Tintenhain – Der Buchblog

Peter Stamm: Agnes [Rezension]

3faesschen
(c) Fischer Verlag
„Agnes“ ist das Buch, welches wir gerade in unserem “Buchclub” lesen. Am Montag werden wir in netter Runde darüber sprechen. Ich bin schon sehr gespannt, weiß ich doch, dass Peter Stamm der Lieblingsautor von einer Leserin ist.
Es geht um einen Schweizer Buchautor, der in der Universitätsbibliothek eine junge Studentin kennen lernt, Agnes. Sie verlieben sich, ziehen zusammen und Agnes bittet den Ich-Erzähler, dessen Namen wir nicht erfahren, darum, eine Geschichte über sie zu schreiben – ein Porträt ihrer selbst. Der Erzähler zögert, geht dann aber darauf ein. Er beginnt, Agnes genauestens zu beobachten, um jedes Detail festhalten zu können. Bald ist er besessen vom Fortschreiben der Geschichte über Agnes und vernachlässigt darüber seine eigentliche Arbeit. Erstaunt stellt er fest, wie sehr sich doch die Wahrnehmung der beiden voneinander unterscheidet. In der Gegenwart angelangt, beginnt das Manuskript immer mehr zum Drehbuch ihrer beider Leben zu werden, bis es etwas geschieht, das nicht im Drehbuch stand…
Peter Stamm, ein Schweizer Autor, schreibt eher distanziert, mit eindeutiger Sprache und ohne Floskeln. Sein Schreibstil ist beobachtend-beschreibend, die Personen bleiben unnahbar, seltsam emotionslos und auch die gegenseitige Liebe konnte ich für mich nicht erfassen. Die Protagonisten wirkten auf mich wie Schablonen ihrer selbst. Die Stimmung beim Lesen regengrau und traurig-trüb.
Genauer betrachtet bietet das Buch jedoch viel Denkanstöße, zum Beispiel, wenn Agnes fragt: „Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?“ und der Erzähler antwortet: „Nein, […] alles wäre irgendwie … sinnlos. Wenn es danach weiterginge.“ (S. 26) Es stellt sich auch die Frage, wie Realität und Fiktion in einer Beziehung so ineinander übergehen können, dass sie nicht mehr auseinanderzuhalten sind und ob so etwas wirklich möglich ist.
Auch wenn das Buch ein schales Gefühl bei mir hinterlassen hat und nicht den Wunsch geweckt hat, mehr von Peter Stamm zu lesen, freue ich mich, dass dieses Buch für die gemeinsame Leserunde ausgewählt wurde und ich so einen Autor gelesen habe, von dem ich sonst kein Buch in die Hand genommen hätte.
Ich bin nun sehr gespannt auf unser Treffen.
© Tintenelfe

3 Kommentare

  1. Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen (mehr hier: ), bin nach einem anderen Buch von Peter Stamm (Wir fliegen) darauf gestoßen und war positiv überrascht, wie sehr es mich angesprochen hat. Da ich gerne Bücher mag, die sich mit der Erinnerung und ihrer Ungenauigkeit befassen, war ich hier wohl auch richtig bedient :).

  2. Hallo Tintenelfe, deine Rezension ist zwar schon etwas länger her, aber ich war kürzlich zur Erfurter Herbstlese bei Peter Stamm. Das Buch “Weit über das Land” hat mich nicht wirklich gefesselt. Es erinnert mich an die Personen in dem von dir rezensierten Buch, obwohl der Inhalt rund um den Prof. wesentlich spannender klingt. Peter Stamm war eher distanziert, erst später taute er auf und zeigte etwas von seinem sympathischen Selbst. Liebe Grüße, ich freue mich auf weitere Rezensionen von dir.

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