintenhain – Der Buchblog

Jenny-Mai Nuyen: Noir [Rezension]

Es ist ja nun schon einige Tage her, dass ich Euch von meinem Leseeindruck von Jenny-Mai Nuyens neuem Jugendroman “Noir” berichtet habe. Nun habe ich das Buch endlich gelesen.
Cover (c) Rowohlt
4 Faesschen
Seit dem Autounfall, bei dem seine Eltern starben und den Nino Sorokin nur knapp und schwer verletzt überlebte, kann er erkennen, wann jemand sterben muss. Auch sein eigener Todeszeitpunkt ist ihm bekannt. Mit 24 Jahren wird er sterben, er weiß nicht warum und wie, aber dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, sein Schicksal zu ändern. Kurz vor seinem 24. Geburtstag stoßen Nino und seine Freunde auf einen mysteriösen Zirkel, der mit Gläserrücken unter Drogeneinfluss, Kontakt zum Jenseits aufnimmt. Bei Nino funkioniert das so erstaunlich gut, dass der undurchsichtige Meister und Mentor Monsieur Samedi auf Nino aufmerksam wird. Nino lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein, nicht zuletzt, weil die unnahbare Noir, ein zerbrechlich schönes Mädchen, das bei Monsieur Samedi lebt, eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübt.
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich sehr angetan von der schönen Aufmachung. Das Cover zeigt die zerbrochene Autoscheibe vom Unfall der Eltern. Dieses Motiv wiederholt sich im Buch als Ankündigung des zweiten Erzählstranges, der im JETZT aus der Ich-Perspektive Ninos erzählt. Der Haupterzählstrang findet in der dritten Person als Rückblende statt. Zum Ende des Buches finden die beiden Stränge zueinander und verschmelzen in der Gegenwart.
Ich muss sagen, ich habe mich zu Anfang doch sehr schwer getan, in die Geschichte hineinzufinden. Die “Vorblenden” in das Jetzt habe ich nur schwerlich in einen Zusammenhang bringen können, sie haben mich eher verwirrt. Wirklich verstanden habe ich sie erst als ich sie nach Beenden des Buches noch einmal las.
Der Schreibstil Jenny-Mai Nuyens ist toll, auch wenn ich teilweise das Gefühl hatte, dass sie in der Konstruktion der Sätze übertrieben hat. Manches las sich wie aus einem Schreibseminar und wirkte eher aufgesetzt. Das hat mich beim Lesen auch gestört, aber etwa ab der Hälfte wurde das Lesen angenehmer und flüssiger. Ab und zu verliert sich die Autorin auch ins Philosophische, was der Geschichte den Drive nimmt. Andererseits bleibt soviel Spannung, dass ich mich nicht aufs Nachdenken und Philosophieren einlassen konnte.
Nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Nebenfiguren des Buches sind plastisch und bleiben im Gedächtnis, auch wenn mir das Gefühl in der Beziehung zwischen Nino und Noir gefehlt hat. Der Begriff der Liebe muss irgendwie ein anderer sein als in meiner Vorstellung. dafür dass Nino jemand ist, “der lieben kann”, bleibt er mir zu oberflächlich und sowohl die Liebe zu seiner Schwester als auch die zu Noir bleibt mir zu blass und emotionslos.
Ein wenig Schwieirgkeiten hatte ich auch mit dem sorglosen und unkritischen Umgang mit Drogen aller Art, auch wenn zum Ende des Buches klarer wird, warum Drogen und Zigaretten eine zentrale Rolle spielen müssen. Bis dahin wirkt es eher verherrlichend, was ich für bedenklich halte.
Hat man “Noir” erst einmal gelesen, ist es richtig gut, man muss nur dranbleiben. Vieles erschließt sich wirklich erst ganz zum Schluss und ich denke auch, dass “Noir” ein Buch ist, das man zweimal lesen muss. Ich kann mir gut vorstellen, das man dann mehr Muße hat, Jenny-Mai Nuyens Gedanken zu Leben, Seele, Unendlichkeit und dem “Tropfen im großen Fluss” besser zu folgen.
© Tintenelfe

3 Kommentare

    1. Naja, wie gesagt, am Anfang war es etwas schwierig, aber im Nachhinein ist das Buch echt gut. Habe aber inzwischen schon einige Rezensionen gelesen, die sich schwer getan haben.
      LG, die Tintenelfe

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